Welt

Papst bezeichnet römische Kurie als "Krebsgeschwür"

Bei der päpstlichen Weihnachtsansprache hat das Oberhaupt der katholischen Kirche zu einem Rundumschlag angesetzt.

Heute Redaktion
Teilen

Papst Franziskus hat "Verräter" in der römischen Kurie kritisiert und "Ehrgeiz und Ruhmessucht" unter den Mitarbeitern angeprangert. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die Leitungsebene der katholischen Kirche beschwerte sich der Pontifex auch über ehemalige Mitarbeiter, die sich als "Märtyrer" darstellten statt ihre Schuld einzuräumen.

Über sein mühsames Reformvorhaben sagte er am Donnerstag im Vatikan vor Kardinälen, Bischöfen und Priestern: "In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen."

Es sei sehr wichtig, eine "unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen" zu überwinden, "die in Wirklichkeit ein Krebsgeschwür darstellen, das zur Selbstbezogenheit führt", sagte der 81 Jahre alte Papst. Die Mitarbeiter der Kurie müssten als "Sendeantennen" funktionieren, um "treu den Willen des Papstes und der Vorgesetzten" zu verbreiten.

"Erlaubt mir, ein paar Worte über eine andere Gefahr zu sagen. Die der Verräter des Vertrauens oder der Ausnützer der Mütterlichkeit der Kirche", sagte das Katholiken-Oberhaupt.

Er nannte "Personen, die sorgfältig ausgewählt werden, um der Reform größere Kraft zu geben, aber die Größe ihrer Verantwortung nicht verstehen und sich von Ehrgeiz und Ruhmessucht korrumpieren lassen". "Und wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden, erklären sie sich zu Märtyrern des Systems, des "schlecht informierten Papstes" und einer "alten Garde", anstatt "mea culpa" zu sagen."

Immer wieder harsche Kritik

Franziskus hatte bereits in den Vorjahren die Ansprachen vor der Kurie zu harscher Kritik an den Verwaltungsorganen genutzt. 2014 zum Beispiel diagnostizierte der Argentinier der Kurie 15 Krankheiten, darunter "spirituellen Alzheimer", Größenwahn, Scheinheiligkeit und Geschwätzigkeit. Franziskus predigt immer wieder eine "arme Kirche für die Armen" und prangert Verschwendungssucht an.

Seine Ansprache in diesem Jahr fokussierte sich eigentlich auf die Wichtigkeit der diplomatischen Beziehungen des Vatikans und das Verhältnis zu anderen Religionen. Doch wurde das durch die Kurienkritik einigermassen übertönt.

Lautstarke Gegner

Inner- und außerhalb des Vatikans verschaffen sich immer wieder Gegner von Franziskus' Reformkurs lautstark Gehör. Vier Kardinäle hatten in einem offenen Brief Aufklärung vom Papst über dessen Familienschreiben "Amoris Laetitia" gefordert, in dem der Papst den Weg öffnet, wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen.

Zudem gründete sich ein weltweites Netzwerk, das den Papst der Häresie beschuldigt. Weiter wird beklagt, dass es mit der Reform der Kurie nicht schnell und organisiert genug vorangeht - und das obwohl Franziskus im kommenden März fünf Jahre im Amt ist.

Die Bilder des Tages

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf

    (20min)