Fussball
ORF dreht ÖFB-Stars die EM-Euphorie vor Primetime ab
Österreich fährt zur EM! Der 1:0-Zittersieg in Baku, der das Ticket für die Endrunde bedeutet, wird im ORF wie ein Testspiel behandelt.
Der erlösende Abpfiff nach 94 Minuten – Österreich gewinnt das Qualimatch gegen Aserbaidschan am Montagabend dank eines Tores von Dortmund-Star Marcel Sabitzer mit 1:0, qualifiziert sich für die Endrunde 2024 in Deutschland.
Die Ersatzspieler, Betreuer und das Trainerteam stürmen das Feld, die ÖFB-Stars liegen sich in den Armen.
Testspiel-Stimmung im ORF
Die Fans in der Heimat bekommen davon nichts mehr mit. "Das war's", verabschiedet sich Kommentator Boris Kastner-Jirka in derselben Stimmlage, in der er zuvor das so wichtige Länderspiel unterkühlt begleitete. Während die Spieler auf dem Feld feiern, sich in Richtung der mitgereisten Fans aufmachen, schaltet das Öffentlich-Rechtliche zurück ins Studio.
Anchor Rainer Pariasek geht sofort in die Analyse über. Schön anzusehen sei das nicht gewesen, spielt er den Ball zu seinen Experten Herbert Prohaska und Roman Mählich. "Völlig egal, heute zählt das Ergebnis", sagt ÖFB-Jahrhundertkicker Prohaska nach der dritten EM-Qualifikation in Folge richtig.
Weitere Einordnungen müssen warten. Es folgt ein Werbeblock, unter anderem mit der Ankündigung des LASK-Europacup-Matches gegen Union Saint-Gilloise am 26. Oktober. Um 20:08 Uhr endet die Übertragung auf ORF eins abrupt.
Immerhin: Matchwinner Sabitzer darf zuvor eine erste Reaktion abgeben, spricht von "Gänsehaut". Noch vor den ersten Stimmen von Teamchef Ralf Rangnick und weiteren Leistungsträgern schiebt der ORF die erst dritte erfolgreiche EM-Qualifikation in der österreichischen Sportgeschichte auf seinen Spartenkanal Sport + ab.
Dort folgt unter anderem ein Interview mit dem glücklichen Präsident Klaus Mitterdorfer. Teamchef Rangnick kommt nicht vors ORF-Mikro. Stattdessen werden Sequenzen der Rangnick-Pressekonferenz eingespielt. Mählich und Prohaska treten dazwischen präventiv auf die EURO-Euphoriebremse. Man dürfe bei der Endrunde nicht zu viel vom Team erwarten. Das Erreichen des Achtelfinales wäre schon ein großer Erfolg.
Rund eine halbe Stunde nach dem Abpfiff endet auch die Übertragung auf Sport +, weicht der Wiederholung des Formel-1-Rennens in Kater von vor mehr als einer Woche. Übrigens: Auch die Vorberichterstattung fiel nicht gerade üppig aus. Der ORF stieg rund 20 Minuten vor dem Anpfiff um 18 Uhr live ein, verzichtete auf ein ausgiebiges Anheizen.
EM: Kein ÖFB im ORF
Im Vergleich zum Quali-Kracher gegen Belgien am vergangenen Freitag, live auf ServusTV, wird der verwandelte EM-Matchball drei Tage später zur Primetime wie ein unliebsames Testspiel abgehandelt. Übrigens: Bei der Endrunde wird der ORF keine Österreich-Spiele zeigen. ServusTV zeigt die Spiele von Alaba und Co. exklusiv, kommt insgesamt auf 51 Partien. 20 werden im ORF live zu sehen sein.