Rot oder schwarz?

Postenschacher an Schulen "geht quer durchs ganze Land"

In seiner letzten Kolumne griff Niki Glattauer das Thema Postenschacher an Wiens Schulen auf – und stach damit offenbar in ein Wespennest.

Niki Glattauer
Postenschacher an Schulen "geht quer durchs ganze Land"
Laut Hinweisen von Lehrern entscheidet offenbar die Parteizugehörigkeit darüber, ob jemand Direktor wird oder nicht. (Symbolbild)
Getty Images

Schon wieder. Eigentlich sollte Sie hier jetzt meine monatlichen Leserinnen-Mails finden, aber mit meiner Kolumne über den schwarz-roten "Postenschacher" an Österreichs Schulen habe ich offenbar in ein Wespennest gestochen. Heute daher mehr zu diesem Thema – quer durchs Land ...

Lehrer durfte nicht Direktor werden

Da beschreibt mir ein Kollege aus Wien in allen Details, wie er trotz Empfehlung des Schulforums "NICHT Direktor werden durfte": "Sollten Sie einen Beweisfall brauchen – ich stehe gern zur Verfügung!" (Name, Schule bekannt). Einer übermittelt mir aus OÖ eine Liste mit "roten" und "schwarzen" Schulen, die seit Jahren "nach strengem Muster auf Parteilinie gehalten werden müssen."

In sich hat es auch das Protokoll von Karl S.*, eines Lehrers, der "vier Jahrzehnte in NÖ-Mittelschulen verbrachte und den Postenschacher nur bestätigen kann". Er fürchtet Repressalien und bittet mich, nur das zu veröffentlichen, was keine Rückschlüsse auf seine Person zulässt. Hier ein paar Details, bitte lesen Sie weiter!

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

"Bei Unfähigkeit gibt es keine Konsequenzen"

Aus dem Mail des Lehrers Karl S.: "Ein Schwarzer sollte Direktor werden. Dummerweise gab es nicht die erforderlichen Mitbewerber für das vorgeschriebene Kommissionsverfahren. Schließlich bewarb sich ein Kollege, der überhaupt nicht Direktor werden wollte. Auf mein erstauntes Nachfragen erklärte er mir, dass er gebeten wurde, sich zum Schein zu bewerben, der Sieger steht sowieso fest."

Oder: "Ein Roter ist an einer MS tätig, gibt aber dem dortigen (schwarzen) Direktor auffällig wenig Kontra. Wenig später bewirbt er sich an einer roten Schule – mit Empfehlung der schwarzen Reichshälfte bekommt er die Leitung." Und: "In NÖ entscheidet die Gewerkschaft, wer auf welchen Posten vorrücken kann." Offenbar unabhängig von der Eignung: "Wenn eine leitende Person Beweise ihrer Unfähigkeit gibt, gibt es keine Konsequenzen. Oft ist es dann so, dass jemand vom Lehrkörper zur Hilfe eilt. Tatsache ist, dass es für diese wichtige Führungsebene keine qualitativen Maßstäbe gibt."

"Kandidat wurde für den Sieg präpariert!"

Und hier noch zum Drüberstreuen: "Meine Mutter war Sonderschullehrerin. Ohne Parteienzugehörigkeit hatte sie trotz Empfehlung ihres Schulleiters keine Chance auf einen Direktorposten." (Roman S*.) "Lehrerin P. bewarb sich. Ihre Chefin nahm sie auf die Seite und teilte ihr mit, dass sie die nötigen Anschieber nur bekomme, wenn sie Mitglied in der richtigen Gewerkschaft werde (rot). Widerwillig tat sie es und bekam postwendend die Leitung." (Silvia St*.)

"Ich bin eine deklarierte Grüne. Im Assessment schien ein Kandidat für alle Fragen präpariert worden zu sein. Er sprach wie auswendig gelernt. Später habe ich erfahren, dass es ein abgekartetes Spiel war, denn der (schwarze) Mitbewerber hatte Wochen vor Ende des Bewerbungsverfahrens schon den Koffer mit seinen persönlichen Sachen in die Direktion gestellt." (Marina K.*)

Noch einmal: Nicht genügend

*) alle Namen geändert

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    Leserreporter

    Auf den Punkt gebracht

    • In Österreich gibt es offenbar weit verbreiteten Postenschacher an Schulen, bei dem bestimmte Positionen anscheinend nach Parteilinien vergeben werden
    • Lehrer berichten von Beispielen, bei denen Personalauswahl und Beförderungen von politischen Verbindungen abhängig waren, unabhängig von der Eignung der Kandidaten
    • Trotz Empfehlungen von Schulgremien und Schulleitern wurden Lehrer nicht für Direktorenposten ausgewählt, während andere mit politischer Unterstützung bevorzugt wurden
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