Wien

Prozess ohne Leiche – Mann soll Ex-Frau getötet haben

Am Wiener Landesgericht findet am Montag ein spektakulärer Mordprozess statt. Ein Mann soll vor mehr als 16 Jahren seine Ex-Frau umgebracht haben.

Heute Redaktion
Teilen
Am Wiener Landesgericht muss sich am Montag ein 65-jähriger Mann wegen Mordes verantworten.
Am Wiener Landesgericht muss sich am Montag ein 65-jähriger Mann wegen Mordes verantworten.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Ab Montag muss sich in Wien ein 65-jähriger Mann vor Gericht verantworten, dem vorgeworfen wird, vor mehr als 16 Jahren seine Ex-Frau getötet zu haben. Es wurde allerdings weder eine Leiche gefunden, noch ist bekannt, wie die Frau zu Tode gekommen sein soll.

39 Zeugen geladen

Es handelt sich um einen reinen Indizienprozess. Der Angeklagte wird sich nicht schuldig bekennen. 39 Zeugen und Zeuginnen sollen im Prozess aussagen.

Der Vorfall ereignete sich am 6. Dezember 2005. Die Architektin Elisabeth G. gilt seit diesem Tag als abgängig. Die Staatsanwaltschaft führt in ihrer Anklage aus, der Mann habe sie "auf unbekannte Art getötet".

Suchaktion brachte keinen Erfolg

Die Frau hatte drei Monate zuvor nach Beziehungsproblemen die Scheidung eingereicht und zog aus der gemeinsamen Wohnung aus. Kurz bevor die 31-Jährige als vermisst gemeldet wurde, soll sie ihren Ex-Mann noch aufgesucht haben, um ihm etwas für die gemeinsame zweieinhalbjährige Tochter vorbeizubringen. Dabei soll es zu einem Streit gekommen sein, berichtet "orf.at".

Nach ihrem Verschwinden wurde eine große Suchaktion mit Spürhunden durchgeführt. Das Handy der Frau war zuletzt am Ufer der Alten Donau eingeloggt. Leiche wurde jedoch keine gefunden, von der 31-Jährigen fehlte jede Spur.

Sie soll nach der Geburt ihres Kindes an postnatalen Depressionen gelitten und Suizidgedanken gehabt haben, ihr Vater schloss allerdings aus, dass sie sich etwas angetan haben könnte. 

Der Ex-Mann der Vermissten geriet schnell in Verdacht und kam wegen Mordverdachts in U-Haft. Die Verdachtslage erhärtete sich jedoch nicht, er kam wieder frei. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Cold-Case-Gruppe rollte Fall wieder auf

Die Cold-Case-Gruppe des Bundeskriminalamts nahm den Fall aber wieder auf und konnte neues Beweismaterial vorlegen. So wurde der Ex-Mann 15 Jahre nach dem Verschwinden von Elisabeth G. wieder festgenommen. 

"Mein Mandant wird sich nicht schuldig bekennen. Er hat mit dem Verschwinden der Frau nichts zu tun", betonte sein Verteidiger Thomas Reissmann. "Es gibt keine Leiche, keinen Tatort, nichts."

Aus Sicht der Anklagebehörde wird der Angeklagte von neuen Ergebnissen einer Handy-Daten-Analyse und einem DNA-Gutachten belastet, das seinerzeit technisch noch nicht zu bewerkstelligen gewesen war. Der Expertise zufolge soll eine Blutspur in der Wohnung des Mannes sowohl seine Merkmale als auch jene seiner Frau enthalten.

Außerdem soll der Tatverdächtige widersprüchliche Angaben zur letzten Begegnung mit seiner Ex-Frau gemacht haben. Dass sie etwa – wie von ihm behauptet – nach dem letzten Treffen in einem Ruderclub an der Alten Donau trainieren ging, könne nicht stimmen, weil sich keine Eintragung im Logbuch des Rudervereins fand.

Das Verfahren ist vorerst bis 19. Mai anberaumt.

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf