Himmels-Spektakel
Polarlichter in Österreich: So stehen die Chancen heute
Die Erde wurde vom stärksten Sonnensturm seit 2003 getroffen, in ganz Österreich waren Polarlichter zu sehen. Und der Sturm ist noch nicht vorbei.
In den vergangenen Tagen war die Sonnenaktivität außergewöhnlich hoch. Wie bereits berichtet haben mehrere große Eruptionen zu erdzugewandten koronalen Massenauswürfen geführt. Die ersten davon haben am Freitagabend die Erde erfasst und in der Nacht zu einem extremen Sonnensturm geführt, dabei waren in ganz Österreich zeitweise Polarlichter sichtbar.
"Extrem" – höchste Stufe erreicht
Wenn ein Sonnensturm auf die Erde trifft und dabei die Magnetosphäre stört, spricht man von einem geomagnetischen Sturm. Die NOAA verwendet eine 5-stufige Skala, welche von G1 bis G5 reicht. Zeitweise wurde in der Nacht auf Samstag das höchste Niveau "G5-extrem" erreicht.
Eine weitere Klassifizierung basiert auf dem vergleichsweise zeitnah zur Verfügung stehenden Disturbance Storm Time Index (Dst-Index). Schwankungen zwischen -20 und +20 nT sind normal, ab einer Abschwächung unter -50 nT spricht man von einem geomagentischen Sturm. Vergangene Nacht wurde ein vorläufiger Wert von -412 nT ermittelt. Damit war der Sturm vergleichbar mit jenen von Oktober und November 2003. Deutlich stärker waren die Ereignisse im Jahre 1989, in einer eigenen Liga spielte sich zudem das sog. Carrington-Ereignis im Jahre 1859 ab.
Sturm setzt sich fort
Wer die Nordlichter vergangene Nacht verpasst hat, kann dies am Samstag mit etwas Glück nachholen: Im Laufe der kommenden Nacht wird die Ankunft zwei weiterer CMEs erwartet, welche auf die bereits stark gestörte Magnetosphäre der Erde treffen. Damit ist eine neuerliche Verstärkung des andauernden Sonnensturms wahrscheinlich und die Chance für Polarlichter in Österreich bleibt hoch.
Die Intensität der Nordlichter variiert stark im Laufe der Zeit, was man nur kurzfristig prognostizieren kann. Vergangene Nacht gab es hierzulande beispielsweise drei besonders intensive Phasen mit deutlich sichtbaren Nordlichtern.
So stehen die Chancen
Die Wolkenprognose für die Nacht auf Sonntag sieht im Süden und Osten zwar eine Spur weniger günstig aus als noch Freitagnacht, zumindest zeitweise zeichnen sich im Laufe der Nacht aber auch hier größere Wolkenlücken ab. Gute Bedingungen sind neuerlich an der Alpennordseite zu erwarten. Um Polarlichter zu sehen, ist es hilfreich, lichtempfindliche Webcams zu beobachten, wie beispielsweise einige Kameras in den Alpen auf foto-webcam.eu sowie auch raxalpe.panomax.com.
Update 23 Uhr
Kurz vor 23 Uhr nahm die Polarlichter-Aktivität schließlich tatsächlich plötzlich zu. Auf ersten Webcam-Fotos war ab 22.50 Uhr ein violetter Schimmer sichtbar.
Derzeit aktivste Phase
Die Sonnenaktivität zeigt sich vor allem an der wechselnden Häufigkeit der Sonnenflecken sowie an ihrer Lage relativ zum Äquator der Sonne. Etwa alle 11 Jahre weist die Sonne ein Maximum an Sonnenflecken auf. Der aktuelle Sonnenzyklus hat im Dezember 2019 begonnen und ist der 25. seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1755.
Wir befinden uns derzeit im aktivsten Abschnitt, die voraussichtlich noch bis inkl. kommenden Winter andauern wird. In dieser Zeit kommt es immer wieder zu Phasen mit sehr hoher Sonnenaktivität und damit auch zu Sonnenstürmen.
Auf den Punkt gebracht
- Ein starker Sonnensturm hat in ganz Österreich Polarlichter sichtbar gemacht, und es wird erwartet, dass sich der Sturm fortsetzt und die Chancen für weitere Polarlichter hoch bleiben
- Die Sonnenaktivität ist derzeit besonders hoch, und es wird empfohlen, lichtempfindliche Webcams zu beobachten, um die Nordlichter zu sehen