Sport
Özil bricht Schweigen und verteidigt Erdogan-Foto
70 Tage nach dem umstrittenen Treffen mit Türkei-Machthaber Recep Tayyip Erdogan erklärt Mesut Özil, was er von der öffentlichen Kritik hält.
13. Mai 2018. Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan trifft in London die DFB-Teamspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan, knipst Fotos mit ihnen. Der Auftakt einer heißen Debatte.
Denn bei den meisten deutschen Fans (und auch einigen Teamkollegen) sorgt die Aktion für Unmut. Die Frage lautete: Dürfen sich Nationalspieler – noch dazu kurz vor der WM – als Fan des umstrittenen Türkei-Staatsoberhauptes outen?
Gündogan erklärte, beim Treffen habe es sich nicht um ein politisches Statement gehandelt. Özil schwieg. Bis heute.
Auf Facebook und Co. veröffentlichte der Arsenal-Legionär am Sonntag ein langes Statement – und verriet seine Sicht der Dinge.
"Würde es wieder machen"
Özil erklärte, er habe sich zu dem Foto mit Erdogan aus Respekt vor dessen Präsidenten-Amt bereit erklärt – unabhängig von der Person. Ähnlich hätten die Queen oder die englische Premierministerin Theresa May gehandelt, als sie sich mit Erdogan trafen.
"Ich bin Fußballspieler und kein Politiker. Unser Treffen stellte keine Bekräftigung oder Unterstützung jedweder politischer Handlungen dar. Wir haben nur über das Thema gesprochen, über welches wir immer reden: Fußball. Denn Erdogan war in seiner Jugend selbst Spieler", setzte Özil fort.
Er würde die Aufnahme wieder machen. "Egal, wie die letzte Wahl ausgegangen ist, oder die Wahl davor, ich hätte das Foto trotzdem gemacht."
"Habe zwei Herzen"
Außerdem verwies der 29-Jährige auf seine Wurzeln. "Ich habe zwei Herzen, das eine ist deutsch, das andere türkisch", schrieb er. Seine Mutter habe ihn stets gelehrt, Respekt zu zeigen und nie zu vergessen, "wo ich herkomme". Hätte er sich geweigert, Erdogan zu treffen, hätte er seine Wurzeln verleugnet, meinte Özil.
Auf einen möglichen Rücktritt aus dem Nationalteam ging Özil vorerst nicht ein.
(red)