Flug-Notfall in Österreich

Passagiere des Hagel-Fliegers gehen auf Gewessler los

Die grüne Ministerin Leonore Gewessler bekommt Post vom Anwalt. Er fordert lückenlose Aufklärung des Hagel-Unglücks.

Newsdesk Heute
Passagiere des Hagel-Fliegers gehen auf Gewessler los
Anwalt Wolfgang List vertritt die Passagiere.
Wolfgang List, Leserreporter

Seit Mittwoch ist der "Hagelflieger" der AUA wieder im Dienst. Wir erinnern uns an die schrecklichen Bilder: Am 9. Juni geriet der Airbus auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Wien über Hartberg in einen heftigen Hagelsturm. Das Vorderteil des Jets war völlig zerstört, wie durch ein Wunder konnte der Ferien-Flieger sicher in Wien landen.

Jetzt wird dieser Horror-Flug zu einem Politikum. Im Namen der betroffenen Passagiere von Flug OS434 verschickte der Wiener Anwalt Wolfgang List einen eingeschriebenen Brief (liegt "Heute" vorab vor) an die grüne Bundesministerin Leonore Gewessler, die neben Umwelt und Energie-Agenden auch die Luftfahrt übersieht.

"In lebensbedrohliche Luftnotlage gebracht"

So beginnt das Schreiben: "Aufgrund des mutmaßlich fahrlässigen Einflugs in eine schwere Hagelgewitterzelle", wären die Passagiere, "in eine lebensbedrohliche Luftnotlage gebracht worden."

Dann der Vorwurf: "Es verfestigt sich aufgrund der Faktenlage der Eindruck, …. Dass für die Ursachenermittlung entscheidende Beweismittel nach dem Zwischenfall nicht unmittelbar sichergestellt wurden" (siehe Faksimile).

Auszug aus dem Brief an Ministerin Gewessler.
Auszug aus dem Brief an Ministerin Gewessler.
Wolfgang List

Der Anwalt fordert im Namen der Passagiere vollständige, transparente Aufklärung, "aus welchen Gründen sie in eine Gefahr für deren Leib und Leben gebracht wurden." Und diese Untersuchung solle Ministerin Gewessler "sicherstellen".

Diese Fragen stellt der Anwalt an Ministerin Gewessler

  • Laut Experten gab es durchaus Hinweise von Flugmeteorologen auf die Gewittergefahr, es sei auch so publiziert worden. Frage: Hätten die Piloten die Gefahren erkennen können und müssen.
  • Das Ereignis war laut Meteorologen "auf den Raum Hartberg begrenzt". Wäre es möglich, dieses Ereignis zu umfliegen.
  • War wirklich nur ein Pilot im Cockpit? Warum gerade in dieser kritischen Flugzeit?
  • Nachdem Hagel das Flugzeug vorne zertrümmerte, gab einen Notruf aus dem Cockpit. Frage: "Ab welchem Zeitpunkt wurde die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) von der Luftnotlage informiert?"
  • Offenbar habe die SUB erst stark verzögert mit der Untersuchung begonnen, das Flugzeug soll erst "erheblich nach dem Zwischenfall erfolgt sein."
  • Wann – wenn überhaupt – wurden die Daten des Cockpit Voice Recorder und der Flight Data Recorder gesichert und welche Daten befinden sich auf diesen Geräten?
  • Angeblich hatte die Co-Pilotin vergessen, die Antenne des Wetterradars nach unten zu stellen. Resultat: die Wolken hinter dem Flugzeug waren somit unsichtbar. Wurde dieses Gerät untersucht?
  • Die Sicherheitsuntersuchungsstelle hat Tage nach dem Zwischenfall gesagt, es handle sich um eine "Störung" und keinen "Unfall" und auch keine "schwere Störung", deswegen ist keine Untersuchung verpflichtend. Das zitierte das Branchenmagazin Austrian Wings. Es gab laut Magazin auch AUA-interne Gerüchte, wonach die Stelle den Vorfall gar nicht untersuchen wollte, es nur tue, weil der öffentliche Druck so groß wurde. Frage: Wird dieser Fall nun als "schwere Störung" eingestuft und wie intensiv wird nun untersucht?
  • Bei dem Landeanflug des beschädigten Fliegers auf Wien überquerte es dichtes Wohngebiet (etwa Rudolfsheim-Fünfhaus, Wieden, Mariahilf und Landstraße) – gab es Vorkehrungen, dass keine Gefahr für die Bevölkerung drohe? Zitat: "Zum Beispiel durch das Herabstürzen größerer Teile der schwer beschädigten Verkleidungen."
  • Der Vorfall offenbare, dass Menschen, die in der Einflugschneise leben, Gefahr ausgesetzt seien. Werden Maßnahmen gesetzt, um dieses "Gefahrenpotenzial" auszuschließen?
  • Das Flugzeug ist wieder in den Flugdienst gestellt. "Informanten behaupten, dass damit auch noch nicht gesicherte Beweise vernichtet wurden." Frage: "Ist es den Steuerzahlern aus Sicht der Obersten Luftfahrtbehörde zumutbar, als Reisende in ein Flugzeug zu steigen, dass erst kürzlich in eine gefährliche Luftnotlage verwickelt war?"

Weitere rechtliche Schritte werden folgen

Der Brief endet mit der Forderung für Betroffenen von Flug OS434 für eine "vollständige Aufklärung" der "Ursachen und Verantwortlichkeit".

Dieser Brief geht am Donnerstag auch noch an die Klubobleute aller Parteien. Es folgen weitere Schritte der Kanzlei von Wolfgang List.

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