Weitere Vorstöße in Russland

"Putin kocht vor Wut" – Ukraine dringt weiter vor

Der Vorstoß ukrainischer Truppen auf russisches Gebiet dauert an, ein weiterer Landkreis in Grenznähe wird evakuiert.

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"Putin kocht vor Wut" – Ukraine dringt weiter vor
Der russische Präsident Wladimir Putin lässt sich in regelmäßigen Meetings über die aktuelle Situation aufklären. Aktuell hat der Kreml-Despot wenig Grund zur Freude.
via REUTERS

"Die Tatsache, dass unsere Jungs in Kursk sind, ist gut. Wir haben zwei Jahre lang eingesteckt. Sie sollen mal spüren, wie das ist. Das ist für unsere Kinder und Enkelkinder."

Was Oleksandr aus Saporischschja gegenüber der deutschen "Tagesschau" sagt, macht klar, dass der ukrainische Einmarsch zumindest ein Ziel erreicht hat: die Hebung der Moral in der eigenen Bevölkerung.

"Es ist unklar, was die Armee zu halten gedenkt"

Wie sinnvoll und nachhaltig der weiter anhaltende Vorstoß ist, ist indes umstritten. Gleichzeitig ist die Lage auch fast eine Woche nach Beginn des Angriffs unübersichtlich, belastbare Informationen gibt es auch jetzt kaum.

Das amerikanische Institute for the Study of War berichtet, die ukrainischen Truppen seien etwa 20 Kilometer in russisches Territorium vorgestoßen. Dass die Ukraine dieses Gebiet aber auch wirklich kontrolliert, bezweifelt der amerikanische Militäranalyst Michael Kofman. "Es ist unklar, was die Armee kontrolliert, und was sie zu halten gedenkt", so Kofman in seinem Podcast zum Ukraine-Krieg.

Schleppende Verlegung von russischen Einheiten

Sicher ist: Kiew ist eine große Überraschung gelungen - wobei sich der Angriff auf Russland signifikant unterscheidet von vorherigen Vorstößen auf russisches Gebiet. So sind erstmals ukrainische Soldaten und keine Milizen und Partisanen beteiligt, dazu scheint die Operation von langer Hand geplant worden zu sein.

Ebenso gewiss ist, dass das überrumpelte Moskau einen Gesichtsverlust hinnehmen musste - und weiterhin keine gute Figur macht: Die Verlegung von Einheiten in die überfallene Region verläuft offenbar nur schleppend und unter Verlusten: So zerstörte ein ukrainischer Luftangriff eine Kolonne von vierzehn Militärlastwagen. Auch sollen eine ganze Reihe von russischen Kriegsgefangenen gemacht worden sein, unter ihnen Mitglieder der tschetschenischen Sondertruppe Achmat.

Hunderte russische Kriegsgefangene?

"Wir wissen nicht, wie viele, aber höchstwahrscheinlich sind es Hunderte", sagt Analyst Kofman. Experten wie Gustav C. Gressel gehen davon aus, dass die ukrainische Führung Druck für mögliche Verhandlungen mit Russland erzeugen will. "Dafür braucht sie Verhandlungsmasse, die sie sich jetzt mit schnell und günstig besetztem Territorium erkämpfen will", sagt er im Interview mit Spiegel.de.

Der Einmarsch sei für Putin persönlich ein "Schlag ins Gesicht", der Präsident "kocht vor Wut", er sei "in schlechter Laune", berichten Medien unter Berufung auf den Kreml-Insider Pjotr Koslow, der sich wiederum auf ranghohe russische Beamte beruft.

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    Die ukrainische Armee attackierte die russische Grenzregion Kursk.
    Die ukrainische Armee attackierte die russische Grenzregion Kursk.
    via REUTERS

    Putin in der Zwickmühle

    Der Vorstoss der Ukraine untergräbt nicht nur Putins Image als starker Mann, der in seinem Land für Sicherheit sorgt. Nach offiziellen Angaben sind 76.000 Einwohner des Krisengebiets zu Flüchtlingen geworden, tatsächlich dürften es noch mehr sein.

    Putin befinde sich in einer Zwickmühle, sagt der Ukraine- und Verteidigungsspezialist Nico Lange: Soll der ukrainische Angriff heruntergespielt werden oder soll er aufgeblasen werden, um das Narrativ der Ukraine als "Aggressor" zu stützen?

    Aus völkerrechtlicher Perspektive - um die sich Putin zwar nie geschert hat - liegt der Fall klar: Das Recht eines Staates auf Selbstverteidigung wird durch nichts eingeschränkt, solange der Uno-Sicherheitsrat keine Maßnahmen erlässt, was er nicht getan hat.

    Liste offenbart Schwäche

    Das russische Verteidigungsministerium versucht sich derweil auf Schadensbegrenzung - aber macht gleichzeitig die eigene Schwäche noch sichtbarer. So veröffentlichte das Ministerium am Sonntag eine Liste mit "Erfolgsmeldungen", wo man überall die Truppen des Gegners an einem Durchbruch gehindert habe.

    Die erwähnten Siedlungen liegen zwischen 20 und 28 Kilometer von der Grenze entfernt. Stellenweise sind ukrainische Voraustrupps somit viel tiefer ins russische Territorium eingedrungen als vermutet.

    Evakuierungen

    Derweil dauert der Vorstoß ukrainischer Truppen auf russisches Gebiet an. Am Wochenende hissten ukrainische Soldaten in manchen Dörfern ihre Fahnen an öffentlichen Gebäuden, um die Vertreibung der russischen Sicherheitskräfte zu markieren.

    Die Behörden im Gebiet Belgorod haben jetzt die Evakuierung eines Landkreises direkt an der Grenze angeordnet - ein weiteres Eingeständnis dafür, wie stark Moskaus Regime durch den ukrainischen Vorstoß bei Kursk herausgefordert wird.

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      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS

      Auf den Punkt gebracht

      • Ukrainische Truppen dringen weiter in russisches Gebiet vor, was zu einer Hebung der Moral in der eigenen Bevölkerung führt
      • Die Lage ist jedoch unübersichtlich und die Kontrolle des Gebiets durch die Ukraine wird bezweifelt
      • Der Vorstoß untergräbt Putins Image als starker Mann und stellt ihn vor eine Zwickmühle, da er in eine schwierige Position gebracht wird
      • Die Evakuierung eines Landkreises nahe der Grenze ist ein weiteres Eingeständnis für die Herausforderung, der sich das Regime in Moskau gegenübersieht
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