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ORF-Star: "Frage mich, wie Menschen das noch aushalten"

Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary schildert im ORF-Radio Ö1 am Dienstag den Erdbeben-Horror in der Katastrophenregion im Norden Syriens.

Roman Palman
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    Menschen versuchen, den Opfern eines eingestürzten Gebäudes zu helfen.
    Menschen versuchen, den Opfern eines eingestürzten Gebäudes zu helfen.
    EPA-EFE

    Mehr als 4.300 Tote sind einen Tag nach der verheerenden Erdbeben-Katastrophe in der südanatolischen Region Gaziantep und dem benachbarten Syrien schon bestätigt – und mit jedem Update der Behörden werden es mehr. Ein schlimmes Erdbeben mit Stärke 7,8 hatte die Bewohner Montagfrüh im Schlaf überrascht unzählige Häuser einstürzen lassen. Dutzende Nachbeben und noch ein zweites heftiges Beben der Stufe 7,6 folgten. 

    Alle aktuellen Entwicklungen zum Türkei-Beben auf einen Blick >

    Die Erschütterungen waren in den Nachbarländern noch deutlich zu spüren, in ganz Europa schlugen seismografische Sensoren aus. Ein Video zeigt, wie die Schockwellen Minuten später durch Österreich und den ganzen Kontinent rollten:

    Das Beben hat aber nicht nur in der Türkei für Tod und Zerstörung gesorgt, auch im bürgerkriegsgebeutelten Syrien sind die Opferzahlen hoch, wie ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary im Ö1-Morgenjournal berichtet. Die Situation wird dadurch verschärft, dass die betroffenen Regionen um Aleppo und die Provinz Idlib von je einer der Kriegsparteien kontrolliert wird. Erstere vom Regime in Damaskus, letztere von den Rebellen.

    Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary berichtet u.a. für den ORF aus Kairo.
    Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary berichtet u.a. für den ORF aus Kairo.
    Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com

    Genug Desaster für hundert Leben

    Im Norden Syriens sollen bisher 1.400 Tote gezählt worden sein, besonders in Idlib dürften nach Einschätzung des Journalisten noch viele dazukommen. Es fehlt hier nicht nur an schwerem Gerät, sondern in der Provinz sind in den letzten Jahren fast 3 Millionen Binnenflüchtlinge untergekommen.

    "Diese Menschen haben Vertreibung erlebt, sie haben erlebt, wie sie von der russischen Luftwaffe bombardiert werden, wie Regime-Helikopter Fassbomben auf sie abgeworfen haben. Die meisten von ihnen leben unter der Armutsgrenze. Letztes Jahr gab es dort einen Cholera-Ausbruch und jetzt eben dieses Erdbeben", schildert El-Gawhary betroffen den Horror, den diese Menschen bisher durchleben mussten: "Das sind eigentlich Desaster, die nicht in eines, sondern in hundert Leben passen und ... man fragt sich, wie diese Menschen das dort noch aushalten, ohne zusammenzubrechen."

    Internationale Hilfe schwierig

    Die Hilfe im Krisengebiet gestaltet sich schwierig. Für das vom Regime kontrollierte Aleppo müsse diese aus Damaskus kommen, bekräftigt der ORF-Korrespondent. Allerdings würden sich viele Staaten weigern, mit Diktator Baschar al-Assad zusammenzuarbeiten. Zu oft sei humanitäre Hilfe schon im Korruptionssumpf des Landes versunken.

    Die Rebellen-Provinz Idlib müsse aus der Türkei versorgt werden, doch auch hier gebe es nur eine Straße, die durch das Beben auch schon schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Während teilweise mit bloßen Händen in den Trümmern gegraben wird, quellen die örtlichen Krankenhäuser völlig über. Betten sind doppelt und dreifach belegt, die Ärzte arbeiten bereits mit Triage.

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      In der Türkei und in Syrien kam es in den frühen Morgenstunden zu einem schweren Erdbeben.
      In der Türkei und in Syrien kam es in den frühen Morgenstunden zu einem schweren Erdbeben.
      REUTERS

      "Nächsten 48 Stunden entscheiden"

      "Die nächsten 48 Stunden sind entscheidend", betont El-Gawhary. Spezialkräfte mit schwerem Gerät müssten schnellstmöglich vor Ort geschafft werden. Auch das Wetter bestimme über Leben und Tod: "Da gibt es Schnee oder starke Regengüsse. Mit jeder Stunde und jedem Grad weniger wird es unwahrscheinlicher, dass jemand lebend geborgen wird."

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        ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com
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