Ohne Worte – Kanzler schweigt nach VdB-Gespräch

Neue Woche, neue Termine in der Hofburg. Nach dem Treffen mit Herbert Kickl am Freitag war am Montag Bundeskanzler Karl Nehammer dran. Er wurde mit seiner ÖVP Zweiter und würde – sollte die jahrzehntelange Tradition fortgeführt werden – den Auftrag zur Regierungsbildung erstmal nicht erhalten.

ÖVP will Kickl scheitern lassen

Das könnte der ÖVP allerdings in die Karten spielen. Die Türkisen fordern, dass Van der Bellen den FPÖ-Chef mit der Regierungsbildung beauftragt. Man hofft, dass sich die Koalitionsgespräche in die Länge ziehen (womöglich gar bis nach der Landtagswahl in der Stiermark) und letzten Endes scheitern. Kickl stünde dann als derjenige da, dem es nicht gelungen ist, eine tragfähige Regierung zu bilden. Und hier käme dann Karl Nehammer zum Zug, der als Einziger sowohl mit FPÖ als auch mit SPÖ könnte.

Schon am Dienstag soll es auch schon einem ersten informellen Treffen zwischen Nehammer und SP-Chef Andreas Babler kommen. Dabei sollen bei einem Gespräch über Sicherheit, Asyl und Teuerung erste Annäherungspunkte gefunden werden. Sollten beide Parteien tatsächlich gemeinsam regieren wollen, bräuchte es aller Voraussicht nach einem dritten Partner. Wer das sein soll, steht in den Sternen.

Nehammer bei Van der Bellen

Bis es jedoch so weit ist, führt der Bundespräsident Gespräche mit allen im neuen Nationalrat vertretenen Parteichefs. Am Freitag machte Wahlsieger Herbert Kickl den Anfang, am Montag lud Van der Bellen den zweitplatzierten Nehammer ins Maria-Theresien-Zimmer. Das Gespräch war für 10.30 Uhr angesetzt, später sollte es ein Pressestatement des ÖVP-Chefs geben.

Pünktlich um 10.30 Uhr machte sich der Bundeskanzler auf den Weg vom Bundeskanzleramt in die Hofburg. Im Maria-Theresien-Zimmer angekommen, begrüßten sich Nehammer und Van der Bellen mit einem amikalen Handschlag und einem Lächeln. Nach der Begrüßung ging die Tapetentür auf und die beiden verschwanden im Büro von Alexander Van der Bellen. Ihr Vier-Augen-Gespräch war für eine Stunde angesetzt.

90-minütiges Gespräch

Ähnlich wie beim Kickl-Treffen sprach der Bundespräsident auch mit Nehammer länger als die geplanten 60 Minuten. Nach über eineinhalb Stunden verließ der Bundeskanzler das Gesprächszimmer. Ein im Vorfeld angekündigtes Statement zu dem Treffen mit Van der Bellen gab es nicht, Nehammer ging schweigend an den Medienvertretern vorbei. Mit einer Stellungnahme wird erst in den kommenden Tagen gerechnet.