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Putin gibt Interview – zu Wagner-Aufstand schweigt er

Am Samstag sind Wagner-Söldner in Richtung Moskau gezogen, ehe sie von Prigoschin zurückgerufen wurden. Einen Tag später spricht Kremlchef Putin.

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Wladimir Putin hat einen Tag nach dem Wagner-Aufstand ein Interview gegeben.
Wladimir Putin hat einen Tag nach dem Wagner-Aufstand ein Interview gegeben.
via REUTERS

Einen Tag nach dem aufsehenerregenden Wagner-Aufstand in Russland hat Kreml-Chef Wladimir Putin dem Journalisten Pawel Zarubin in der Sendung "Moskau" ein Interview gegeben. Dabei hat der russische Präsident kein Wort über den Wagner-Aufstand verloren.

Stattdessen sagte Putin, dass er den Arbeitstag mit Fragen zur "militärischen Sonderoperation", wie der Ukraine-Krieg in Russland genannt werden muss, beginne und beende. "Natürlich liegt meine Aufmerksamkeit auf die Sonderoperation im Vordergrund. Damit beginnt und endet der Tag", so Putin.

Putin redet über Waffenproduktion

Putin wies auch darauf hin, dass er ständig Fragen im Zusammenhang mit der Waffenproduktion mit den Leitern von Unternehmen und Unternehmen des militärisch-industriellen Komplexes sowie mit denen, die diese Waffen einsetzen, bespreche: "Wir reden über ihre Wirksamkeit, wir reden darüber, wo und woran noch gearbeitet werden muss, wo und was fehlt. Wir reden darüber, wie, auf welche Weise, mit welchen Schritten, in welchem Tempo wir voranschreiten müssen."

Gleichzeitig betonte er, dass die Steigerung des Produktionstempos und -volumens im Verteidigungssektor nicht auf Kosten der sozialen Verpflichtungen gegenüber den Bürgern gehen dürfe – in der Medizin, im Baugewerbe, im Bildungswesen. "Alles soll sozusagen im Einklang miteinander sein, auch unsere Bemühungen im Bereich der Steigerung der Verteidigungsfähigkeit dürfen der Hauptsache nicht schaden. Und die Hauptsache ist das Fundament. Und das Fundament ist die Wirtschaft", sagte er.

Mindestens 13 russische Soldaten getötet

Beim Aufstand der Wagner-Söldner sind nach Angaben prorussischer Militärblogs mehrere Piloten der russischen Luftwaffe ums Leben gekommen. Die Angaben zur Zahl der Todesopfer schwankten zwischen 13 und mehr als 20 Soldaten, wie das unabhängige Internetportal Currenttime am Sonntag berichtete.

Insgesamt seien von der Privatarmee des Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin sechs Helikopter und ein Aufklärungsflugzeug abgeschossen worden. Von den russischen Behörden gab es dafür keine Bestätigung. Die Angaben waren von unabhängiger Seite zunächst nicht zu überprüfen.

Auf Befehl von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin gaben die Angehörigen seiner berüchtigten Privatarmee Wagner bis zum späten Samstagabend ihre Stellungen in Südrussland auf und kehrten in ihre Feldlager zurück. Das wegen des bewaffneten Aufstands gegen die Militärführung eingeleitete Strafverfahren gegen Prigoschin wird laut Kreml eingestellt. Prigoschin selbst werde unbehindert nach Belarus gehen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Als Garantien für den freien Abzug habe er "das Wort des Präsidenten".

Beobachter werteten die Einigung, die vom belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko vermittelt wurde, als Niederlage für Putin.

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    Dieser Videoscreenshot soll Jewgeni Prigoschin am Abend des 24. Juni 2023 beim Verlassen von Rostow am Don zeigen. Kurz zuvor hatte er den Wagner-Aufstand überraschend abgeblasen.
    Dieser Videoscreenshot soll Jewgeni Prigoschin am Abend des 24. Juni 2023 beim Verlassen von Rostow am Don zeigen. Kurz zuvor hatte er den Wagner-Aufstand überraschend abgeblasen.