Wirtschaft

Preise verfünffacht – Experten-Prognose zu Gas-Tarifen

Österreichs Haushalte schnaufen unter den hohen Energiekosten. Entspannung bei den Gaspreisen ist in Sicht, doch Experten haben eine düstere Prognose.

Roman Palman
E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch hat eine wenig rosige Gaspreis-Prognose für die Österreicher.
E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch hat eine wenig rosige Gaspreis-Prognose für die Österreicher.
Getty Images/iStockphoto, IMAGO/SEPA.Media

Aktuell sind die heimischen Gasspeicher noch zu rund 70 Prozent gefüllt. Kurz vor dem Ukraine-Krieg waren es nur 20 Prozent. Dieser Sicherheitspolster wurde im Sommer und Herbst 2022 teuer erkauft, was die Gaspreise im ganzen Land in die Höhe schnalzen ließ.

Das exzessive Einspeichern von Gas vor dem Winter sei nötig gewesen, um die Versorgung der Unternehmen und Bevölkerung sicherzustellen, betont E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch am Donnerstag im Interview mit dem ORF-Radio Ö1. 

Puffer für nächsten Winter

Die gute Nachricht: Es könnte auch für den nächsten Winter noch etwas davon übrig bleiben. "Wenn es jetzt so weiter geht, kann es durchaus sein, dass wir mit rund 50 Terawattstunden an Füllstand in den Frühling hinein kommen." Das wäre rund die Hälfte der Speicherkapazität. 

Die warmen Temperaturen und Einsparmaßnahmen hätten dazu beigetragen. Gegenüber dem Vorjahr sei der Gasverbrauch im Schnitt um rund zehn Prozent niedriger, jetzt im Jänner waren es sogar 20 Prozent weniger.

Düstere Preis-Ansage der Experten

Damit dürften die Gaspreise für die nächste Saison zumindest einpendeln. Der E-Control-Chef wagt eine vorsichtige Prognose: "Ich denke, die Energiepreise werden sich insoweit erholen, als dass sie absinken werden. Aber sie werden wohl nicht auf ein so ein niedriges Niveau wie 2021 zurückkehren." Dabei bedenken solle man aber laut Urbantschitsch, dass 2021 die Preise "extrem niedrig" gewesen seien.

Eine schnelle Erholung sieht der Energiemarkt-Experte und selbst früherer E-Control-Chef Walter Bolz mit Ö1-"Morgenjournal" aber noch nicht. 

Aktuell ist Netto-Arbeitspreis pro Kilowattstunde für Endverbraucher bei vielen Energieversorgern rund fünf Mal so hoch wie noch vor der Krise, beim günstigsten Anbieter ist es das Dreifache (9 Cent pro kWh). Diesen würden die Haushalte vermutlich noch einige Zeit brennen müssen.

Bolz: "Ich glaube, im heurigen Jahr und wahrscheinlich noch im Sommer 2024 ist das ein realistischer Wert, der durchaus schwanken kann, hinauf und hinunter. Ab der zweiten Hälfte 2024 und dann 2025 sollte der Gaspreis wieder auf Werte fallen, die etwa dem Vorkrisenniveau entsprechen." Der Grund, so der Experte, sei der dann zu erwartende globale Überschuss an Gas.

Österreich weiter abhängig von Russen-Gas

Aber: Österreich wird weiter von Russland abhängig bleiben – auch dank langfristiger Gasverträge, dien OMV-CEO Rainer Seele im Beisein des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) und Wladimir Putin im Sommer 2018 abgeschlossen hatte.

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    Unter den Augen von Sebastian Kurz und Wladimir Putin wurde im Sommer 2018 das Gas-Schicksal Österreichs bis 2040 besiegelt.
    Unter den Augen von Sebastian Kurz und Wladimir Putin wurde im Sommer 2018 das Gas-Schicksal Österreichs bis 2040 besiegelt.
    Russianlook / Action Press / picturedesk.com

    Der Vertrag wurde zehn Jahre (!) vor seiner Fälligkeit bis 2040 verlängert bindet die OMV so an russisches Gas. Darin enthalten auch sogenannte "Take or Pay"-Klauseln, wonach für das Gas bezahlt werden muss, selbst wenn man weniger oder gar nichts davon abnimmt. 

    71 Prozent aller Gas-Importe Österreichs im Dezember kamen dabei aus Russland. Das sei auch der Anteil an Gas, welches nach Abzug der Exporte in Österreich verblieben ist, so Bolz dazu.

    Putin-Stopp bei Gas "keine Katastrophe"

    Der nächste Winter ist aber gesichert, beruhigt der Energiemarkt-Experte. Die Mengen russischen Gases, die Europa als ganzes bezieht, "sind inzwischen so klein, dass selbst bei einem Komplettausfall es keine Katastrophe geben wird." Große Probleme wären ihm zufolge selbst in Österreich nicht zu erwarten. Die Aussicht ist aber wenig rosig: Der Preis würde "ein wenig steigen" und "die eine oder andere Maßnahme" müsste gesetzt werden.

    "Wenn Österreich von russischen Importen unabhängiger werden will, müssen wir autonom Maßnahmen setzen", so Bolz abschließend. Er sehe bei der OMV keinen wirtschaftlichen Willen, auf das billige Gas Putins zu verzichten. Deshalb müsste, so mahnt auch Wolfgang Urbantschitsch, der Ausbau der erneuerbaren Energien forciert werden.

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