Wien

ÖVP: Kiga-Pflicht für 3-Jährige mit Deutsch-Defiziten

Eine Deutschförderung ab Schulbeginn sei zu spät, so die Wiener ÖVP. Man müsse bereits im Kindergarten ansetzen, um "Starthindernisse" zu verhindern.

Nicole Oirer
ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer und Bildungssprecher Harald Zierfuß fordern Maßnahmen, um eine Deutschförderung bereits im Kindergarten effektiv zu gestalten.
ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer und Bildungssprecher Harald Zierfuß fordern Maßnahmen, um eine Deutschförderung bereits im Kindergarten effektiv zu gestalten.
Denise Auer

Im Schuljahr 2020/2021 gab es in Wiens Volksschulen 10.484 Kinder, die nicht ausrechend Deutsch sprachen, um dem Regelunterricht zu folgen. 60 Prozent dieser Kinder sind in Österreich geboren, 80 Prozent von ihnen haben davor bereits zwei Jahre einen Kindergarten besucht. Trotzdem waren ihre Sprachkenntnisse nicht gut genug. Deshalb muss sich jetzt am System etwas ändern, fordern ÖVP Wien Landesparteiobmann Karl Mahrer und ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß.

Orientierung am dänischen Vorbild

Wer einen Sprachförderbedarf hat, soll ab drei Jahren verpflichtend in den Kindergarten gehen. Dazu bräuchte es eine Sprachstandsfeststellung aller Dreijährigen in Wien, also auch von jenen, die noch keinen Kindergarten besuchen. "Für Österreich ist das neu, aber in Europa ist das bereits Gang und Gebe. In Luxemburg werden Kinder mit etwa zweieinhalb Jahren getestet, in Norwegen gibt der Kinderarzt eine Einschätzung ab", erklärt Bildungssprecher Zierfuß.

Die ÖVP orientiert sich bei ihren Forderungen am dänischen Beispiel. "In Dänemark gehen Kinder aus sogenannten Problemvierteln schon ab einem Jahr verpflichtend in den Kindergarten", so Landesparteiobmann Karl Mahrer. 

ÖVP will verpflichtendes Sprachniveau für Kindergartenpersonal

Doch damit nicht genug. Auch in den Kindergärten müsse man bei dem Problem ansetzen. Das beginnt bei de Pädagogen und Assistenten. Die Wiener ÖVP fordert ein verpflichtendes C1-Sprachniveau für das gesamte Kindergartenpersonal. Momentan ist das nur für die Pädagogen vorgesehen, es soll künftig aber auch für Assistenten gelten. 

Auch an die Anzahl an Sprachförderkräften ist derzeit zu gering. Aktuell kommen auf eine Sprachförderungkraft etwa 62 Kinder. In verschiedenen Gruppen, zum Teil auch in verschiedenen Häuser. "Diese Sprachförderkraft verbringt mehr Zeit unterwegs als bei den Kindern", so Zierfuß. 

"SPÖ hat Bildungsprobleme verschlafen"

Auch an der Situation in den Kindergärten müsse man arbeiten. Das betrifft nicht nur die Arbeitsbedingungen, sondern auch das Kindergartensystem. "Auch Kindergärten haben einen Bildungsauftrag", so Mahrer. Wer nicht ordentlich Deutsch beibringt, soll auch keine Förderungen bekommen, beziehungsweise soll diese auch eventuell zurückzahlen müssen. "Für Kindergärten, die Kindern kein Deutsch beibringen, darf es keine Förderung durch die Stadt geben", so Zierfuß.

Die SPÖ habe ihren Bildungsauftrag verschlafen, es brauche jetzt außerordentliche Maßnahmen, fordert Bildungssprecher Zierfuß. "Wenn hier nicht endlich gegengesteuert und massiv in die Deutschförderung im Kindergarten investiert wird, verlieren jedes Jahr tausende Wiener Kinder ihre Bildungs- und Zukunftschancen", appelliert der Bildungssprecher

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