Steiermark
In Graz zirpt eine ausgestorbene Heuschrecke
Das letzte Mal wurde die "Prophalangopsis obscura" vor 150 Jahren gesehen. Jetzt haben Wissenschafter aus Graz und Großbritannien den Gesang digital rekonstruiert.
Im Jahr 1869 beschrieb der Insektenforscher Francis Walker wissenschaftlich ein Exemplar eines Insektes aus der Ordnung der Heuschrecken und nannte sie "Prophalangopsis obscura". Die Art gehört zu einer Gruppe von Laubheuschrecken- und Grillen-Verwandten, die während des Jura (ca. vor 201 - 145 Millionen Jahren) dominiert haben. Man erhofft sich nun, noch lebende Exemplare der Art zu finden.
Wie haben sie das gemacht?
Männliche Laubheuschrecken erzeugen zirpende Gesänge, um Weibchen anzulocken. Um die Laute zu erzeugen, reiben die Heuschrecken die verhärtete Kante eines Flügels über eine Reihe feiner Zähnchen an der Unterseite des gegenüberliegenden Flügels. Die dadurch entstehenden Vibrationen werden von speziellen Bereichen der Flügelmembran durch Resonanz verstärkt und als Schallwellen abgestrahlt.
Forscher von der University of Lincoln (Großbritannien) haben dreidimensionale Bilder von jedem Flügel des Museumsexemplars erstellt und mit einem Laser-Doppler-Vibrometer ihre Resonanzfrequenz bestimmt. Durch den Vergleich mit Daten von lebenden Heuschrecken konnten sie nachvollziehen, wie der Gesang des Insekts geklungen haben könnte.
Die Suche nach der Heuschrecke
Bis jetzt ist es ihnen jedoch nicht gelungen, noch lebende Exemplare zu finden. Die Hoffnung besteht weiterhin, da im Jahr 2005 in Tibet zwei weibliche Insekten gefangen wurden, die dem "Prophalangopsis obscura" ähnlich sehen. Das kalte Klima Nordindiens und Tibets könnte tatsächlich ein geeigneter Lebensraum sein. So schlagen die Forscher vor, an potenziellen Standorten mittels Rekordern Rufe aufzuzeichnen und diese mit dem rekonstruierten Ruf zu vergleichen. Bei Übereinstimmung könnte dann in entsprechenden Gebieten gezielt gesucht werden.