Ukraine

Putin fällt engen Vertrauten jetzt in den Rücken 

Wladimir Putin will Israel nicht verärgern und geht deshalb auf Distanz zu seinem Außenminister Sergei Lawrow.

Tobias Kurakin
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Sergei Lawrow und Wladimir Putin sind die Gesichter des Ukraine-Krieges. 
Sergei Lawrow und Wladimir Putin sind die Gesichter des Ukraine-Krieges. 
REUTERS

Es kam für viele überraschend: die Entschuldigung von Wladimir Putin für die Aussagen seines Außenministers Sergei Lawrow. Dieser hatte in einem Interview den Angriff auf die Ukraine mit der nötigen "Entnazifizierung" des Landes begründet. Als er auf die jüdischen Wurzeln von Präsident Wolodymyr Selenski angesprochen wurde, verstieg er sich zu der Behauptung, auch Adolf Hitler habe "jüdisches Blut" gehabt.

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Dass jetzt ausgerechnet der Kreml-Chef seinen Regierungskollegen in den Rücken fällt, kam selbst für viele Expertinnen und Experten überraschend. Denn Lawrow hatte sogar nachgelegt und der israelischen Regierung vorgeworfen, "das Neonazi-Regime in Kiew“ zu unterstützen. Proteste kamen schnell von Israels Premierminister Naftali Bennett als auch von Außenminister Jair Lapid, die auch den russischen Botschafter zu einem klärenden Gespräch vorluden. Aufgrund der Aussagen überlegt Israel nun sogar, Waffen in die Ukraine zu senden. 

Vor einiger Zeit wäre ein solcher Schritt noch undenkbar gewesen, da sich die israelische Regierung lange mit einer klaren Positionierung im Krieg zurückhielt. Grund dafür war bisher, dass Putins Truppen bisher ein Auge zudrückten, wenn Israel sich gegen die Attacken der Terrormiliz Hesbollah aus Syrien und dem Libanon wehrt.

Beziehungen zu Israel für Putin wichtig

Die Beziehungen zwischen Russland und Israel hätten sich während der Amtszeit Putins stabilisiert. "Dahinter stehen gesellschaftliche Gründe wie ein großer russischer und russischsprachiger Bevölkerungsanteil durch die jüdische Auswanderung nach Israel, wirtschaftliche Interessen, vor allem aber die Notwendigkeit, angesichts der russischen Militärintervention in Syrien seit 2015 mit Israel verlässliche Kommunikationskanäle und De-Conflicting im sicherheitspolitischen Bereich zu etablieren", sagt Russland-Expertin Dr. Margarete Klein zur "BILD-Zeitung".

Der enorme Gegenwind aus Israel nach den Aussagen von Lawrow hat Putin nun zum Zurückrudern gezwungen. Der Kriegstreiber habe es unterschätzt, dass Israel derart getroffen von den Attacken des Außenministers sei. Mit der Entschuldigung will sich Putin einen stabilen Partner behalten, möglicherweise auch auf Kosten seines langjährigen Vertrauten Lawrow. 

Experte: Lawrow glaubt seine eigene Propaganda 

Russland-Experte Sergej Sumlenny vermutet mittlerweile, dass Lawrow Opfer seiner eigenen Propaganda ist. So hätte sich der Antisemitismus in der Diktion von Putin und Lawrow manifestiert. Dass der Außenminister aber nun ausgerechnet Israel vorwerfe, gemeinsame Sache mit Nazis zu machen, zeuge, laut Sumlenny, davon, dass dieses Narrativ mittlerweile viel zu weit geht und von Lawrow verinnerlicht wurde.

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