Szene

Opern-Ballett: "Kinder wurden gefährdet"

Heute Redaktion
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Die "Soko Ballettakademie" bestätigt in ihrem Abschlussbericht Missstände und brutale Lehrmethoden an der Wiener Ballettschule. Die Schüler sind zu wenig geschützt und versorgt.

Eine "Falter"-Reportage mit Bildern von blutigen Füßen und Berichten von wüsten Schikanen gegen Kinder sorgte im April für Entsetzen. Der angegebene Tatort: die Ballettakademie der Wiener Staatsoper. Seither untersuchte eine Sonderkommission den Fall – und bestätigte gestern die Kritik am Opernhaus.

Zur Präsentation wurden übrigens weder Direktor Dominique Meyer noch Ballettakademie-Leiterin Simona Noja geladen. "Die Staatsoper war Untersuchungsgegenstand, nicht Kooperationspartner", betont Kommissionssprecherin Christina Aumayr-Hajek gegenüber "Heute".

Der Bericht, der zahlreiche Missstände in der Ballettakademie dokumentiert, sieht "eine Gefährdung des Kindeswohls" durch "die unzureichend kontrollierte Gesamtbelastung der jungen Tänzer." Es fehle "ein Gesamtkonzept und eine Kinderschutzbeauftragte."

Trotz bereits von der Oper ergriffener Maßnahmen gäbe es noch viel zu tun. Von Gesprächen mit Befragten und Personen, die sich bei der Clearingstelle meldeten, erfuhr die Kommission:

"Einer Schülerin wurde von einer Lehrerin der Ballettakademie gesagt: Sie solle doch mit dem Rauchen beginnen, denn das zügelt den Appetit und hilft, die Linie zu halten."

Weiters sei eine Lehrerin tätig, "die Schülerinnen bei ihrem Vornamen und ihrer Konfektionsgröße anspricht, also etwa Maria XS, Paula M, Louise L und Martha S."

Die Staatsoper, die den Bericht erst nach der Pressekonferenz erhielt, will die Vorwürfe nun prüfen. "Wir gehen davon aus, dass bei sorgfältiger Durchsicht auch einige nicht mehr dem aktuellen Status entsprechende oder missverständliche Inhalte des Berichts richtiggestellt werden können." Es habe bereits "grundlegende Verbesserungen in der medizinischen und psychologischen Betreuung" gegeben. So seien Experten der Kinderschutzorganisation "Die Möwe" mit an Bord.