Speiseplan verbessern

ORF-Ikone: "Meine Enkel lehnen das Schulessen ab"

Ex-TV-Star und Bäckerin Barbara van Melle macht sich seit Jahren für gesünderes Essen an Schulen stark. "Es hat sich zu wenig getan", bedauert sie.

Sandra Kartik
ORF-Ikone: "Meine Enkel lehnen das Schulessen ab"
Slow-Food-Botschafterin, Unternehmerin und Ex-TV-Star Barbara van Melle sind dringenden Handlungsbedarf beim heimischen Schulessen.
Lukas Lorenz

Barbara van Melle weiß, was gutes Essen ist. Sie führt das Wiener Brotback-Atelier "Kruste & Krume" und kocht leidenschaftlich gerne seit ihrem 12. Lebensjahr. Während ihrer 25-jährigen ORF-Karriere schwang die Slow-Food-Botschafterin den Kochlöffel auch immer wieder im TV. Als ihre Kinder noch zur Schule gingen, machte sie sich deshalb auch für ein gesünderes Mittagessen für Schüler stark. Inzwischen ist sie Großmutter und erlebt in ihrer Familie nun dieselbe Abneigung gegen den angebotenen Speiseplan. "Meine Enkel sind extrem unglücklich mit dem Schulessen. Sie lehnen es ab", gießt sie im"Heute"-Gespräch Öl ins Feuer der aktuellen Debatte.

"Wenn man gerne kocht und wert auf gutes Essen legt, ist man in der Schule schlecht aufgehoben", schenkt van Melle den Zuständigen ein. "Meine Tochter erzählt mir, dass die Kinder total hungrig von der Schule heimkommen. Das ist Essen ist oft nicht heiß, es gibt keinen frischen Salat oder frisch gekochtes Gemüse. Selbst die Pizza schmeckt nicht gut, sondern richtig schwammig".

Tiefkühl-Kost im Kindergarten

Van Melle bedauert, dass sich so wenig verändert hat, seit sie damals als Mutter versucht hat, positiven Einfluss auf das Schulessen nehmen wollte. "Ich habe mich damals für eine Bio-Jause und einen Schulgarten stark gemacht. Ich bin dabei schnell auf Widerstände gestoßen", blickt die ORF-Ikone zurück. Heute sei es sogar schwer, etwas im System zu verändern. "Wir leben in einer Zeit, in der es enorme Verschärfungen gibt, um überhaupt Essen anbieten zu dürfen", weiß der Back-Profi.

Eine ihrer Töchter arbeitet als Pädagogin in einem Wiener Kindergarten. Dort ist die Situation noch schlechter, als in den Schulen: "Die bekommen einmal in der Woche Tiefkühlessen geliefert, das dann täglich aufgewärmt wird. Mir tun die Kinder richtig leid".

"Es bräuchte eine politische Entscheidung"

Viele Verbote seien regelrecht absurd, wie etwa, keine selbst gebackenen Geburtstagskuchen mehr in den Kindergarten oder in die Schule mitbringen zu dürfen. "Das ist ein Kultur-Verlust", sagt sie traurig. Stattdessen werden Eltern angehalten, die Mehlspeisen im Supermarkt zu kaufen, die nicht nur viel mehr Zucker enthalten, sondern auch jede Menge ungesunde Zusatzstoffe. "All diese Regelungen kommen der Industrie zu Gute, nicht aber den Bedürfnissen der Schüler. Es bräuchte eine politische Entscheidung", fordert sie.

Letztlich sind auch die Eltern gefragt, wenn es darum geht, ihre Kinder gesünder zu ernähren. "Viele kochen nicht mehr daheim", also ist das Essen in der Schule oft die einzige warme Mahlzeit für die Jungen. Wenn dieses nicht nährreich genug ist, kann sich das dann auf die Leistung und aufs Wachstum auswirken. "Manche Eltern bestehen sogar auf ungesundes Essen im Speiseplan, weil ihre Kinder sonst gar nichts essen würden", schöpft van Melle aus ihren Erfahrungen.

Sind auch deine Kinder und Schüler unzufrieden mit dem Mittagessen in der Schule? Schicke uns gerne Bilder der Speisen, die ihnen auf den Magen schlagen an [email protected].

Dabei hätten die jungen Schüler selbst großes Interesse an gesunden, schmackhaften Speisen. Das konnte sie bei ihren Back-Kursen für Schulen immer wieder aufs Neue erleben. Dort wurde gemeinsam Brot gebacken und frisches Gemüse verkostet. "Das waren sehr positive Erlebnisse", sagt van Melle. Um wieder Schulkurse anbieten zu können, ist sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen, da es personell für ihr Unternehmen alleine nicht zu stemmen wäre. Sie hofft, mehr Kindern gesundes Essen näher bringen zu können. "Zum Glück ist es mir immerhin bei meinen vier Kindern gelungen."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Barbara van Melle, ehemalige ORF-Moderatorin und leidenschaftliche Bäckerin, setzt sich seit Jahren für gesünderes Schulessen ein, da ihre Enkelkinder das aktuelle Angebot ablehnen
    • Sie kritisiert die mangelnden Fortschritte und die vielen Vorschriften, die gesunde, selbstgemachte Speisen in Schulen und Kindergärten erschweren, und fordert politische Entscheidungen, um die Situation zu verbessern
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