Spieletests

"One Military Camp" im Test – ordentlich aufgeräumt

"One Military Camp" hat den Early Access verlassen und startet nun am PC durch. Wer seine eigene Militärbasis managen will, muss viel Zeit mitbringen.

Rene Findenig
"One Military Camp" im Test – ein spaßiges Sandbox-Game für PC, das aber eine gute Einarbeitung und Motivation benötigt.
"One Military Camp" im Test – ein spaßiges Sandbox-Game für PC, das aber eine gute Einarbeitung und Motivation benötigt.
Abylight Studios

Nach nur wenigen Wochen verlässt "One Military Camp" der Entwickler Abylight Barcelona den Early Access für Steam und startet als vollwertiges PC-Game durch. Die ersten Reaktionen sind sehr positiv und die Prämisse ist einfach. Spieler sollen sich in Iso-Perspektive klassisch strategisch ein eigenes Armeelager aufbauen, es wirtschaftliche verwalten und Soldaten zu Elite-Einheiten trainieren, um sie in Missionen auf der ganzen Welt zu schicken. Schnell zeigt sich aber: So klassisch geht es hier gar nicht zu, und wer wirklich Spaß haben will, sollte ordentlich viel Zeit zum Lernen und zum Dranbleiben mitbringen.

Die Handlung ist eher nebensächlich – in der Kampagne droht der Fanatiker Dragan mit der Eroberung des gesamten Kontinents, doch ein kleines Militärcamp wehrt sich – und wurde zum Teil vom machtbesessenen Antagonisten auch einfach übersehen. Als Chef der Militäranlage sollen wir diese nun möglichst schnell auf Vordermann bringen und es nicht nur gewaltig ausbauen, sondern auch zur Kaderschmiede von Elite-Kämpfern machen. Zu Beginn strömen zwar jede Menge Anwärter in unser Camp, die müssen aber erst einmal nach ihren Fähigkeiten gruppiert werden, um sie trainieren zu können.

Jede Menge zu tun im immer größeren Militärcamp

Je nachdem, wofür sich die Rekruten am besten eignen, stecken wir sie in Bereiche wie Sicherheit, Forschung, Wartung, Versorgung oder Rettungsdienst sowie das ganz normale Soldatenleben. Je länger die kleinen Figuren dann in ihren zugeteilten Bereichen tätig sind, umso höher steigen sie in ihrem Militärrang auf, wobei die ersten Ränge schnell übersprungen sind, spätere aber lange zur Erreichung dauern. Und je länger das Spiel dauert, umso mehr Faktoren kommen dazu. Mal muss man sich um Krankheiten im Camp kümmern, mal Spione fernhalten und mal die Moral der Truppe erhöhen.

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    Nach nur wenigen Wochen verlässt "One Military Camp" der Entwickler Abylight Barcelona den Early Access für Steam und startet als vollwertiges PC-Game durch.
    Nach nur wenigen Wochen verlässt "One Military Camp" der Entwickler Abylight Barcelona den Early Access für Steam und startet als vollwertiges PC-Game durch.
    Abylight Studios

    Vor allem abseits der Kampagne im freien Spiel wird "One Military Camp" zu einem zeitfressenden und nie enden wollenden Spiel, das allerdings auch seinen Reiz über massig Spielstunden aufrechterhalten kann. Etwas hätten die Macher den Zockern aber auch Zeit sparen können, denn teils wird mit veralteten Mechaniken gearbeitet – etwa wenn einzelne Figuren manuell den jeweiligen Gebäuden zugewiesen werden müssen. Das passiert nicht immer, aber wenn, dann nervt es auf Dauer etwas – etwa, wenn man neue Gebäude errichtet hat und in diese dann die jeweils passenden Soldaten schicken will.

    Das nett aussehende Spiel überrascht mit Komplexität

    Wiederum bewundernswert ist, wie groß die Auswahl an baubaren Objekten ist und dass jedes einzelne mit speziellen Effekten und Funktionen versehen wurde. Hier ist ebenfalls viel Zeit einzuplanen, denn in die Mechaniken muss man sich einarbeiten, um sie auch richtig nutzen zu können. Echt gut gemacht ist der Humor des Spiels – in jedem Gebäude kann man die Soldaten beobachten, wie sie ihren Aufgaben, aber auch ihrer Körperhygiene und Bedürfnissen nachgehen. Die Liebe zum Detail ist enorm – bis hin zu Soldaten, die im Schlaf aus dem Bett fallen und dann im Spital versorgt werden müssen. 

    Teil der Kampagne wiederum ist, vorgegebene Ziele wie bestimmte Ränge für die Soldaten zu erreichen, um sie dann auf einer Weltkarte in die Schlacht schicken zu können. Diese Gefechte bringen zahlreiche Belohnungen ein, die mit Fortkommen in der Kampagne immer essenzieller werden. Und der Schwierigkeitsgrad zieht auch abseits nicht ausreichend ausgebildeter Figuren ordentlich an – Reparaturen und der Betrieb des Spiels fressen Geld und erfordern ein komplexes Management, Katastrophen wie Stromausfälle und Krankheiten rasche Entscheidungen und Munition gute Rationierung.

    "One Military Camp" im Test – ordentlich aufgeräumt

    Geschickte Forschung hilft uns schließlich dabei, Punkte in Verbesserungen zu stecken, ohne die es ab der Mitte der Kampagne gar nicht mehr geht. Wer nicht rasch und regelmäßig Ausbildungsprogramme beschleunigt und Servicearbeiten effektiver macht, steht schnell vor einem Scherbenhaufen eines Militärlagers. Wer sich diesen Anspruch nicht geben will, darf wiederum im Sandbox-Modus eigene Regeln erstellen und sich den Schwierigkeitsgrad selbst so festlegen, wie es gerade gefällt. Zudem lassen sich nach Spieler-Feedback im Early Access nun die Figuren optisch anpassen und zum Teil betiteln.

    Technisch macht das Game eine sehr gute Figur: Die Grafik mag simpel wirken, die enorme Detailtiefe verleiht dem Spiel aber einen grandiosen Touch – samt passenden Sound-Effekten bei allen möglichen Tätigkeiten der kleinen Soldaten. Und auch der Soundtrack ist erstklassig, ohne vom Geschehen abzulenken. "One Military Camp" zeigt sich als ordentlich aufgeräumte Militär-Management-Simulation, die mit ihrer Liebe zu Details, viel Humor, aber auch einer überraschenden Komplexität und sauberen Technik überzeugt. Spieler seien aber gewarnt: Das fast süchtig machende PC-Game frisst jede Menge Zeit.