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"Psychonauts 2" im Test: Genre-Mix mit ganz viel Herz
Ein bunter Mix aus Shooter, Puzzler, Kampfspiel und Action-Adventure verzaubert uns im Test. Auf "Psychonauts 2" mussten Zocker ganze 16 Jahre warten.
Double Fine Productions und Microsoft haben es endlich getan: 16 Jahre nach dem umjubelnden "Psychonauts" gibt es nun einen mehr als nur würdigen Nachfolger für die Xbox-Konsolen, den PC und die PlayStation-Plattformen. Das Original war ein so großer Hit, dass es bis heute für viele ältere Zocker noch immer eines ihrer absoluten Lieblingsspiele darstellt. Verwunderlich also, dass es so lange gedauert hat – doch wir wollen nicht meckern, denn "Psychonauts 2" ist absolut fantastisch ausgefallen.
Die Geschichte des Nachfolgers kommt zwar etwas langsam in Fahrt, sprudelt dafür aber regelrecht mit witzigen Anekdoten und vier Herz über. Spieler schlüpfen wieder in die Rolle des Akrobaten Raz, der mit seinen Psi-Kräften nun endlich beim Geheimdienst der Psychonauts anheuern durfte. Doch noch während man sich über ein Wiedersehen mit alten Bekannten freut, droht ein Maulwurf unter den Agenten die böse Maligula auferstehen zu lassen und Raz muss den Psychonauts und ihrer Gründertruppe Psychic Six auf den Zahn fühlen, um das Schlimmste abzuwenden.
Darf es noch mehr Nostalgie sein?
"Psychonauts 2" ist abr nicht nur ein wildes Action-Abenteuer, sondern spricht auch ernste Themen wie Familienzwists unter den Verwandten der Hauptfigur ebenso offen und glaubwürdig an, wie es zu Tränen rührt oder uns ein Lächeln uns Gesicht zaubert. Vorkenntnisse aus dem ersten Teil sind zwar kein Muss, so richtig fantastisch wird die Story aber erst, wenn man die vielen bekannten Figuren aus dem Vorgänger, die Geschehnisse aus dem Original und den Werdegang von Raz kennt. Soll es noch mehr Nostalgie sein? Auch die originalen Sprecher kehren zurück!
Die Spielwelt selbst ist in die große Psychonauts-Zentrale und drei Außensektoren mit zahlreichen Erkundungsmöglichkeiten. Denn abseits des Hauptpfads bieten die Gebiete Dutzende Geheimnisse, Verstecke und Sehenswertes sowie Nebenmissionen, was das Herz von Entdeckern höherschlagen lässt. In der Open-World-Basis kann zudem ebenso ausgiebig erkundet werden, dort warten an jeder Ecke noch zusätzliche Story-Stränge, nette Geschichten und eine rund 15 Stunden lange Haupt-Quest. Wer aber mehr erleben will (wer denn bitte nicht?) kommt aber locker auf 50 Stunden.
Steuerung nicht perfekt, aber besser
Bekanntermaßen nistet sich Raz mit seinen Kräften in den Gehirnen der übrigen Figuren ein, deren Ängste und Sorgen in Form von Levels daherkommen. Dabei präsentiert sich "Psychonauts 2" als abgefahrener Genre-Mix, in dem mal geballert, mal gesprungen und mal gerätselt wird. Jede Welt versprüht ihren ganz eigenen Charme, Abwechslung wird hier groß geschrieben und keines der Level fühlt sich auch nur annähernd gleich wie das vorige an. Das treibt den Spielspaß in bisher ungeahnte Höhen. Da wird auch mal mit lebenden Zutaten gekocht oder Bazillen werden mit einer Kugel plattgerollt.
Deutlich verbessert hat sich dabei die Steuerung, auch wenn noch etwas Platz für Fehler und Ungenauigkeiten bleibt. Besonders bei Landungen geht gerne etwas daneben und unser eigentlich sicher geglaubter Held stürzt in die Tiefe. Frust kommt aber keiner auf, denn die Checkpoints wurden im Spiel sehr fair gesetzt. Im Kampf ist dafür fast alles perfekt: Raz kann nun zur Seite rollen, es gibt gewaltige neue Psi-Angriffe und neue Monster sind nicht nur reine Prügelknaben, sondern reagieren durchaus schlau mit Ausweichmanövern und Kontern auf unsere Attacken. Ganz große Klasse übrigens: die Bosse.
Viele Upgrades und Skills, wenig Notwendiges
Wer sich zu schwer mit dem etwas herausfordernden Nachfolger tut, kann den Schwierigkeitsgrad fließend verändern. In den Levels selbst sind übrigens massenweise Collectibles versteckt, wovon einige rein dekorativer Natur sind, andere die Gesundheit und den Level unserer Spielfigur erhöhen und wiederum eher seltene enthüllen neue Aspekte aus der Geschichte der jeweiligen Charaktere. Mit jedem Level-Aufstieg kann man Punkte in die Psi-Fähigkeiten von Raz investieren – leider sind da nur wenige Investitionen wirklich sinnvoll und man ist kaum gefordert, wirklich alle Skills zu verstärken. Gesammelte In-Game-Währung wird zudem für nicht unbedingt notwendige, aber fast unüberschaubar viele Upgrades im Shop ausgegeben.
Technisch läuft dafür alles glatt: Die Ladezeiten sind extrem kurz, das Spiel bleibt auch im größten Gewusel flüssig und die Levels sind zwar nicht bis ins kleinste Detail scharf und durchgestylt, beeindrucken aber dennoch mit vielen innovativen Einfällen und tollen Farb- sowie Lichteffekten. Dazu gibt es einen atemberaubenden Orchester-Sound und engliche Sprachausgabe auf höchstem Niveau. Deutsch gibt es dagegen nur in Untertiteln. "Psychonauts 2" ist ein riesiges Fest für Kenner des ersten Teils, das seine Wurzeln nicht vergisst. Doch auch alle anderen Zocker sollten es sich schnappen, denn der unglaublich gute Genre-Mix überzeugt mit feinster Technik, einer abgefahrenen Handlung und ganz viel Herz.
Info: Microsoft/Xbox hat einen Code zu "Psychonauts 2" für Review-Zwecke zur Verfügung gestellt