Wirtschaft

Paukenschlag! Erstes Bundesland führt neuen Energiebonu

Das Land Burgenland und Burgenland Energie beschließen ein österreichweit einzigartiges Auffangnetz für private Haushalte. Das musst du wissen.

SP-Landeschef Doskozil fordert von der Regierung dringend eine Gaspreis-Bremse.
SP-Landeschef Doskozil fordert von der Regierung dringend eine Gaspreis-Bremse.
Getty Images/iStockphoto

Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ) prescht jetzt vor und schnürt ein neues Hilfspaket - diesmal für die Gas-Kunden. In einer Aussendung begründet der Landesfürst diesen Schritt, dass Energie in den letzten Jahren immer günstig und im Überfluss vorhanden war. Es war zudem früher leichter, Energie aus dem Ausland zu importieren als sie selbst zu erzeugen. Das habe nun zu einer Abhängigkeit von Energieträgern geführt, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Krieg in der Ukraine und die Verknappung der russischen Gaslieferungen hätten darüber hinaus deutlich gezeigt, dass die Versorgungssicherheit und die Preisstabilität von Energieträgern keine Selbstverständlichkeit sind. Das Burgenland könne sich von der aktuellen Situation nicht abkoppeln.

"Auch wir im Burgenland sind noch abhängig von Energieimporten und müssen Energie am Beschaffungsmarkt zukaufen. Klar ist aber auch: Die beste Maßnahme gegen die Energieabhängigkeit und die Kostenexplosion ist der verstärkte Einsatz von erneuerbarer Energie", so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. "Unser Ziel, das Burgenland bis 2030 klimaneutral und energieunabhängig zu machen, bestätigt sich jetzt mehr denn je", so Doskozil weiter. Das Burgenland produziert bereits die Hälfte der Gesamtenergie, die im Burgenland verbraucht wird, aus Sonne und Wind. "Das reicht jedoch nicht aus. Die anderen 50 Prozent müssen wir am europäischen Energiemarkt zukaufen, um die sichere Versorgung unserer burgenländischen Kunden zu gewährleisten", erläutert Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie AG.

Den Burgenländern wurde durch den Verzicht auf eine unterjährige Preiserhöhung im Schnitt über 600 Euro erspart und mit dem Klima- und Sozialfonds der höchste Teuerungsausgleich aller Bundesländer initiiert. "Ich bin stolz, dass es uns bisher gelungen ist, mit sehr großen Anstrengungen die massiven Verteuerungen am Markt für unsere Haushaltskunden abzufedern. Durch die im Zuge der Energiekrise explodierenden Energiepreise müssen auch wir, die Strom- und Gaspreise ab 1. Jänner 2023 anpassen", erläutert Stephan Sharma. Mit 1. Jänner 2023 gilt bei Strom ein Arbeitspreis von 13,64 Cent (unter Berücksichtigung der Strompreisbremse und für durchschnittlichen Verbrauch von 3.500 kWh Strom), bei Gas von 13,90 Cent, jeweils netto pro Kilowattstunde.

Auffangnetz für private Haushalte

Aufgrund der aktuellen Situation hat das Land und die Burgenland Energie gemeinsam ein österreichweit einzigartiges Auffangnetz für private Haushalte auf den Weg gebracht, um die Menschen im Burgenland zu entlasten: Neben Preisrabatten der Burgenland Energie, mit denen das Unternehmen den Rahmen seiner rechtlichen Möglichkeiten für die Kunden so weit wie möglich ausschöpft, wird das Land Burgenland über den Klima- und Sozialfonds einen Wärmepreisdeckel für Privathaushalte verankern, den es in dieser Form in Österreich noch nicht gibt. "Wir kompensieren damit das Versagen der Bundesregierung, die im Wärmebereich keine wirkungsvolle Preisbremse und auch im Strombereich nur eine Teillösung für private Haushalte zustande gebracht hat. Die Bundesregierung lässt nicht nur die Privathaushalte im Stich, sondern gefährdet vor allem den Wirtschaftsstandort", so Doskozil. Der Gesamtaufwand dieser Wärmepreisbremse wird jährlich bis zu 40 Millionen Euro für das Land ausmachen. "Das ist eine immense finanzielle Kraftanstrengung, die aber als Akt der Solidarität notwendig ist", ergänzt Doskozil.

Konkret werden die Wärmekosten für Privathaushalte so gedeckelt, dass sie einen gewissen Prozentsatz des jeweiligen Jahres-Nettoeinkommens nicht übersteigen dürfen. "Mit dem Wärmepreisdeckel setzt das Land auf eine besonders innovative und so bisher noch nicht dagewesene Maßnahme. Damit werden die Menschen kurzfristig bei den hohen Energiepreisen unterstützt und gleichzeitig zum dauerhaften Umstieg aus Öl und Gas motiviert", ergänzt Sharma.

