Wirtschaft

Österreichs Frauen arbeiten ab morgen "gratis"

Am Montag ist Equal Pay Day. Er zeigt, wie viel Frauen in Österreich im Schnitt mehr arbeiten müssen, um gleich viel wie Männer zu verdienen.

Jochen Dobnik
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Die Betreuung von Pflegebedürftigen liegt ganz fest in Frauenhand. 80 Prozent der Pflegekräfte sind weiblich.
Die Betreuung von Pflegebedürftigen liegt ganz fest in Frauenhand. 80 Prozent der Pflegekräfte sind weiblich.
Getty Images/iStockphoto

Am 25. Oktober ist in Österreich Equal Pay Day. Ab diesem Tag arbeiten Frauen in Vollzeit aufs Jahr hochgerechnet gratis, weil sie um rund 18 Prozent weniger verdienen als Männer. Das heißt im Klartext: Österreichs Frauen arbeiten heuer im Verhältnis zu den Männern 71 Tage gratis!

In Wien ist der Gender-Pay-Gap am niedrigsten

Zwischen den Bundesländern gibt es enorme Unterschiede beim Gender Pay Gap. Am niedrigsten ist die Einkommenslücke in Wien mit knapp 19 Prozent. Mit großem Abstand folgt Niederösterreich mit 36 Prozent. An letzter Stelle liegt Vorarlberg, wo Frauen im Mittel um knapp 48 Prozent pro Jahr weniger verdienen.

“Der Gender Pay Gap verringert sich kaum. Beim derzeitigen Tempo wären die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen erst im Jahr 2485 ausgeräumt”, erklärt Momentum-Ökonomin Sophie Achleitner. Es brauche z.B. ein Verbot von ungleicher Bezahlung für dieselbe Tätigkeit, flächendeckende Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder eine gerechtere Verteilung der Arbeitszeit (30-Stunden-Woche).

Teilzeitjobs und Kinderbetreuung

Ein Hauptgrund für die hohe Teilzeitquote der Frauen und die damit verbundenen Gehaltseinbußen ist, dass in Österreich hauptsächlich Frauen für Kinderbetreuung verantwortlich sind. Vergleicht man die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen in den einzelnen Bundesländern, lässt sich auch ein leichter Zusammenhang ablesen: Dort wo es längere Öffnungszeiten gibt, ist auch die Einkommenslücke geringer.

Auch führen die höheren Teilzeitquoten von Frauen zu niedrigeren Gehältern, weil dadurch weniger Stunden gearbeitet werden – auch pro Stunde sind Teilzeitjobs niedriger entlohnt. Außerdem zahlen Branchen, in denen vermehrt Frauen arbeiten, niedrigere Gehälter als jene, in denen eher Männer beschäftigt sind. Frauen erreichen auch seltener Führungspositionen als Männer. Hier spielt oft auch reine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts eine Rolle.

Das niedrigere Erwerbseinkommen führt dazu, dass Frauen auch in der Arbeitslosigkeit über ein Zehntel weniger Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe erhalten als Männer. Und vor allem bei den Pensionen machen sich niedrige Gehälter und kürzere Versicherungszeiten stark bemerkbar: Fast 40 Prozent beträgt die Pensionslücke.

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