Sie kommt nur in Mooren vor
Pflanze in OÖ frisst Fliegen, Libellen, Schmetterlinge
Die "Schwämme der Natur" trocknen aus. In Österreich sind nur mehr zehn Prozent der Moore intakt – ein Experte warnt vor den Folgen.
Österreich beheimatet so viele unterschiedliche Moortypen wie kein anderes Land auf der Welt. Die Gesamtfläche wird auf rund 30.000 Hektar geschätzt. Eine große Fläche – zumindest auf den ersten Blick. 30.000 Hektar sind nur ein Bruchteil von dem, was einmal war.
"Moore sind ein wichtiger Teil vom Gesamtsystem und haben ganz besondere Fähigkeiten", erklärt Mario Pöstinger, Ökologe und Präsident der Moorschutz-Interessensgemeinschaft im "Heute"-Gespräch. Für das Klima sei vor allem das Binden von CO2 im Torf relevant.
"Bei starken Niederschlägen nimmt ein Moor das Wasser auf wie ein Schwamm." Damit helfen die Systeme zum Beispiel Wetterextreme wie Starkregen abzufedern. Das Moor funktioniere außerdem wie ein Filter. Es nimmt Schadstoffe aus dem Wasser auf und reinigt es so vor.
Moore sind nicht nur unverzichtbar für den Klimaschutz, sie beherbergen auch eine sehr exklusive Auswahl an Flora und Fauna. "Sogenannte 'fleischfressende Pflanzen' gibt es in Oberösterreich ausschließlich in Mooren", bestätigt der Experte.
Heimische "fleischfressende Pflanzen"
Gemeint sind die drei Arten von Sonnentau, die in Oberösterreich vorkommen. Die Gattung besitzt bewegliche Tentakel, die mit klebrigen Sekreten Insekten (z.B. Fliegen, Libellen, Schmetterlinge) anlocken. Durch die Nutzung ihrer Lebensräume sind sie zu gefährdeten Arten geworden.
Alle drei Sonnentau-Arten sind in Oberösterreich geschützt.
Auch viele Insektenarten hätten eine starke Bindung zu den Mooren. Unter anderem die "kleine Moosjungfer" – eine Libellenart, die ihre Eier in den Tümpeln ablegt. "Wenn die Moore weg sind, hat diese Art ein massives Problem", alarmiert Pöstinger.
Nur mehr zehn Prozent intakt
Problematisch ist vor allem die Zahl der oberösterreichischen Moore, die noch unbeschädigt sind: Lediglich zehn Prozent der ursprünglichen Moorlandschaften sind aktuell intakt.
Moore in Oberösterreich ‒ die "Schwämme der Natur"
"Ein Moor ist nicht mehr intakt, wenn es die Fähigkeit verloren hat, Torf zu bilden", erklärt Pöstinger. Dazu käme es durch den Entzug von Wasser – sowohl direkt als auch indirekt sei das auf den menschlichen Einfluss zurückzuführen.
Gut die Hälfte der Moore sei für Land- und Forstwirtschaft trockengelegt worden. Davon besonders betroffen: das Ibmer Moor im Innviertel. "Dort ist sogar aktiv Torf abgebaut worden. Den haben sie für Torfziegel oder einfach als Heizmaterial verwendet", schildert der Ökologe.
Nicht in alle beschädigten Moore habe der Mensch aber direkt eingegriffen. Auch Veränderungen im Klima – höhere Temperaturen und fehlende Niederschläge – seien für die Moore problematisch.
Sogar Laien könnten den Zustand eines Moores beurteilen, meint Pöstinger: "Man erkennt es auch daran, wenn in einem Moor Pflanzen wachsen, die da nicht sein sollten." Als Beispiel nennt er eine Pflanze, die wohl die meisten Menschen identifizieren können. "Wenn man Heidelbeeren in einem Moor sieht, hat es mit Sicherheit ein Problem."
"Karte nützen, Moore schützen"
Die Wiederherstellung eines Moores sei laut dem Experten grundsätzlich keine schwere Aufgabe – organisatorisch allerdings oft aufwendig. Um die Entwässerung zu reduzieren, werden sogenannte "Grabensperren" aufgestellt. "Das kann man sich so vorstellen wie bei einem Stausee", erläutert Pöstinger. So könne das Wasser im Moor zurückgehalten werden.
Die Nachhaltigkeitskampagne "Karte nützen, Moore schützen" – eine Zusammenarbeit von Mastercard und Unimarkt – widmet sich jetzt der Renaturierung von zwei oberösterreichischen Mooren.
Noch bis 31. Mai spenden die Unternehmen für jede Transaktion mit einer Debit Mastercard in den Unimarkt-Filialen an die Biosphäre Austria (BIOSA). Diese kümmert sich um die Renaturierung der beiden Moore im Traun- und Mühlviertel.