Gesundheit

Omikron: Höherer Schutz bei Genesenen nach Impfung

Neue Daten zeigen, dass 2-fach Geimpfte eine schlechtere Immunantwort auf Omikron aufweisen als jene, die geboostert und/oder genesen sind.

Sabine Primes
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"Die Daten weisen darauf hin, dass Genesene sehr stark von Impfungen profitieren".
"Die Daten weisen darauf hin, dass Genesene sehr stark von Impfungen profitieren".
Getty Images/iStockphoto

Die deutlich reduzierte Abwehrreaktion des bereits durch Impfung oder Erkrankung auf eine SARS-CoV-2-Infektion vorbereiteten Immunsystems gegenüber der im Aufwind befindlichen Omikron-Variante zeigen auch neue Daten eines Forschungsteams um den in den USA tätigen österreichischen Virologen Florian Krammer. Die Antikörper von zweifach Geimpften und Genesenen konnten die Erreger der neuen Variante kaum neutralisieren. Genesene können ihren Schutz mit der Impfung aber steigern.

Wie auch in anderen ähnlich gelagerten Studien zur Fähigkeit der Omikron-Variante, dem Immunsystem zu entkommen, zeigt die Arbeit des Wissenschaftlers von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York insgesamt ein deutlich höheres Immunflucht-Potenzial. Das Team konfrontierte 85 Blutproben von Menschen, die entweder eine Covid-19-Infektion überstanden hatten oder zwei- bis dreifach mit den mRNA-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer oder Moderna geimpft waren, im Labor mit dem Omikron-Abkömmling des Virus.

Die Antikörper in 16,5 Prozent der Proben zeigten gar keine neutralisierende Wirkung gegen Omikron. Unter den 15 Genesenen, die noch keine Impfung erhalten haben, offenbarte sich, dass in über 70 Prozent der untersuchten Proben keine nennenswerte neutralisierende Aktivität gegen die neue Variante feststellbar war, schreiben die Forscher in der in einem beschleunigten Veröffentlichungsverfahren im Fachmagazin "Nature" erschienenen Arbeit, die bereits von Fachkollegen überprüft wurde.

Wirkung bei Geimpften reduziert, aber vorhanden

Im Vergleich zu einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Wildtyp zeigte sich die neutralisierende Antikörper-Wirkung bei den doppelt mit Moderna oder BioNTech/Pfizer geimpften Personen um 23- bis 42-fach reduziert. Trotzdem stellte sich in dieser Gruppe fast bei allen Proben eine aufrechte, aber niedrige neutralisierende Wirkung ein. Weit weniger reduziert war die Wirkung unter jenen Personen, die schon die dritte Impfung erhalten haben: Jene zehn Personen mit dem BioNTech/Pfizer-Booster hatten im Schnitt "nur" um 7,5-fach niedrigere Neutralisationsaktivität im Vergleich zwischen dem Wildtyp und Omikron. Wer den dritten Stich mit dem Moderna-Impfstoff bekommen hatte, musste im Durchschnitt mit einer 16,7-fach reduzierten Antikörper-Immunantwort auskommen.

Personen, die einerseits genesen und zusätzlich entweder zwei- oder dreifach mit einem der mRNA-Vakzine geimpft waren, wiesen der Studie zufolge eine elf- bis 14-fach geringere Neutralisationsaktivität auf. Trotzdem sprechen die Autoren in dieser 30 Proben umfassenden Gruppe von einer "relativ robusten Neutralisationsaktivität", wenn auch auf niedrigerem Niveau. "Die Daten weisen darauf hin, dass Genesene sehr stark von Impfungen profitieren", heißt es weiter. Diese Erkenntnis sei wichtig für die öffentliche Gesundheit. Insgesamt seien die Daten ein starkes Argument dafür, sich eine Booster-Dosis zu holen bzw. sich als noch ungeimpfter Genesener impfen zu lassen, schrieb Krammer kürzlich auf "Twitter".

Omikron-angepasste Impfstoffe nötig

Die Studie zeigt überdies, dass auch jene Stelle, die das Spike-Protein zum Andocken an menschlichen Zellen nutzt, unterschiedlich gut erkannt wird. Erneut waren es die Antikörper der lediglich Genesenen, die die größte Einbuße in der Wirkung zeigten. In den anderen untersuchten Gruppen war die Fähigkeit zum Anbinden weit weniger stark reduziert. Alles in allem erhärten die kürzlich publizierten Ergebnisse laut den Forschern die Ansicht, dass es dringend an Omikron angepasste Impfstoffe brauche, so Krammer und Kollegen.