Wien

Gehsteig-Groteske in Wien um 30 fehlende Zentimeter

Für Schmunzler auf Twitter sorgt derzeit ein gesperrter Gehsteig in der Brehmstraße. Die Grünen schäumen, laut Bezirk wird der Weg kaum genutzt.

Yvonne Mresch
Nanu? Zuerst ragten die Autos auf den Gehsteig, nun ist dieser ganz gesperrt. 
Nanu? Zuerst ragten die Autos auf den Gehsteig, nun ist dieser ganz gesperrt. 
Grüne Simmering

Im Herbst 2022 trat in Wien eine neue Straßenverkehrsordnung in Kraft. Diese besagt, dass die nutzbare Breite eines Gehsteiges mindestens 1,5 Meter betragen muss. Autos dürfen nicht in den Gehsteig ragen, um etwa Kinderwägen und Rollstühlen Platz einzuräumen. Ein Gehsteig in Simmering dürfte diese Kriterien nicht erfüllen, er soll nur 1,20 Meter breit sein. Es fehlen also heiße 30 Zentimeter.

Sperre: Breite für Gehsteig reicht nicht mehr aus

Auf einem Gehweg in der Brehmstraße wurde der Parkplatz auf die Gehsteigfläche verlängert. Laut Bezirk gäbe es diese Regelung bereits seit 2008. Fakt ist: Die Fläche für den Gehsteig ist nun nicht mehr breit genug, weshalb dieser kurzerhand gesperrt wurde. Laut Bebauungsplan ist eine Breite von zwei Metern vorgesehen. Detail am Rande: Früher handelte es sich bei der Region um Gewerbegebiet, mittlerweile befinden sich dort ein Wohnhaus und ein Kindergarten.

Grüne kritisieren Vorgehen scharf

Die Grünen üben in den sozialen Medien Kritik: "Die Realität der Verkehrspolitik der Wiener SPÖ ist manchmal noch absurder als die Satire", twittert Nationalratsabgeordneter Lukas Hammer. Gegenüber "Heute" spricht er von einer Symbolik: "Die SPÖ sperrt Gehsteige, damit Autos parken können. Man ist nicht bereit, den Platz in der Stadt umzuverteilen. So etwas Absurdes habe ich selten gesehen. Hier ist klar, wem der Vorrang eingeräumt wird, wir sollten uns aber in eine andere Richtung bewegen."

"Es braucht diese Nutzung als Gehsteig, so etwas sollte in Wien selbstverständlich sein", ärgert sich auch der Wiener Verkehrssprecher der Grünen, Kilian Stark. "Einen Gehsteig neu zu bauen und dann für Fußgänger zu sperren, das finden wir nicht nur grotesk, sondern auch klimapolitisch vorgestrig. Mit einer geänderten Nutzung des Grundstücks und der Straße halten wir es für höchst angebracht, auch die Gestaltung der Straße und eben die Möglichkeit, auch zu Fuß zu gehen, anzupassen." Man sei bereits in der juristischen Prüfung.

Bezirk: "Gehsteig wird kaum genutzt"

Die Parkordnung wurde 2008 verordnet und nun aufgefrischt, heißt es aus dem Bezirk. "Aufgrund der zu geringen verbleibenden Gehsteigbreite wurde der Gehsteig aufgehoben, da er ohnehin nur entlang einer Mauer führt und von geringem Nutzen wäre." Auf der anderen Straßenseite gäbe es ebenso einen Gehweg, der nun Gesperrte werde kaum genützt. Diesbezüglich habe es eine Besprechung mit der MA 46, der Polizei und einem Vertreter des Bezirks vor Ort gegeben, bei der diese Maßnahme beschlossen wurde.

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