Polizei hatte keine Ressourcen
Onkel stirbt – Familie erfährt erst 9 Tage später davon
Leider kein Einzelfall: Eine Wiener Familie erfuhr erst neun Tage später vom Tod des Onkels – und das auch nur, weil sie selbst nachfragte.
Das Fest hatte sich die Familie Grosseibel aus Wien ganz anders vorgestellt. Ende 2022 trafen sich Geschwister, Schwager, Nichten und Neffen. Doch einer fehlte, Onkel Franz. "Meine Mutter bat mich, nebenan nachzusehen", erinnert sich der Neffe, Friedrich Grosseibel.
Da ihm Onkel Franz nicht öffnete, ging Friedrich in die Wohnung. "Ich sah, dass die Matratze hochgeklappt war und Teile des Bodens herausgeschnitten waren." Er bekam ein mulmiges Gefühl und fuhr zur nächstgelegenen Polizeistation.
Familie erfährt erst neun Tage später vom Tod
Dort dann die Schocknachricht: Onkel Franz verstarb bereits am 25. Dezember aufgrund eines Herzinfarkts. Er wurde 71 Jahre alt. Wieso niemand die Familie verständigt hat und sie erst neun Tage später davon erfahren musste? "Bei der Polizei sagten sie mir, dass sie bisher keine Ressourcen hatten, um das zu erledigen", erzählt Friedrich. Die Familie ist entsetzt. Nichte Birgit Zayene wandte sich schließlich an die ORF-Serie "Bürgeranwalt". "Mir geht es darum, dass so etwas zukünftig nicht mehr passiert", meint sie.
Beschwerden von Menschen, die vom Tod naher Angehöriger nicht verständigt wurden, sind tatsächlich keine Seltenheit, wie ORF-Moderator und Jurist Peter Resetarits berichtet. Manchmal dauerte es sogar so lange, dass die Verstorbenen schon im Armengrab gelegen sind. So weit kam es bei Familie Grosseibel zum Glück nicht; Onkel Franz fand seine letzte Ruhe im Familiengrab.
Fall zeigt Lücken im System auf
Wer ist dafür zuständig, die Angehörigen zu suchen? Ulrich Voit von der Österreichischen Notariatskammer erklärt, dass die Notare dafür verantwortlich seien, dass gesetzliche Erben im Verfahren gefunden werden. Er betont allerdings, dass jeder Fall unterschiedlich sei und es kein einheitliches Prozedere gebe.
Klare Regeln gefordert
Volksanwalt Walter Rosenkranz und FPÖ-Politiker forderte bereits im Vorjahr ein neues Regelwerk, das sicherstellt, dass Verwandte bei Todesfällen informiert werden. Getan hat sich bisher aber wenig. Der Forderung nach einer unterstützenden Dienstanweisung für solche Fälle kam das Innenministerium nicht nach.
"Wir haben diesen Fall der Wiener Familie zum Anlass genommen, und ihn in den Parlamentsbericht gegeben. Das heißt, die Gesetzgeber in Österreich – auf Bundes- und Landesebene – wissen von diesem Fall und können sich im Rahmen ihrer Gesetzgebungskompetenz überlegen, wie man das besser regeln kann", erklärt Rosenkranz.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Familie Grosseibel aus Wien erfuhr neun Tage nach dem Tod ihres Onkels Franz von seinem Ableben, da die Polizei angeblich keine Ressourcen hatte, um sie zu informieren
- Die Familie ist entsetzt und fordert klarere Regeln, wer für die Benachrichtigung von Angehörigen zuständig ist
- Volksanwalt Walter Rosenkranz fordert bereits seit längerem ein neues Regelwerk, das sicherstellt, dass Verwandte bei Todesfällen informiert werden