Politik

Papandreou verhandelt mit Skandalpolitiker

Heute Redaktion
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Nachdem Griechenlands Premier Giorgos Papandreou seine Rücktrittspläne bekannt gab, sorgt in Athen der nächste Schritt wieder für einen Skandal. Papandreou berät mit Georgios Karatzaferis, Vorsitzendem der rechten Partei LAOS, über eine Beteiligung an der Übergangsregierung und sogar seine Nachfolge für ihn. Karatzaferis steht jedoch als Antisemit in der Kritik.

Karatzaferis steht jedoch als Antisemit in der Kritik.

LAOS soll nach dem Abgang Papandreous an der Übergangsregierung der nationalen Einheit beteiligt werden. Rund 7 Prozent hält die rechte Partei bei Umfragen momentan, der millionenschwere Medienunternehmer Karatzaferis fiel laut griechischen Medien immer wieder mit skandalösen Aussagen auf. "Wir sind die einzig wahren Griechen. Wir sind keine dieser Juden, Homosexuellen oder Kommunisten", ließ der 64-Jährige bei der LAOS-Gründung im Jahr 2000 wissen.

Seitdem ist die Liste der Aussagen, die für Empörung sorgen, länger geworden. Im griechischen Parlament soll Karatzaferis 2002 den ehemaligen Premier Costas Simitis öffentlich gefragt haben: "Stimmt es, dass Ihre Tochter heimlich einen Juden geheiratet hat?" Auch der israelische Botschafter wurde im Fernsehen attackiert, und zwar mit den Worten "Juden-Botschafter, pass auf, wo du hingehst! Lasst uns über den Holocaust reden, lasst uns über all die Märchen von Auschwitz und Dachau sprechen."

Trotz EU-Hilfe auf Konfrontationskurs

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York meinte Karatzaferis trocken: "Warum wurden die Juden gewarnt, an diesem Tag nicht zur Arbeit ins World Trade Center zu gehen?" Und auch wenn die Eurozone bereits mit milliardenschweren Hilfszahlungen das Land vor der Pleite zu bewahren versucht, hat der LAOS-Vorsitzende wenig Dank für die EU übrig: "Das ist eine Bande, die die Schwäche der griechischen Regierung erkannt hat, und den öffentlichen Reichtum ergattern möchte."

Schockiert über die Papandreou-Gespräche ist der deutsche Zentralrat der Juden. "Ein ausgewiesener Antisemit darf nicht Mitglied einer griechischen Regierung werden, mit der die deutsche Regierung dann auf Augenhöhe zum Beispiel über neue Milliardenhilfe zu verhandeln hätte. Ich hoffe, dass alle Beteiligten klug genug sind, eine solche moralische und politische Katastrophe zu verhindern", erklärte Vorsitzender Dieter Graumann gegenüber Bild.