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Özils Vater: "Ich würde an seiner Stelle zurücktrete...
Mesut Özils Vater Mustafa rechnet ab. Warum er an der Stelle seines Sohnes zurückgetreten wäre und welche Rolle die Flüchtlingskrise bei der Kritik spielt.
Mit dem Vorrunden-Aus blamierte sich Deutschland als amtierender Weltmeister bei der WM in Russland bis auf die Knochen. Als Sündenbock muss jetzt vor allem Mesut Özil herhalten, der im Vorfeld des Turniers mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayip Erdogan für ein Foto posierte und damit für helle Aufregung sorgte.
Jetzt verteidigt Mustafa Özil seinen Sohn im "Bild"-Interview. "Ich wusste, dass das gemeinsame Foto kein politisches Statement von ihm war oder Ähnliches. Es war Höflichkeit. Sie müssen wissen: Mesut ist ein schüchterner Mensch, fast scheu. Wie hätte er dieses Foto ablehnen können, wenn ein Mann wie Erdogan ihn darum bittet? Das hätte Mesut als extrem unhöflich empfunden", erklärt der 50-Jährige. "Das ist auch eine Mentalitätssache. Er hat ja auch Fotos mit Angela Merkel gemacht. Ich will gar nichts beschönigen, sondern nur erklären, dass Mesut das Foto nicht gemacht hat, um Erdogan zu unterstützen."
"Flüchtlingskrise hat das Klima im Land verändert"
Özils Vater, der ihn einst beraten hat und aktuell kaum Kontakt zu seinem Sohn hat, erkennt Zusammenhänge in der Flüchtlingskrise und der Kritik an seinem Filius. "Das hat das Klima im Land noch einmal verändert. Und das trifft auch Leute wie uns, die seit Jahrzehnten hier sind, die sich voll integriert haben ... Es ist ein Punkt erreicht, an dem die Leute merken, dass wir vielleicht nicht genug vorbereitet sind auf diese hohe Zahl an Flüchtlingen, und das macht ihnen Angst", erzählt er. "Ich verstehe das. Dass es allerdings dazu führt, dass auch Kinder und Enkel von Gastarbeitern darunter zu leiden haben, ist traurig."
Das eiserne Schweigen seines Sohnes zu den Fotos mit Erdogan erklärt er mit folgenden Worten: "Er ist geknickt, enttäuscht und gekränkt. Und ja: auch beleidigt. Die eigenen Fans haben ihn vor der WM beim Länderspiel in Österreich ausgepfiffen. Das kann er nicht verstehen."
"Schönen Dank, aber das war es!"
Angesprochen auf die Zukunft von Mesut in der deutschen Nationalmannschaft hat er einen Tipp für seinen Sohn parat: "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Schönen Dank, aber das war es! Dafür ist die Kränkung dann doch zu groß. Und wer weiß denn, was beim nächsten Spiel ist? An Mesuts Stelle würde ich zurücktreten."
(Heute Sport)