Ukraine

"Putin ist zu nett" – Igor Girkin will Präsident werden

Der ehemalige Geheimdienstler Igor Girkin lässt immer wieder mit Kritik an Putins Kriegsführung aufhorchen. Bald wird er nun wohl zum Konkurrenten.

Newsdesk Heute
Igor Girkin befindet sich seit Ende Juli hinter Gittern – nun will er Putin herausfordern. 
Igor Girkin befindet sich seit Ende Juli hinter Gittern – nun will er Putin herausfordern. 
REUTERS

Seit beinahe 20 Jahren ist Igor Girkin schon im Auftrag des russischen Staates unterwegs. Ganz am Anfang auf dem Balkan, dann in Tschetschenien, bevor er sich in der Ukraine einen Namen machte. 2014, als Russland die Krim annektierte und die Separatistenbewegungen im Osten der Ukraine anzettelte, war er mittendrin statt nur dabei. Er fungierte als Anführer der Russland-treuen Truppen vor Ort. Indem er im Auftrag des Kremls den Krieg in der Ost-Ukraine anzettelte, wurde er als Ultra-Nationalist bekannt. Außerdem wurde er für seine Beteiligung am russischen Anschlag auf Flug MH17 (298 Tote) 2022 in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt.

Nun will der Mann, der in Moskau gerade auf der Anklagebank sitzt, ein neues Kapitel in seinem Leben aufschlagen: er will Wladimir Putin als russischen Präsidenten ablösen. Am Donnerstag verkündete der 52-Jährige seine Kandidatur bei der Wahl im kommenden Jahr folgendermaßen: "Der Präsident weigert sich, militärische Aktionen zu leiten. Ich halte mich in militärischen Angelegenheiten für kompetenter als der amtierende Präsident und sicherlich auch als der amtierende Verteidigungsminister, sodass ich die Aufgabe des Oberbefehlshabers so wahrnehmen könnte, wie es nach der russischen Verfassung sein sollte."

Putin sei "zu nett"

Doch damit nicht genug. Girkin wirft Putin vor, "zu nett" zu sein – außerdem sei er "ein extrem leichtgläubiger Mensch". Westliche Spitzenpolitiker und -politikerinnen wie Angela Merkel hätten ihn "an der Nase herumgeführt" und Russland somit seiner wahren Größe beraubt. Aus seiner Sicht waren zu Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine "weder das russische Land, noch die Armee, noch die Industrie kriegsbereit". 

Putin und seine Schergen hätten das Land "mit ihrer verblüffenden Inkompetenz" in einen Krieg geführt, den es aktuell so nicht gewinnen könne. Girkin lässt seit Monaten keinen Zweifel daran, dass er an Putins Stelle andere Geschütze auffahren würde. Anstelle einer Teilmobilmachung gilt er als Befürworter einer Generalmobilmachung – außerdem würde er taktische Atomwaffen gegen die Ukraine und ihrer Alliierten einsetzen, was den Krieg auf eine ganz neue Eskalationsstufe hieven würde. 

Will Korruption Ende setzen

Doch es ist nicht die Kriegsführung alleine, die er beim russischen Staatsoberhaupt bemängelt. Putin habe "eine Menge Freunde, Milliardäre und andere Geschäftsleute, denen er nichts abschlagen kann", von denen er sich abhängig mache. Außerdem führe die Korruption im größten Land der Welt dazu, dass "die Rüstungsproduktion viel langsamer als der Reichtum der Freunde des Präsidenten" wachsen würde. 

Girkin hingegen behauptet: "Ich habe keinen einzigen Freund, der auch nur Millionär ist." Er verspricht, dass seine potenzielle Präsidentschaft nicht in Freunderlwirtschaft und Korruption münden würde. Somit ist Girkin bereits der zweite Ultra-Nationalist – nach dem kürzlich verstorbenen Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin – der den russischen Langzeitpräsidenten stürzen will. Doch die Wege unterscheiden sich stark, versucht es Girkin doch auf die (pseudo)demokratische Weise russischer Wahlen. 

Fraglich, ob er aus Gefängnis rauskommt

Angesichts der Position, in der sich der in Ungnade gefallene ehemalige Geheimdienstler aktuell befindet, bleibt abzuwarten, ob er überhaupt dazu in der Lage sein wird, nächstes Jahr zu kandidieren. Befindet er sich doch seit dem 21. Juli wegen des Vorwurfs des Extremismus hinter russischen Gardinen. Putin räumte nach Prigoschins Putschversuch gehörig unter seinen (mutmaßlichen) Kritikern und all jenen, die ihm gefährlich werden könnten, auf. 

Manche, wie der ehemalige Oberbefehlshaber der Luft- und Weltraumkräfte, General Sergei Surowikin, verschwinden einfach. Andere kommen, ganz im Stil des russischen Geheimdienstes, auf mysteriöse Art und Weise ums Leben. Bleibt also abzuwarten, wie lange Girkin noch dazu fähig sein wird, seine politischen Ambitionen anzumelden. 

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    <strong>Igor Girkin</strong> (auch Igor Strelkow) ist ein ehemaliger russischer Geheimdienstoffizier war ab 2014 einer der militärischen Führer der separatistischen Volksrepublik Donezk.
    Igor Girkin (auch Igor Strelkow) ist ein ehemaliger russischer Geheimdienstoffizier war ab 2014 einer der militärischen Führer der separatistischen Volksrepublik Donezk.
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