Im großen Stil
Putin beeinflusst mit Influencern den US-Wahlkampf
Offenbar wurden US-Influencer von Russland finanziert und manipuliert: Was bisher bekannt ist.
Die US-Regierung hat sich Kommentare des russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Präsidentschaftswahl verbeten. Der Kremlchef solle damit aufhören, sich in die Wahl am 5. November "einzumischen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Donnerstag in Washington.
Die einzigen, die darüber zu entscheiden hätten, wer nächster Präsident der Vereinigten Staaten wird, seien die US-Bürger. "Wir würden es wirklich begrüßen, wenn Herr Putin zum einen aufhören würde, über unsere Wahl zu sprechen, und zum anderen damit aufhört, sich in diese einzumischen", sagte Kirby.
"Sie lacht so ansteckend"
Putin hatte in einer offensichtlich ironischen Bemerkung erklärt, US-Präsident Joe Biden habe seinen Wählern empfohlen, Vizepräsidentin Kamala Harris zu unterstützen – "also werden wir sie auch unterstützen". Zudem sagte Putin über Harris: "Sie lacht so ansteckend." Dies sei ein Zeichen dafür, dass "mit ihr alles in Ordnung ist".
Putin ist dafür bekannt, sich über Politik und Gesellschaft in den USA lustig zu machen. Dabei gilt Putin als erklärter Sympathisant Trumps, der seinerseits den russischen Präsidenten bewundert. Zu den Vorwürfen der Einflussnahme auf die Wahlen in den USA äußerte sich Putin nicht.
Waren US-Influencer Spione oder Opfer?
Am Mittwoch hatten die US-Behörden Finanzsanktionen gegen mehrere Verantwortliche des russischen Staatssenders RT verhängt, denen sie Versuche zur Manipulation der Präsidentschaftswahl am 5. November vorwerfen.
Justizminister Merrick Garland erklärte, die russischen Aktivitäten verfolgten eine "Geheimkampagne" mit dem Ziel, "sich in die Wahlen in unserem Land einzumischen". Kirby hatte gesagt, das Ganze sei mit dem Wissen Putins geschehen.
Millionen fließen
Nachdem Russland bereits vorgeworfen wurde, die Präsidentschaftswahlen 2016 beeinflusst zu haben, scheint Moskau erneut ins Wahlgeschehen eingreifen zu wollen.
Wie der "Spiegel" berichtet, wirft das US-Justizministerium zwei Mitarbeitern des russischen Staatssenders RT vor, fast zehn Millionen Dollar an eine US-Produktionsfirma überwiesen zu haben, um Einfluss auf den Wahlkampf 2024 zu nehmen. Die Firma, hinter der laut CNN "Tenet Media" steckt, veröffentlichte von Russland produzierte Videos und Podcasts auf YouTube und Instagram.
US-Influencer beteuern ihre Unschuld
Zu den bekannten Influencern, die für Tenet Media Inhalte produzierten, gehören Benny Johnson und Tim Pool. Die Influencer wussten offenbar nichts von der russischen Finanzierung und beteuern, Opfer des Plans zu sein. Auf X fragen sich User, ob die US-Influencer tatsächlich Opfer waren (oder gar "Idioten") oder eben doch russische Agenten:
Die Plattformen der US-Influencer sind riesig. So hat beispielsweise Tim Pool laut "Spiegel" über eine Million Abonnenten auf YouTube und zwei Millionen auf X. Dieser beteuert allerdings seine Unschuld:
Der 38-Jährige falle laut "Spiegel" durch rechte Standpunkte auf und behauptete kürzlich, dass "die Ukraine unser größter Feind" sei und jegliche Unterstützung durch die USA beendet werden solle. Bereits 2020 hat er sich für Donald Trump ausgesprochen und ihn im Mai dieses Jahres auf seinem Kanal interviewt.
RT-Mitarbeiter sollen für Hunderte Videos produziert haben, die die Interessen der russischen Regierung unterstützen. Im Zuge dessen hatte die US-Regierung am Mittwoch strafrechtliche Schritte gegen zwei in Russland lebende Mitarbeiter des russischen Staatssenders RT verkündet sowie mehrere verantwortliche Mitarbeiter des Senders und zwei Organisationen mit Sanktionen belegt.
Wer profitiert von der Einmischung Russlands?
Wer von den mutmaßlichen russischen Wahlbeeinflussungs-Versuchen profitierte – ob Demokraten oder Republikaner – verlautete seitens der US-Behörden nicht. US-Justizminister Merrick Garland erklärte lediglich, dass sich laut Geheimdienstinformationen "Russlands Präferenzen im Vergleich zur letzten Wahl nicht geändert haben" – was darauf hinzudeuten schien, dass Moskau den Kandidaten Trump unterstützte.
Vor dem Rückzug Bidens aus dem Rennen um das Weiße Haus zugunsten von Harris hatte Putin bereits erklärt, dass er Biden gegenüber Trump vorziehe, weil Biden "vorhersehbarer" sei. Das Weiße Haus hatte Putin daraufhin aufgefordert, sich aus den US-Wahlen herauszuhalten.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die US-Regierung kritisiert Wladimir Putin scharf für dessen Kommentare zur US-Präsidentschaftswahl 2024
- Washington fordert den Kreml auf, sich aus dem Wahlgeschehen herauszuhalten
- US-Behörden ergreifen rechtliche Schritte gegen russische Staatsmedien, die versuchen, die Wahlen zu beeinflussen
- US-Influencer sollen offenbar in großem Stil von Russland finanziert und manipuliert worden sein