Welt
Orca-Mutter will totes Jungtier nicht loslassen
Eine Orca-Mutter hält ihr verstorbenens Jungtier seit Tagen an der Wasseroberfläche. Die traurige Szene trägt sich derzeit in der Nähe von Vancouver zu.
Es sind herzzerreißende Szenen, die sich seit Tagen in den Gewässern am nördlichsten Zipfel der US-Westküste abspielen: Damit ihr totes Junges nicht im Meer versinkt, stupst eine Schwertwal-Mutter es immer wieder mit der Nase an und trägt es so weiter mit sich.
Das Baby war am Dienstag vor der kanadischen Stadt Victoria geboren worden, schwamm noch mit der Familie und starb dann, wie Wissenschaftler des Center for Whale Research in der US-Stadt Friday Harbor mitteilten. Das Junge war demnach nicht einmal eine Stunde alt geworden.
Besonders starke Beziehung
Kenneth Balcomb, Präsident des US-Walforschungsteams, bestätigte am Freitag, dass der Wal das Junge immer noch an der Wasseroberfläche hält. "Wenn die Mutter aufgibt, wird das tote Baby höchstwahrscheinlich im Wasser versinken", sagte Balcomb. Es sei denn, die Mutter bringe es in die Nähe der Küste. "Bei niedrigem Wasserstand strandet der Kadaver dann", sagte Balcomb.
Dass Schwertwale oder Delfine ein totes Jungtier über mehrere Tage mit sich tragen, sei nichts Ungewöhnliches, teilten die Forscher weiter mit. Die Tiere hätten eine besonders starke Beziehung zu ihrem Nachwuchs und würden sich manchmal bis zu einer Woche nicht von ihm trennen, hieß es in der Mitteilung.
Nahrungsknappheit bedroht Population
Der Tod dieses Schwertwalnachwuchses zeigt nach Angaben der Wissenschaftler die Probleme der Orka-Population an dem Küstenabschnitt im kanadischen British-Columbia. Die Tiere sind stark gefährdet. "In den vergangenen drei Jahren sind hundert Prozent der Schwangerschaften in dieser Population gescheitert, weil die Wale nicht genügend Nahrung haben", erklärte Balcomb. Die Hauptnahrungsquelle der Orcas sind Chinook-Lachse. Diese sind nach Angaben der Wissenschaftler wie die Walpopulation stark gefährdet.
Zu der Schwertwal-Population im nordöstlichen Pazifik gehören drei Gruppen. Im Juni 2018 gab es laut Walforschungszentrum 75 Wale; 23 davon in der Gruppe mit dem toten Baby.
(red)