Dallas
Paul steckt seit über 70 Jahren in einer eisernen Lunge
1952 erkrankte Paul Alexander an Polio. Noch heute lebt er in einer eisernen Lunge. Er hat Dinge erreicht, die man kaum für möglich hält.
An einem heißen Sommertag im Juli 1952 änderte sich das Leben des damals sechsjährigen Paul Alexander aus Dallas, Texas, auf dramatische Weise: Ihm ging es nicht gut – sein Nacken schmerzte und er hatte starke Kopfschmerzen.
Nach dem ersten Tag mit Fieber im Bett wurde Paul von seinem Hausarzt untersucht. Dieser empfahl den Eltern, ihn nicht ins Spital zu bringen. Es sei klar, dass er an Kinderlähmung (Polio) erkrankt sei, aber es seien einfach zu viele Patienten dort im Moment.
"Es war die schlimmste Erfahrung"
Fünf Tage nach den ersten Krankheitssymptomen verschlechterte sich der Zustand des Buben weiter. Er konnte keine Farbstifte mehr halten und auch Sprechen, Schlucken oder Husten bereiteten ihm zunehmend Mühe.
Die Ärzte im Spital meinten, sie könnten nichts mehr für ihn tun. Er würde sterben. Doch ein anderer Arzt setzte sich für ihn ein und operierte ihn. Drei Tage später wachte er in der eisernen Lunge auf. Immer wieder hörte der kleine Bub von Pflegerinnen und Pflegern, dass er sterben werde oder dass er "nicht am Leben sein sollte".
"Es war die schlimmste Erfahrung, die man sich vorstellen kann. Das waren riesige Krankenstationen, große Räume mit Dutzenden eisernen Lungen, alle voller Kinder. Anfangs konnte ich die gar nicht sehen. Ich wusste nicht, wo ich war, was los war, weil ich mich nicht bewegen konnte. Gerade spielte ich noch zu Hause und dann war ich plötzlich gelähmt", sagt Paul gegenüber "Riff Reporter".
Seine Eltern ermutigten ihn dazu, das selbstständige Atmen wieder zu lernen. Im Gegenzug würden sie ihm einen langersehnten Wunsch erfüllen: Paul wollte unbedingt einen Welpen. "Am Anfang war es extrem schwierig. Nach einem Jahr Arbeit haben wir die Fähigkeit entwickelt, drei Minuten draußen zu bleiben." Er bekam seinen Welpen.
Mit den Jahren habe sich die Zeitspanne immer verlängert. Einen ganzen Tag schaffe er inzwischen.
So geht es ihm heute
"Der Rest meines Lebens war eine Kombination aus einem Ereignis, einem Abenteuer, einem Wunder, wie auch immer man es nennen will, nach dem anderen", erzählt er weiter. Er habe gelernt, anders zu husten und zu atmen. Unterrichtet wurde er später zu Hause.
Er hat auch einen Studienabschluss als Anwalt geschafft. "Das war das Schwierigste, was ich je getan habe. Ich habe es geschafft und legte mit der Arbeit los", meint er heute. Danach habe er ein kleines Büro eröffnet und auch Klienten gehabt. Diese seien verwundert gewesen und sagten oft: "Was machen Sie da? Liegen Sie in der Sonnenbank oder was?" "Nein, nicht ganz."
Mit 77 steckt Paul noch immer in der eisernen Lunge. Nur eine weitere Person in den USA hat noch eine. Vor wenigen Tagen hat er seinen eigenen Instagram-Account eröffnet und erzählt über sein Leben. Damit begeistert und inspiriert er unzählige Menschen. Auf die Frage, weshalb er noch immer die eiserne Lunge bevorzuge, obwohl es bereits seit Jahrzehnten alternative Möglichkeiten gebe, antwortet Paul: "Ich atme großartig in der eisernen Lunge. Es ist der natürlichste Atemzug, wie ihn kein anderes Gerät machen könnte." Alternative Produkte sieht er als einschränkender an.