Salzburg
Pflegeskandal in Salzburg – Frau wog nur noch 42 Kilo
Aufregung um ein Pflegeheim in Salzburg: Einem Bericht zufolge deckte eine Kommission der Volksanwaltschaft dort gravierende Mängel auf.
Das Ö1-Morgenjournal und die "Salzburger Nachrichten" berichteten über den Pflegeskandal in Salzburg. Dem Bericht zufolge führte die Volksanwaltschaft nach einer Meldung der Bewohnervertretung am 21. April eine unangekündigte Kontrolle im "Senecura Sozialzentrum" in Salzburg-Lehen durch. Die Kommission wollte einem Hinweis auf grobe Mängel in der Pflege, hohe Personalfluktuation und eine schier überbordende Anzahl von Krankenständen nachgehen.
Bei dem Besuch der Kontrolleure wurden die Hinweise bestätigt. Das deckt ein Bericht der Volksanwaltschaft auf, der den beiden Medien vorliegt. Es gebe "gravierende Pflegemängel, die [...] eine Gefährdung für die psychische und physische Unversehrtheit und Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner darstellen", zitiert das Blatt aus dem Bericht.
Unterbesetzung, Krankenstände, Qualen
So stellten die Kontrolleure tatsächlich eine personelle Unterbesetzung und sehr viele Krankenstände fest. Doch damit nicht genug: Auch Pflegemängel wurden entdeckt. Als beispielhaft wird hierbei die Schmerzversorgung, die Ernährung der Bewohner und die Pflege von wundgelegenen Patienten fest.
Besonders dramatisch schildert der Bericht die Situation einer Frau mit Pflegestufe 5 und einem Gewicht von 42,5 Kilo. Sie verbringe ihren Alltag unter großen Schmerzen im Bett, betonte die Bewohnerin gegenüber der Kommission. Daraufhin warfen die Mitglieder der Kommission einen Blick unter den Verband der Frau. Dabei wurde laut Bericht ein "massiver Dekubitus mit Beteiligung des Steißknochens und einer etwa zwei Hände großen Hauttasche freigelegt". Von der Wunde sei bereits Fäulnisgeruch ausgegangen, berichten die SN. Auch Schmerzmittel erhielt die Frau nur unzureichend.
Frau starb im Krankenhaus
Laut Kommission fehlte eine professionelle Reinigung der Wundränder. Aus der Pflegedokumentation ging nicht hervor, wann die Wunde zuletzt mit einem Arzt besprochen wurde.
Die Kommission habe die Situation der Frau als lebensbedrohlich eingestuft, heißt es weiter und einen Transport ins Krankenhaus veranlasst. Später sei bekannt geworden, dass die Frau kurz nach dem Transport in das Spital verstorben sei.
Gemäß dem Bericht seien solche Mängel jedoch kein Einzelfall und bereits seit dem Vorjahr bekannt gewesen. Die Salzburger Heimaufsicht habe bereits 2021 mehrmals Mängel festgestellt, jedoch nie einen verbindlichen Aufrag zur Behebung erteilt. Währenddessen soll sich die Situation in dem Heim weiter zugespitzt und die Volksanwaltschaft weitere Hinweise auf die gravierenden Mängel erhalten haben. Die Volksanwaltschaft ersuchte das Land Salzburg darum, tätig zu werden. Doch laut den SN blieb man aufseiten des Landes untätig.
Behörden weisen Verantwortung zurück
Damals habe das Land Salzburg jedoch nur den akuten Personalmangel eingeräumt, die Senecura die Vorwürfe pauschal als "falsch" dargestellt. "Die vielen Fälle von fehlender Erhebung, Evaluierung und Behandlung von Schmerzen, Mangelernährung und Dekubitus [...] wurden von der Kommission nicht als vereinzelt auftretendes Problem, sondern als strukturelle Mängel erkannt", zitieren die SN den Bericht der Volksanwaltschaft. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Diese führt nun zu Ermittlungen wegen des Verdachts auf "Quälen und Vernachlässigung unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen" und wegen des Verdachts auf Körperverletzung.
Der zuständige Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) betonte gegenüber den SN, dass man jedenfalls nicht zu spät reagiert habe. "Bei den Aufsichtsbesuchen wurde der Sachverhalt erörtert und Empfehlungen ausgesprochen", betont er gegenüber dem Lokalblatt. Die Senecura wollte sich gegenüber den SN nicht äußern.