Wien
Polizei verpasste Klima-Kleber eine Nacktuntersuchung
Ein Klimaaktivist musste in einem Wiener Polizeianhaltezentrum vor Beamten die Unterhose herunterlassen. Nun wird der Fall vor Gericht verhandelt.
Der Fall ereignete sich bereits im Februar 2023, nun allerdings wird er vor dem Verwaltungsgericht Wien verhandelt. Damals wurde ein Klima-Kleber der "Letzten Generation" nach einer Protestaktion festgenommen und ins Polizeianhaltezentrum in der Rossauer Lände eingeliefert. Dort sei es dann zur Durchsuchung gekommen – in einem kleinen "Visitierraum" sei der 24-Jährige nach eigenen Angaben nicht nur abgetastet und durchsucht worden, sondern habe sich auch bis auf die Unterhose ausziehen und schließlich auch diese herunterlassen müssen, berichtet die APA.
Der damals zuständige Beamte bestätigte dies – es handle sich um die Standard-Vorgehensweise als eine Maßnahme zur Eigen- und Fremdsicherung. Warum dann überhaupt das Verfahren? Weil der Klima-Aktivist über seine Anwältin der Polizei vorwirft, unverhältnismäßig gehandelt zu haben, denn schließlich habe er niemanden verletzt oder angegriffen, sondern es sei nur um eine Verwaltungsübertretung gegangen. Von der Polizei wiederum heißt es, man habe versteckten Superkleber in der Unterhose vermutet, und es habe sich um keine Durchsuchung gehandelt.
"Dann hat er sich Handschuhe übergestreift"
Während es ein Urteil erst in der kommenden Woche geben soll, warf die Richterin am Freitag ein, dass es "entwürdigend oder demütigend" sein könne, sich vor Fremden auszuziehen. Zusätzliche Brisanz bekommt die Causa, weil sich der 24-Jährige von der Polizei eingeschüchtert gefühlt habe. Erst habe sich der Aktivist geweigert, die Unterhose bis zu den Knien herunterzulassen, "dann haben wir diskutiert, bis der Beamte seinen Kollegen geholt hat, der in den Raum gekommen ist und er sich die Handschuhe übergestreift hat."
"Ich habe dann angenommen, dass sie sie mir möglicherweise mit Gewalt hinunterziehen. Ich habe es dann selbst gemacht", schilderte der 24-Jährige, der zuvor nach eigenen Angaben davon ausgegangen war, dass er sich dieser Prozedur nicht unterziehen müsse. "Uns ist wichtig, dass wir klären, dass diese Nacktuntersuchungen nicht notwendig sind, damit diese Kontrollen in Zukunft nicht mehr passieren", sagt wiederum die Sprecherin der Letzten Generation, Marina Hagen-Canaval, zu diesem Fall, der als erster seiner Art in Wien verhandelt wird.