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Popow: "Am Anfang hatte ich Angst vor Kathrin!"

Heute Redaktion
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Wie ist es, mit einem Mann zu Tanzen, der eine Protese trägt? Kathrin Menzinger verrät im Interview, was das Training mit Heinrich Popow besonders macht.

1. Heinrich und du habt letzte Woche mit eurem Tanz die Jury zu Tränen gerührt. Hast du mit dieser Reaktion gerechnet? Wie ist es dir damit gegangen?

Kathrin: Ich rechne nie mit Reaktionen, aber ich habe natürlich schon beim Training gemerkt, dass es emotional wird. Die Reaktion war natürlich toll.

2. Das Training mit Heinrich: Wie schwer ist es für dich, die Choreografien für ihn „tanzgerecht" zu gestalten? Immerhin ist das für dich ja auch eine neue Herausforderung?

Kathrin: Eine riesen Umstellung für mich, da ich das ja noch nie hatte. Ich habe noch nie in so einer Form Choreos gestaltet. Spannend ist, dass wir laufend auf Dinge kommen, die doch funktionieren, mit denen wir nicht gerechnet haben. Mittlerweile geht es auch viel schneller, da wir ein eingespieltes Team sind und super funktionieren. Natürlich kann er nicht alles machen, aber ich fühle mich gut in ihn hinein. Wir sind mittlerweile auch wirklich gute Freunde geworden, was schön ist.

3. Wo siehst du eure Stärken und wo liegen eure Schwächen?

Kathrin: Stärken: Emotionen bringt er gut rüber, weil er bis jetzt jeden Tanz wirklich empfunden hat und das spürt das Publikum.

Schwächen: Natürlich gibt es aufgrund des Handicaps Dinge, die wir nicht machen können. Aber, die Schwächen machen uns umso stärker.

Kathrin Menzinger (* 24. September 1988 in Wien) ist eine österreichische Tänzerin. Die Weltmeisterin der WDSF Professional Division in den Kategorien Showdance Latein und Showdance Standard erreichte durch die Fernsehshows Dancing Stars und Let's Dance Bekanntheit.

Heinrich Popow (* 14. Juli 1983 in Abaj, Kasachische SSR) ist ein deutscher Leichtathlet der Startklasse T42, spezialisiert auf Sprint und Weitsprung. Er ist mehrfacher Paralympics-Sieger, mehrfacher Welt- und Europameister mit insgesamt 29 Medaillen sowie aktueller Weltrekordler im 100-m Sprint und im Weitsprung.

(Quelle: Clipfish)

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4. Du hast die Prothese von Heinrich anprobiert - kannst du dich dadurch noch besser in ihn hineinfühlen und eure Tänze gestalten?

Kathrin: Das hat mir natürlich extrem geholfen. Ich habe gemerkt, wie schwer es überhaupt ist, damit auch nur Schritte zu machen. Ohne seine Stütze hätte ich keinen Schritt geschafft. Schon nach fünf Minuten habe ich geschwitzt, war richtig außer Atem und habe einen Muskelkater im Po gehabt, weil das so anstrengend ist.

Daher habe ich umso mehr Respekt vor seiner Leistung und finde es umso toller, dass wir diesen Freitag sogar mit Hebefiguren überraschen können, von denen wir ja nie gedacht hätten, dass wir die jemals machen können.



(Quelle: Clipfish)

5. Meinst du, dass die Jury bei euch eher ein Auge zudrückt, oder werdet ihr genau wie alle anderen Tanzpaare bewertet?

Kathrin: Glaube nicht, dass die Jury ein Auge zudrückt. Viele sehen es als unfair, dass Heinrich mittanzen darf, aber man darf wirklich nicht vergessen, dass das eine Show und kein Turnier ist. Ich meine, bei einem Turnier würde auch nie ein älterer Mann mit einer jungen Frau tanzen. Aber, die Bewertung ist fair, haben keinen Bonus und das ist gut.

6. Heinrich, wie ist es mit Kathrin zu arbeiten - bist du zufrieden mit ihr?

Heinrich: Am Anfang hatte ich Angst vor Kathrin! Bei unserem allerersten Zusammentreffen kam sie auf mich zu, checkte mich ab und meinte „das könnte passen" - da dachte ich, was für eine dumme Kuh. In Wahrheit hat sie unsere Körpergröße angesehen und gemeint, dass das hinhauen könnte. Sie hat sich schon vorher Gedanken gemacht und das schätze ich sehr. Wir verstehen uns sehr, sehr gut und sie gibt mir die Möglichkeit alles zu geben und zu zeigen.

(cor)