Bald haben die Millennials ihren ersten Heiligen: Am Sonntag, 27. April, will Papst Franziskus (88) den Italiener Carlo Acutis (†15) heiligsprechen. Zudem erscheint an diesem Tag eine Dokumentation über den jungen Katholiken.
Der Italiener starb 2006 mit 15 Jahren an Leukämie, soll in seiner Lebzeit jedoch ein Vorbild in Sachen Großzügigkeit, Frömmigkeit und Nächstenliebe gewesen sein. Früher als die meisten italienische Kinder bat Carlo mit sieben Jahren um seine erste heilige Kommunion und gelobte, jeden Tag zu beten. Dabei waren seine Eltern keine großen Kirchengänger, es war Carlos polnische Nanny, die ihm den Katholizismus näher brachte.
Auf seinem Schulweg in Mailand hat er sein Essen mit Obdachlosen geteilt, statt Geburtstagsgeschenken wünschte er sich Schlafsäcke, die er danach an Bedürftige spendete, berichtet "The Catholic Herald". Als Carlos Eltern ihrem Sohn später einen Computer schenkten, begeisterte er sich für Gaming und Informatik. Er gestaltete eine Website für seine Pfarrei und half dabei, die Website einer Jesuitenschule für Menschen mit Beeinträchtigungen zu erstellen. Als Elfjähriger begann er, ein Online-Verzeichnis zu erstellen, für das er 136 sogenannte eucharistische Wunder sammelte und kategorisierte. Darunter versteht die katholische Kirche unerklärte Erscheinungen auf Hostien. Die Computerkenntnisse des gläubigen Katholiken brachten ihm die Übernamen "Cyber-Apostel" und "Gottes Influencer" ein.
Nachdem der junge Katholik 2006 seiner Krankheit erlegen war, beerdigten ihn seine Eltern erst im Piemont, transferierten seinen Leichnam dann aber auf einen Friedhof der Pilgerstadt Assisi, zwischen Florenz und Rom. Kurz darauf behaupteten Menschen, sie hätten zu Carlo Acutis gebetet – und seien erhört worden. Insbesondere seine Mutter arbeitete in der Folge darauf hin, dass ihr Sohn heiliggesprochen wird, wie die NZZ berichtet.
Dafür musste sie der katholischen Kirche beweisen, dass Carlo ein Wunder vollbracht hatte. Mittlerweile werden ihm gar zwei Wunder zugeschrieben. Das erste soll sich 2010 ereignet haben: Ein Junge aus Brasilien soll ein Überbleibsel von Carlo Acutis berührt und danach vollständig von einer angeborenen Erkrankung der Bauchspeicheldrüse geheilt worden sein. Vom zweiten Wunder berichtete eine Mutter aus Costa Rica, deren Tochter aus einem Koma erwacht sei, nachdem sie im Gebet Carlo Acutis um Hilfe gebeten hatte.
2019 exhumierte die katholische Kirche den Leichnam des "Influencer Gottes", um ihn selig zu sprechen. Seine Mutter behauptete, dass der Körper ihres Sohnes 13 Jahre nach dem Tod keinerlei Verwesungserscheinungen gezeigt habe. Die Aussage ging bei Social Media viral, denn in der katholischen Kirche wird das Ausbleiben der Verwesung als Hinweis auf die Heiligkeit einer Person gesehen.
Der Bischof von Assisi widersprach der Erzählung von Carlos Mutter später. Die Verantwortlichen hätten seine Leiche zwischenzeitlich stark präpariert, um sie in der Franziskus-Basilika in Assisi auszustellen. Bis heute liegt der bald erste Heilige der Millennials dort; gekleidet in Sweater, Jeans und Sneakers.