Wien
"Parkpickerl wird in Außenbezirken um 33% teurer"
Das Parkpickerl kommt nun wienweit: Doch gegen die damit verbundenen Preiserhöhungen regt sich Widerstand, etwa in Hietzing.
Der Fleckerlteppich beim Parkpickerl ist bald Geschichte, ab 1. März 2022 gelten in ganz Wien einheitliche Park-Regelungen. Mit der Ausweitung der Kurzparkzone erhalten alle Bezirke ein flächendeckendes Parkpickerl. Heute, Donnerstag, stellte Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) ihre Pläne dazu vor, wir haben berichtet. Dass mit der Ausweitung auch eine Preiserhöhung verbunden ist, sorgt nun für scharfe Kritik.
"Nach den mir vorliegenden Informationen sollen die Kosten für das Parkpickerl in den Wiener Außenbezirken von 7,50 Euro auf 10 Euro pro Monat erhöht werden. Das ist eine saftige Steigerung von 33%", ist die Hietzinger Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) entrüstet. Kein Verständnis hat sie, dass das Parken in der Innenstadt nun gleich teuer sein soll wie am Stadtrand.
Parkpickerl für VCÖ mit "Licht und Schatten"
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht "Licht und Schatten". Gut sei, dass der längst überfällige Schritt einer flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung endlich gesetzt werde. Dass Autos auf den Straßen "zu Billigst-Tarifen" abgestellt werden können, sei ein Privileg, das sich eine Stadt in Zeiten der Klimakrise nicht mehr leisten kann. "Der Tarif mit 10 Euro pro Monat sei zu niedrig, in Amsterdam koste eine Parkberechtigung fast fünfmal, in Stockholm siebenmal so viel. Zudem müsse aus Sicht des VCÖ die Zonen in den großen Bezirken kleiner werden, sonst drohe zusätzlicher Autoverkehr innerhalb des Bezirks.
Bezirkschefin fordert Ausbau der Öffis ...
Von dieser Preissteigerung seien fast drei Viertel aller Wienerinnen und Wiener betroffen. Denn die Außenbezirke seien nicht nur einwohnerstärker, hier seien auch mehr KfZ zugelassen als in den Innergürtelbezirken. "Leider gibt es fußläufig oftmals keine oder nur schlechte Bus-, Straßenbahn oder U-Bahn-Verbindungen". Als Gegenleistung für die "saftige Gebührenerhöhung" fordert sie nun einen raschen Ausbau der Öffis.
Kritik übt Kobald auch an der Geltungsdauer des Parkpickerls und dem Plan, die Möglichkeit in Kurzparkzonen zu stehen, von maximal drei auf maximal zwei Stunden zu reduzieren: "Eine Dauer bis 22 Uhr erscheint mir in den Wiener Außenbezirken als unverhältnismäßige Einschränkung der persönlichen Bewegungsfreiheit. Besuche nach Ende der Arbeitszeit werden damit weiter verteuert und eingeschränkt", so die Bezirkschefin.
... und Sonderregeln für Hotspots
Hietzing wird als letzter Bezirk Wiens das Parkpickerl beschließen, wenn auch "gewissermaßen erzwungen", so Kobald. Sie erwartet sich für die Hietzinger, die künftig fürs Parken zahlen müssen, eine Entlastung. So müsse die Stadt für das Gebiet rund um das Schloss Schönbrunn, den Tiergarten Schönbrunn, das ORF Zentrum am Küniglberg sowie den Bereich beim Lainzer Tor eine Sonderlösung wie bei der Wiener Stadthalle (Rudolfsheim-Fünfhaus) sorgen. Nur könne es auch an den Wochenenden für die Anrainerinnen und Anrainer eine Entlastung geben.
FPÖ sieht "gelebtes Raubrittertum"
Scharfe Kritik an den Parkpickerl-Plänen der Stadt übt auch die FPÖ Wien. "Der SPÖ und der NEOS kann es scheinbar gar nicht schnell genug gehen, den Wienerinnen und Wienern die Taschen auszuräumen", so Landesparteichef Dominik Nepp und Verkehrssprecher Toni Mahdalik in einer Aussendung.
Statt für dringend nötige neue Park & Ride Parkplätze zu sorgen oder gemeinsam mit Niederösterreich ein Angebot bereitzustellen, um den zigtausenden Pendlern den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu erleichtern, setze die SPÖ auf "unsoziale Inkasso-Politik". Die FPÖ fordert weiterhin ein kostenloses Parkpickerl für alle in Wien gemeldeten Kraftfahrzeugbesitzer.
Grüne sehen vertane Chance
Als "dünnen Kompromiss" und "vertane Chance auf eine Ökologisierung der Verkehrspolitik" bezeichnen die Wiener Grünen das wienweite Parkpickerl. Die Ausweitung komme um Jahre zu spät, das Konzept sei nicht auf der Höhe der Zeit und entspreche nicht den Anforderungen einer ernsthaften Bekämpfung der Klimakrise, betonen die Mobilitätssprecher Kilian Stark und Heidi Sequenz.