"Heute"-Talk
Österreichische "Storm Chaser" jagen Unwetter
Wie im neuen Katastrophen-Blockbuster "Twisters" werden bald auch europäische Forschungsteams Unwettern mit Wettersensoren zu Leibe rücken.
Ein absolutes Novum in der Geschichte der Sturmjäger: Unwetterforscher aus 14 europäischen Ländern wollen ab 2026 gemeinsam schweren Gewittern auf den Grund gehen, um in Zukunft besser warnen zu können. Zu diesem Zweck planen sie derzeit die bisher größte europäische Unwetter-Mess-Aktion.
Ganz nah ans Gewitter herankommen
"Wir wollen die neuesten Technologien, wie zum Beispiel Wetterdrohnen, einsetzen. Dafür ist es extrem wichtig, dass die mobilen Messteams ganz nah an die Gewitter herankommen. Nur so können wir die entscheidenden Informationen sammeln", sagt Alois Holzer, Leiter des Europäischen Unwetterinstituts Essl in Wiener Neustadt und Initiator der neuen Mess-Aktion.
Messgeräte, Drohnen und Kameras
Eine der Ideen der künftigen Messkampagne ist es, "mobile Gewitterbeobachter, sogenannte Storm Chaser, mit Messgeräten, Drohnen und Kameras auszustatten, die zielgerichtet genau dorthin fahren, wo an einem bestimmten Tag besonders heftige Gewitter am wahrscheinlichsten sind", so Wetter-Experte Georg Pistotnik im Gespräch mit "Heute".
„Storm Chaser fahren dorthin, wo andere Menschen lieber flüchten würden“
Durch diese Flexibilität benötige man weniger Instrumente und kann deutlich mehr Gewitter "vermessen", als wenn man ein fixes Messnetz installieren würde, das nur entsprechend selten von Gewittern direkt getroffen werden würde, ergänzt Pistotnik.
Lebensgefährliche Situationen
Gewitter, Blitzschläge, Starkregen, Hagel oder Wirbelstürme können allerdings "leicht zu lebensgefährlichen Bedingungen" führen, wenn man sich im Freien aufhält und direkt von einem Unwetter getroffen wird, warnt Pistotnik.
"Salopp ausgedrückt, fahren 'Storm Chaser' dorthin, wo andere Menschen lieber flüchten würden und unter Umständen auch schwere Schäden erleiden.
Wettersensoren im Einsatz
"Stormhunting" nach amerikanischem Vorbild: Wie im soeben gestarteten, neuen Hollywood-Blockbuster "Twisters" werden auch die europäischen Forschungsteams den Unwettern mit der neuesten Generation von Wettersensoren zu Leibe rücken.
Das Mess-Vorhaben konzentriert sich auf Hagelstürme, Sturzfluten, gefährliche Sturmböen und Tornados. Allein im Jahr 2023 haben Unwetterereignisse in Europa 524 Todesopfer gefordert, wie das Essl berichtet.
"Im Gegensatz zu einigen Szenen im Unterhaltungsfilm 'Twisters' gelten bei unserer Forschungskampagne jedoch höchste Sicherheitsstandards. Wir haben uns auch gemeinsam zu einem verantwortungsvollen Verhalten gegenüber der Umwelt und der lokalen Bevölkerung verpflichtet", betont Holzer.
Geld wird noch gesucht
Während die wissenschaftliche Arbeit des Projekts "über die klassische Forschungsförderung finanziert" werden soll, sucht das Projekt noch Großspender für die einzelnen mobilen Messteams.
"Wir hoffen, dass eine Unterstützung durch Großspender, wie das Nordamerika möglich ist, auch in Europa erreicht werden kann. Wir sind auch bereits mit verschiedenen öffentlichen Stellen im Gespräch", so Holzer hoffnungsfroh.
Zivilschutz soll gestärkt werden
"Die Dringlichkeit, Unwetter besser verstehen und vorhersagen zu können und damit den Zivilschutz zu stärken, ist jedenfalls gegeben, wie die häufigen Unwetterereignisse zeigen", heißt es seitens der österreichischen Sturmjäger.
Auf den Punkt gebracht
- Europäische Forschungsteams planen ab 2026 die bisher größte Unwetter-Messkampagne, um schweren Gewittern auf den Grund zu gehen
- Sie wollen neueste Technologien wie Wetterdrohnen einsetzen und versprechen höchste Sicherheitsstandards
- Das geplante Mess-Vorhaben konzentriert sich auf Hagelstürme, Sturzfluten, gefährliche Sturmböen und Tornados