Frauenmord in Zistersdorf
Polizei-Ermittler dürfen nicht zu totem Frauen-Killer
Nach der Bluttat in Zistersdorf ist der mutmaßliche Killer tot in seinem Versteck entdeckt worden. Jetzt sagt die Polizei, wie der Einsatz ablief.
Freitagnachmittag, gegen 16.30 Uhr, brach in der beschaulichen Gemeinde Gösting bei Zistersdorf im niederösterreichischen Weinviertel die Hölle los. Eine Frau war mit tödlichen Schnittverletzungen in den Weingärten aufgefunden worden. Reanimationsmaßnahmen konnten sie nicht retten, jemand hatte der 65-jährigen Österreicherin die Kehle aufgeschlitzt.
Die Polizei rückte mit Hundertschaften und Heli an, auch Elite-Polizisten des EKO Cobra beteiligten sich an der Fahndung nach dem mutmaßlichen Täter. Der Slowake (59) war nach der Bluttat geflüchtet, soll sich in weit verzweigten Weinkellern verschanzt haben. Nach mehreren Zugriffsversuchen der Polizei wurde am Samstag klar: Der Mordverdächtige ist nicht mehr am Leben. Er soll sich in die Luft gesprengt haben.
Bilder: Frau in Weingarten bei Zistersdorf getötet
Gefährlicher Einsatz
Fast genau 24 Stunden nach dem Eingang des ersten Notrufs gab die Landespolizeidirektion Niederösterreich neue Details zum Ablauf des Zistersdorf-Dramas bekannt. Cobra-Chef Bernhard Treibenreif sprach dabei von einem "sehr gefährlichen" und LPD-NÖ-Direktor Generalmajor Franz Popp von einem "extrem fordernden und belastenden Einsatz" für die rund 220 Polizeikräfte.
Beim ersten Zugriffsversuch gegen 5.30 Uhr Früh soll der mutmaßliche Killer beim Anblick eines Cobra-Beamten einen Sprengsatz gezündet haben. Ein Polizist wurde dadurch schwer, aber glücklicherweise nicht lebensbedrohlich verletzt. Daraufhin zog sich die Elite-Interventionsgruppe zurück, um einen neuen Plan auszuarbeiten.
Währenddessen wurde der Verschanzte per Lautsprecherdurchsagen mehrfach zur Aufgabe aufgefordert. Als es auch nach Stunden keine Reaktion gab, erfolgte um 13.30 Uhr der nächste Zugriff! Dabei wurde eine bislang unbekannte männliche Leiche in dem Stollen aufgefunden.
Sperrzone bleibt aufrecht
Bis der Tote identifiziert wird, wird es noch einige Zeit dauern. Der Leichnam verbleibt vorerst in den unterirdischen Räumlichkeiten liegen. Diese müssen noch durch die Bombenspezialisten der Cobra auf weitere Sprengfallen durchsucht werden, erst danach kann die Spurensicherung mit der Tatortarbeit beginnen. Es sei aber "mit hoher Wahrscheinlichkeit" davon auszugehen, dass es sich bei dem Toten um den 59-Jährigen handelt, so die Top-Offiziere bei ihrer Stellungnahme.
Aufgrund der Sprengstoffgefahr bleibt die Sperrzone rund um den Einsatzort in Gösting immer noch aufrecht. Sie soll soweit möglich verkleinert werden, betroffene Anrainer dürfen in Begleitung der Cobra kurzzeitig zurück in ihre Häuser, etwa um Haustiere zu versorgen.
Bilder: Mordalarm in Gösting bei Zistersdorf
Täter in Österreich unauffällig
Der mutmaßliche Killer soll vor der Bluttat in Österreich unauffällig gewesen sein. Im Zuge der Fahndungsmaßnahmen habe man aber von den begangenen Straftaten im Ausland erfahren. Aufgrund dieser Informationen hätten die Polizeikräfte bereits früh gewusst, dass sie es mit einem "sehr gefährlichen" Mann zu tun haben – weshalb auch schnell die Cobra hinzugezogen wurde.
Zum Tatmotiv gibt es derzeit noch keine Erkenntnisse. Eine Beziehungstat wird laut derzeitigem Ermittlungsstand ausgeschlossen. Die Polizei bestätigt aber, dass es zwischen dem mutmaßlichen Täter und dem Opfer ein Bekanntschaftsverhältnis gegeben hat.