Wien
Gerichtsstreit: Prater-Wahrzeichen droht der Abriss
Toboggan-Betreiber Sammy Konkolits steigt die Baupolizei aufs Rutschendach, weil es zu breit ist. Obwohl der Umbau im Auftrag des Denkmalamtes lief.
Um die denkmalgeschützte "Teufelsrutsche" aus Holz im Wurstelprater (Leopoldstadt) vor Nässe zu schützen, musste das Dach vom Betreiber nach historischem Vorbild verlängert werden. Der Baupolizei (MA 37) ist der Vorsprung aber um 40 Zentimeter zu breit und will das Dach wegen fehlender Baupläne wieder abreißen lassen, wie die "Kronen Zeitung" berichtete. Ob das 47.000 Euro teure "Langdach" (70 % der Kosten übernahm das Denkmalamt) bleiben darf oder entfernt werden muss, entscheidet nun das Verwaltungsgericht.
Rückbau wäre Ende für die Attraktion
Gegenüber "Heute" ist Konkolits besorgt: "Ich will nur wissen, was rechtens ist. Aber wenn ich das Dach wieder abreißen muss, sperre ich zu." Bei einem Rückbau würden Wind und Wetter die weltweit letzte Holzrutsche für immer zerstören. Würde er einer Entscheidung zum Abriss nicht nachkommen, drohe ihm eine Geldstrafe von 50.000 Euro oder sechs Wochen Gefängnis. Auch mit dem Nachbar gibt es Uneinigkeit, ob der neue Dachvorsprung über die Grundstücksgrenze rage.
Gestutzt, verlängert und jetzt Abriss
Baulich hat die 25 Meter hohe Rutsche eine bewegte Vorgeschichte: 1913 im Prater erstmals eröffnet, brannte der Toboggan während des Zweiten Weltkrieges komplett ab und wurde 1947 anhand von alten Plänen originalgetreu nachgebaut. Im Jahr 2000 musste der Toboggan aus Sicherheitsgründen geschlossen werden und wurde 2007 generalsaniert. Im Zuge der Sanierung wurde das Dach gestutzt, nun wieder verlängert und soll jetzt wieder abgerissen werden. Laut Konkolits entspricht der Turm samt neuem Dach jedenfalls dem ursprünglichen Zustand nach Ende des 2. Weltkrieges.