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Peinliche Putin-Panne: Kreml bejubelt versehentlich Sie

Moskau ging offenbar schon vor Kriegsbeginn von einem Sieg seiner Truppe aus. So wurde ein vorbereiteter Jubelkommentar versehentlich veröffentlicht.

Nikolaus Pichler
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Mehr Grund zum Jubeln: Der russische Präsident Wladimir Putin und leidenschaftlicher Kampfsportler bei den Judo-Weltmeisterschaften 2014.
Mehr Grund zum Jubeln: Der russische Präsident Wladimir Putin und leidenschaftlicher Kampfsportler bei den Judo-Weltmeisterschaften 2014.
ALEXEY DRUGININ / EPA / picturedesk.com

Das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" enthüllte die Panne am Montag. Dem Bericht zufolge hatte die staatliche Nachrichtenagentur RIA versehentlich einen fertigen Kommentar veröffentlicht. Der Screenshot davon liegt dem deutschen Medium vor.

In dem Kommentar feiert der Autor des Texts laut "Spiegel" nicht nur den Sieg Russlands über die Ukraine. Dem Kreml-Chef Wladimir Putin streut der Verfasser auch Rosen und bejubelt ihn für seinen Sieg, im Ringen mit dem Westen. 

Der Kommentar war bereits am Samstagmorgen irrtümlich gesendet worden, bevor er rasch wieder gelöscht wurde. Es war die Nacht nach dem ersten gescheiterten Großangriff auf Kiew. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte zuerst über den vorbereiteten Jubeltext berichtet. Über den Dienst "Webarchive" ist eine Version der geplanten Falschmeldung jedoch noch lesbar.

Jubeltext steht im Gegensatz zur Realität

Unter der Überschrift "Russlands Angriff und die neue Welt" feiert RIA-Kolumnist Pjotr Akopow gemäß "Spiegel", dass "Russlands Militäroperation in der Ukraine eine neue Ära eröffnet" habe. Auch von einem raschen Sieg sei in dem Text die Rede, heißt es weiter in dem Bericht des Magazins.

Dabei gerät die Offensive seit Tagen ins Stocken. "Die russischen Besatzer haben das Tempo der Offensive verringert, versuchen aber immer noch, in einigen Gebieten Erfolge zu erzielen", teilte der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte am Montagmorgen mit. Am Sonntag musste das russische Verteidigungsministerium erstmals Verluste zugeben. 

Kommentar war bereits mit PR-Fotos illustriert

"Russland stellt seine Einheit wieder her", behauptete laut "Spiegel" der Kommentar. Der Zusammenbruch der Sowjetunion sei "eine Tragödie", zitiert das Medium weiter aus dem Jubeltext. Auch die Kriegstreiberei aus dem Kreml wird wohlwollend aufgegriffen. So habe es laut Kommentar keinen anderen Zeitpunkt mehr für einen Angriff gegeben. 

Am Ende bejubelt der Kommentar sogar eine angebliche Zeitenwende. Man könne nun die Ära westlicher globaler Herrschaft vollkommen und endgültig für beendet halten, so der Tenor. Bebildert war der Kommentar über den nicht errungenen Sieg mit einer Luftansicht des Maidan im Zentrum von Kiew. Die Hauptstadt ist allerdings weiterhin unter ukrainischer Kontrolle.

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    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com