Shitstorm wegen Zitat
ORF zieht Konsequenzen aus Kickl-Skandal um Budgen
Ein von Patrick Budgen auf X verbreitetes Zitat seines Studiogastes zu Kickls Gesundheit hatte einen Shitstorm zur Folge. Die ORF-Bosse reagieren.
Der ORF zieht nun Konsequenzen aus dem Shitstorm, den sein Moderator Patrick Budgen (40) mit einem Zitat über Herbert Kickls Gesundheitszustand auf X ausgelöst hat.
Hintergrund ist die vor etwas mehr als einer Woche erschienene unautorisierte Kickl-Biografie ("Kickl und die Zerstörung Europas") der "profil"-Journalisten Robert Treichler und Gernot Bauer. Die sorgte umgehend wegen eines peinlichen Recherche-Fehlers zu Herbert Kickls Großeltern für Aufregung.
Die blaue Welle der Empörung schwappte dann auch auf Budgen über, als er in seiner Reihe "Bei Budgen" in "Wien heute" am Samstagabend mit einem Zitat seines Studiogasts, Autor Gernot Bauer, zum Gesundheitszustand Kickls auf X bewarb. Dieser attestierte dem FP-Chef darin, "relativ oft krank" zu sein und knüpfte die Spekulation daran, ob er überhaupt "robust genug" für das Bundeskanzleramt sei.
Kein Ethik-Verstoß
Die Aufregung war enorm. Der Gesundheitszustand eines Politiker sei Privatsache und somit tabu, so der Tenor. Angefacht wurde das Kritik-Feuerwerk natürlich auch durch die FPÖ. Der erst 2021 vom OGH wegen schweren Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilte und nunmehrige blaue ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler echauffierte sich in harten Worten, ortete einen Verstoß gegen den Ethikkodex und forderte harte Konsequenzen für Patrick Budgen.
Am Küniglberg hat man den Fall nun untersucht. In einer Stellungnahme weist der ORF, einen Verstoß gegen den Ethikkodex klar zurück. "Der angesprochene Beitrag in 'Wien heute' am 20.4.2024 wurde geprüft und entspricht allen geltenden journalistischen Richtlinien und Regulativen des ORF."
Standpauke über "sensiblen Umgang"
Die von Patrick Budgen auf X gepostete Aussage sei ein direktes Zitat des Journalisten und Buchautors Gernot Bauer gewesen und somit nicht die Eigenmeinung des Moderators.
Dennoch scheint man auf Chefebene nicht glücklich damit gewesen sein. Das ist vielleicht auch der Tatsache, dass das Zitat in der ausgestrahlten Version des Interviews gar nicht enthalten war, und sich somit eigentlich nicht als Bewerbung der Sendung eignete, geschuldet.
Die betreffende Stelle ist nämlich nur in der ungeschnittenen Langfassung enthalten, die nur über separaten Link über die TVthek abrufbar ist. Das war, nach Budgens eigener Aussage, offenbar bereits vor dem Shitstorm so geplant gewesen.
Deswegen gibt es jetzt eine Standpauke: Landesdirektor Edgar Weinzettl werde jedenfalls ergänzend redaktionsintern nochmals auf den "sensiblen Umgang mit der Bewerbung von Sendungsinhalten in den Sozialen Netzwerken" hinweisen, so der ORF.
Ob Budgen sein Social-Media-Verhalten ändern wird, ist unklar. Der Wiener Moderator kehrte dem Shitstorm auch aufgrund von persönlichen Angriffen den Rücken zu: "Der Ton hier ist zunehmend so aggressiv und destruktiv, dass ich eine X-Pause einlegen werde", kündigte er knappe zwei Stunden nach dem Aufreger-Beitrag an. Daran hält er sich seither.
Ein Mitarbeiter musste gehen
Deutlich härter griff ORF-Boss Weißmann bei zwei Ö3-Stars und einem weiteren Mitarbeiter durch. Ö3-Wecker-Moderator und freier Angestellter, Philipp Hansa, warb zusammen mit seiner festangestellten Kollegin, Gabi Hiller, auf Instagram für eine Kampagne der Raiffeisen Bank. Auch mit ihnen habe es ein klärendes Gespräch gegeben und ihnen "mitgeteilt, dass derartige Tätigkeiten nicht mehr möglich sein werden".
Anders verlief es bei einem anderen Mitarbeiter, dessen Identität bislang nicht bekannt ist. Laut eigener Angabe hat der ORF die Zusammenarbeit mit ihm aufgrund von nicht genehmigten Nebenbeschäftigungen einvernehmlich beendet.