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"Operation: Tango" im Test: Koop ohne Blickkontakt

Wer lieber stumm spielt, ist bei "Operation: Tango" auf verlorenem Posten. Im Koop-Titel müssen sich Spieler nämlich per Sprache koordinieren.

Rene Findenig
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    Das Entwicklerstudio Clever Plays setzt nun auch auf einen Koop-Kracher – "Operation: Tango" wirft aber einige typische Koop-Elemente komplett über den Haufen.
    Das Entwicklerstudio Clever Plays setzt nun auch auf einen Koop-Kracher – "Operation: Tango" wirft aber einige typische Koop-Elemente komplett über den Haufen.
    Clever Plays

    Koop-Titel schießen derzeit wieder aus dem Boden und sind dank der Möglichkeit, mit Spielern auf der ganzen Welt zocken zu können, in der Corona-Pandemie äußerst willkommen. Meist laufen Spieler zu zweit oder in Vierer-Teams durch die Spielwelt und stellen sich gemeinsam Herausforderungen, Rätseln und Puzzles. Das Entwicklerstudio Clever Plays setzt nun auch auf einen Koop-Kracher – "Operation: Tango" wirft aber einige typische Koop-Elemente komplett über den Haufen.

    Das augenscheinlichste Merkmal des Games für PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie PC ist, dass die beiden Spieler sich gegenseitig nicht begegnen und selten sehen. Alle Aktionen und der Fortschritt müssen im Online-Game deswegen per Sprach-Chat koordiniert werden. Und ja, das Sprechen miteinander ist in "Operation: Tango" wirklich Pflicht, denn ohne miteinander zu kommunizieren ist der schlaue Agenten-Thriller so gut wie unspielbar. 

    Agentin und Hacker auf gemeinsamer Mission

    Die Spieler übernehmen in "Operation: Tango" die Rollen der Agentin Angel und des Hackers Alistar B. Fleming, die gemeinsam auf eine spaßige Spionage-Mission gehen. Auf der Suche nach einem rätselhaften Cyberkriminellen kann die Agentin Spuren verfolgen und versucht, dabei unentdeckt zu bleiben, während der Hacker Sicherheitssysteme lahmlegen und verschlossene Türen öffnen kann. Kommunizieren können die Spieler dabei über den eingebauten Sprach-Chat oder einen externen Chat-Dienst.

    Gespielt wird ausschließlich online, einen lokalen Modus gibt es bisher nicht. Toll gelöst: Wie bei Koop-Abenteuern à la "It Takes Two" und "A Way Out" braucht es nur eine Version des Spiels, der Mitspieler kann dann über einen kostenlosen Friends Pass mit ins Boot geholt werden. Mitspieler sind aber auch beim Fehlen von Freunden aktuell mehr als genug zu finden – immerhin unterstützt "Operation: Tango" Cross-Plattform-Play über alle angebotenen Plattformen hinweg.

    Nur miteinander kommt man weiter

    Sechs Missionen hat das Game bisher zu bieten, in denen man auf eine Schnitzeljagd quer über den Globus geschickt wird. Zum Start jeder Mission können die beiden Mitspieler wählen, wer die Rolle der Agentin und wer die des Hackers einnehmen soll. Die Spielweise zeigt sich dabei komplett unterschiedlich: Während bei der Agentin viel Lauf- und Versteckarbeit bei der Infiltration von Nöten ist, klemmt sich der Hacker hinter sein Display und steuert die Systeme des zu infiltrierenden Objekts.

    Kommunizieren die Spieler dabei nicht, kann bereits an der ersten Sicherheitstür Schluss sein, denn die wird sich nicht öffnen, wenn der Hacker nicht weiß, dass seine Agentin gerade davor wartet. Das setzt sich auch das komplette Spiel lang fort: Agenten müssen mit Anweisungen durch Gänge manövriert und anhand des Grundrisses vor Fallen gewarnt werden, Hacker wiederum brauchen Informationen von vor Ort, etwa was Bildschirme gerade anzeigen oder welche Zahlen eine Anzeige ausspielt.

    Schön für Anfänger und Profis

    Der Großteil der Kommunikation dreht sich dabei um äußerst simple Aussagen, etwa ob man an einer bestimmten Passage angelangt ist oder welche Farbe eine Leuchte gerade ausspielt. Die Hürde ist also äußerst gering und auch bei anderssprachigen Mitspielern kann man sich mit nur ein paar Brocken Englisch gut verständigen. Spannung versprechen vor allem die "Stop"- und "Weiter"-Passagen, wenn die Agentin etwa durch Laser-Barrieren schleicht, die nur der Hacker ein- und ausgehen sieht.

    Picture

    An manchen Stellen kann es aber auch etwas anspruchsvoller werden, wenn beispielsweise gleichzeitig Klappen geöffnet und geschlossen oder Einstellungen ständig geändert werden müssen. Die verschiedenen Missionen bieten eine gute Mischung aus Übungsmöglichkeiten für Anfänger und Herausforderungen für eingespielte Teams, fair und automatisch gesetzte Checkpoints verringern zudem den Frust beim wiederholten Scheitern an gewissen Stellen. Schöne Video-Sequenzen bieten Spannung und jeweils eine ausführliche Vorstellung der Mission.

    Grafisch kein Hammer, spielerisch schon

    "Operation: Tango" geizt zwar nicht mit Farben, Effekten und aufwendigen Videosequenzen, die Spielgrafik selbst ist aber sehr einfach gehalten und fällt nicht gerade mit Detailreichtum auf. Gleiches gilt auch für die Spielfiguren, die eher grob aussehen. Umso schöner ist die Abwechslung, denn statt Standard-Gängen und -Räumen findet sich in jeder Mission eine ganz unterschiedliche Welt mit ihren Eigenheiten vor. Die Sprachausgabe der Figuren erfolgt in atmosphärischem Englisch mit einer tollen Prise Humor, für Spieler hierzulande gibt es deutsche Untertitel.

    Wer sich übrigens gar nicht beim Spielen verträgt, kann seinen Partner auch schon mal sabotieren, indem er ihm Wachen auf den Hals hetzt oder Kameras trotz anderslautender Aussagen nicht abdreht. Ob man so zukünftig allerdings viele Koop-Partner findet? Je nach Mission ist man als Spieler rund 20 bis 40 Minuten beschäftigt, wobei die Missionen viel Wiederspielwert aufweisen. "Operation: Tango" ist ein tolles Koop-Abenteuer, das mit Humor, Gameplay und Herausforderung punktet, dafür aber auch eine perfekte Absprache fordert. Wer gerne beim gemeinsamen Zocken quasselt, ist hier goldrichtig.