Sexistisch erniedrigt

Polizeischülerinnen in "un-" und "f***bar" eingeteilt

Eine Untersuchung zeigt die Missstände bei der Kantonspolizei Basel-Stadt. Polizistinnen werden regelmäßig sexistisch erniedrigt.

Polizeischülerinnen in "un-" und "f***bar" eingeteilt
Eine externe Untersuchung zeigt die Missstände bei der Kantonspolizei.
REUTERS

Am Freitag wurde die vom Basler Staats- und Verwaltungsrechtler Markus Schefer und der niedersächsischen Polizeidirektorin Claudia Puglisi erstellte externe Untersuchung der Missstände bei der Kantonspolizei Basel-Stadt veröffentlicht.

Die Untersuchung wurde durch den Basler Polizeikommandanten Martin Roth Anfang Jahr in Auftrag gegeben. Mitarbeitende berichten darin von problematischem Führungsverhalten, besonders bei Offizieren und Ressortleitungen, in einigen Einheiten herrsche eine "Angstkultur" und bei Beförderungsentscheidungen mangle es an Fairness. Problematiken mit Sexismus und Rassismus werden auch im Bericht behandelt.

Einer der Befunde war, dass die Sprache im Korps von sexuellen Konnotationen durchdrungen sei. Die zuständige Regierungsrätin Stephanie Eymann (LDP) bezeichnete die Erkenntnisse der externen Untersuchung als "schockierend". Eine Recherche der "Wochenzeitung" WOZ zeigt das Ausmaß hinter dem sexistischen und rassistischen Verhalten.

Sexuelle Übergriffe bei Polizistinnen

Demnach würden Polizistinnen von Kollegen oder Vorgesetzten im Alltag mit wüsten Beleidigungen wie "Dummfutz", "Sch****weib", "Matratze" oder "Fo**e" abqualifiziert. Die Beispiele wurden von Polizistinnen genannt, mit denen die WOZ gesprochen hat.

Auch heißt es, dass Vorgesetzte neuen Polizistinnen Unterstützung anbieten, um sie danach sexuell zu bedrängen, wovon auch jüngere Männer im geringeren Ausmaß betroffen seien. Auf Polizeiposten werden Bilder der Polizeischülerinnen aufgehängt und in "f***bar" oder "unf***bar" eingeteilt. Zudem soll es Wetten geben, wer mit wem zuerst Sex haben wird. Der Kontakt erfolgt über interne Chats.

Das Anfassen von Po und Brüsten durch Kollegen ist im Bericht nicht aufgeführt, wovon die Polizistinnen jedoch berichten. Abschätzige Kommentare und ein Begrüßungsritual eines Kadermanns, der Polizistinnen ohne Einverständnis auf den Mund küsste, seien verbreitet. Dieser ist inzwischen pensioniert, doch andere haben das Verhalten übernommen.

"Es ist eine Tatsache, dass einzelne männliche Mitarbeitende wegen sexueller Anzüglichkeiten oder gar wegen übergriffigen Verhaltens Konsequenzen zu spüren bekommen haben", sagt Toprak Yerguz von der Medienstelle des Basler Justiz- und Sicherheitsdepartements mit der Recherche konfrontiert.

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    iStock, Privat (Montage: "Heute")

    "Niemand sagt etwas"

    Erschreckend ist auch der offene Rassismus, der korpsintern zumindest in Teilen besteht: Vorgesetzte würden "N****fangis" anordnen, wobei gezielt schwarze Menschen kontrolliert werden würden. Gewalttätig ausfallen würden sie besonders dann, wenn sie auf Menschen aus Nordafrika treffen. "Dann gibts oft noch eine Ohrfeige oder ein Knie in den Rücken, auch wenn die Person schon gefesselt ist", erzählt eine Polizistin. "Niemand sagt etwas, auch wenn das viele nicht gut finden." Als "Unding, das intern bekämpft wurde", bezeichnet Yerguz diese Art von Polizeikontrollen.

    Aber auch Polizistinnen und Polizisten mit dunkler Hautfarbe seien im Korps dem Rassismus ausgesetzt. So werden Affenlaute durch Kollegen oder das Verweigern des Handschlags, weil die Hand angeblich schmutzig sei, geschildert. Wer Fehlverhalten meldet, gilt schnell als "Ratte" und wird isoliert. Yerguz betont, es brauche ein Arbeitsklima, in dem solche Fälle gemeldet würden.

    Kommandant angezählt

    Die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (LDP) war über die Resultate des Berichts schockiert. Kommandant Martin Roth gilt als angezählt, obschon er die externe Untersuchung in Auftrag gegeben hat.

    Die SP und das Grün-Alternative Bündnis fordern eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) zur Aufarbeitung der "desolaten" Grundstimmung im Basler Polizeikorps.

    red, 20 Minuten
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