"Maßnahmen bis in den Mittelstand"

Zusätzlich zum Strompreisdeckel des Bundes und dem Wärmepreisdeckel des Landes greifen bei den Energiepreisen die Preisrabatte der Burgenland Energie. Ein Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.500 kWh Strom hat dementsprechend nach Abzug der Strompreisbremse und des Preisrabattes durchschnittlich 18 Euro pro Monat mehr zu erwarten. "Die Strompreisbremse greift bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh. Die Mehrheit der Haushalte im Burgenland hat somit keine wesentlichen Mehrkosten zu erwarten", so Sharma. Ein burgenländischer Haushalt mit einem durchschnittlichen Gas-Jahresverbrauch von 15.000 kWh wird Zusatzkosten von rund 50 Euro statt 196 Euro im Monat haben. "Bei einkommensschwachen Haushalten greift hier der Wärmepreisdeckel des Landes und unser Preisrabatt. Hier kommt es somit zu einer Kompensation eines großen Teils der Mehrkosten für Wärme. Die Maßnahmen werden bis in den Mittelstand hinein deutlich entlasten", so Sharma weiter.

Die aktuelle Marktsituation – entstanden durch die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten – erfordert ein Umdenken und langfristig innovative Lösungen. Um hier für die Zukunft vorzubauen, braucht es den Ausbau und Einsatz Erneuerbarer Energiequellen. Der Wärmepreisdeckel des Burgenlandes ist daher integriert in den Kurs des Landes Richtung Energieunabhängigkeit. "Klar ist: Wir müssen das Tempo in Richtung Energieunabhängigkeit verstärken. Deshalb bringen wir gemeinsam mit der Burgenland Energie ein österreichweit einzigartiges Angebot auf den Weg", erläutert Doskozil. Mit den Paketen "ZU HAUSE"  und "GEMEINDE" soll Haushalten, Gemeinden und Betrieben der Umstieg auf erneuerbare Energieträger erleichtert werden. Zusätzlich wird mit einer eigenen Energieagentur die bestmögliche Energieberatung für alle Burgenländer gewährleistet. Damit wird jede und jeder auf den Weg in die Energie- und Preisunabhängigkeit unterstützt.

"Das spart Geld"

"Wir können die Energiewende nur durch den Umbau des Energie- und Wirtschaftssystems im Burgenland schaffen. Und mit den Menschen im Burgenland. Denn desto mehr Menschen ihren Energiebedarf über Erneuerbare Energieträger decken, desto schneller können wir preis- und energieunabhängig werden. Dazu braucht es Windkraft, Photovoltaik, Wärme-Anlagen, Speicher und Energieeffizienz. Unsere beiden Pakete "ZU HAUSE" und "GEMEINDE" regen zum Umstieg an. Denn das spart Geld und gibt große Energiesicherheit, da Strom und Wärme lokal produziert werden", so Sharma abschließend. Das Burgenland verankert mit den Maßnahmen ein einzigartiges Modell, damit eine energiepolitische Transformation aller Lebensbereiche gelingen kann.

LH-Konferenz in Wien

Die Ankündigung aus dem Burgenland kommt genau einen Tag vor der Landeshauptleute-Konferenz in Wien! Wie "Heute" berichtete, hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) seine Kollegen am Freitag zu einem Krisen-Gipfel in die Bundeshauptstadt geladen. Bereits ab 9.00 Uhr werden die Landeschefs über die aktuelle Lage beraten. Dabei soll es neben dem Thema Finanzen auch um eine mögliche Gaspreisbremse gehen.

Neben Doskozil sprechen sich nämlich mittlerweile auch immer mehr von der ÖVP-geführten Länder für eine solche Kostenbremse beim Gas aus. So betonte etwa NÖ-Landeschefin Johanna Mikl-Leitner unlängst gegenüber Ö1: "Sonst laufen wir Gefahr, dass viele Unternehmen ihren Betrieb einstellen und da braucht es vor Weihnachten noch Klarheit und Planbarkeit."

Auch für Christopher Drexler, Landeschef der Steiermark, ist ein Gaspreisdeckel notwendig. Ansonsten seien nämlich Arbeitsplätze und auch Wohlstand in Gefahr und zwar, "wenn wir in einen großen Wettbewerbsnachteil gegenüber der Bundesrepublik Deutschland geraten würden", sagte Drexler zu Ö1. Laut "Heute"-Infos beginnt die Konferenz der Landeshauptleute zwar erst am Freitagvormittag, die ersten Landesfürsten werden aber bereits am Donnerstag in Wien eintreffen.

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