Erstes Land in Europa
Paris: "Freiheit zur Abtreibung" in der Verfassung
Frankreich hat als erstes Land der Welt das Recht auf Abtreibung in die Verfassung aufgenommen. Beide Kammern waren sich einig.
Ein "Recht auf Schwangerschaftsabbruch" hatte Macron Ende Oktober versprochen. Am Montagabend stimmten die Abgeordneten in Versailles mit deutlicher Mehrheit dafür. Zwar heißt es in der Verfassung jetzt "Freiheit zum Schwangerschaftsabbruch", was laut Experten dehnbarer und etwas schwächer ist als angekündigt, das hält die Franzosen aber nicht auf, das neue Gesetz zu feiern. Immerhin ist Frankreich das erste Land, welches dieses Recht fest in der Verfassung verankert.
780 stimmten "Ja!"
Obwohl es 780 Ja-Stimmen für das neue Gesetz gab und nur 72 Abgeordnete dagegen waren, sind einige Menschen in Frankreich nicht glücklich. Während der Eiffelturm am Abend ein fünfminütiges Jubelflackern ankündigt, äußern sich Abtreibungsgegner und verurteilen die Neuregelung. Scharfe Kritik kommt auch vom früheren Pariser Erzbischof, Bioethiker und Arzt Michel Aupetit: "Das Gesetz drängt dem Gewissen auf, zu töten."
Video - so stimmten die Abgeordneten ab
230.000 Abtreibungen im Jahr
Die Zahlen zeigen aber, wie wichtig die neue Regelung in der Verfassung ist. In Frankreich sind Abtreibungen seit den 70er Jahren unter bestimmten Umständen legal. Im Herbst 2020 kam es nach einer hitzigen Debatte auch zu einer Verlängerung der Frist für Schwangerschaftsabbrüche von 12 auf 14 Wochen. Seit 2001 werden in Frankreich 230.000 Abtreibungen pro Jahr durchgeführt. Ein Viertel davon aber außerhalb von Krankenhäusern, weshalb das neue Gesetz ein großer Meilenstein ist.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Frankreich hat als erstes Land das Recht auf Abtreibung in die Verfassung aufgenommen, allerdings wird die Formulierung als etwas schwächer als angekündigt betrachtet
- Trotz deutlicher Mehrheit im Parlament gibt es sowohl Feiernde als auch Kritiker, die das neue Gesetz kontrovers diskutieren
- Die Neuregelung wird als wichtig erachtet, da jährlich 230.000 Abtreibungen durchgeführt werden, wovon ein Viertel außerhalb von Krankenhäusern stattfindet