Wirtschaft

Doppelter Preis für Drogerieartikel–das steckt dahinter

Bei dm in Österreich kosten Drogerieartikel oft doppelt so viel wie im vergleichbaren Deutschland. Über die Gründe hält sich das Unternehmen bedeckt. 

Leo Stempfl
Sogar ein von dm selbst produziertes Produkt kostet in Österreich das Doppelte.
Sogar ein von dm selbst produziertes Produkt kostet in Österreich das Doppelte.
Montage: dm/Marco Riebler, Screenshot

Der deutsche Drogeriemarkt dm ist der größte Konzern seiner Art in Deutschland und mittlerweile seit 47 Jahren auch in Österreich vertreten. Hierzulande stehen fast 400 Filialen und die Firmenzentrale, die weitere 1.400 Filialen in Osteuropa mit betreut. Besonders stolz ist man auf die 17.000 "dauerhaft günstigen" Produkte.

Ein Preisvergleich in den jeweilen Webshops der Drogeriekette in Österreich und Deutschland zeigt aber teils eklatante Unterschiede. Und das, obwohl es vom dm-Markt im Salzburger Europark nur rund vier Kilometer bis zum deutschen dm-Markt in Freilassing sind. Der Umweg lohnt sich jedoch manchmal selbst, wenn man nur ein einziges Produkt braucht.

Gleiches Produkt, doppelter Preis

Der 1-m-lange Pflasterstreifen Sensitive von Hansaplast kostet bei dm Österreich etwa 5,75 Euro. "Immergünstig" und "Nicht erhöht seit 01.02.2023" ist daneben zu lesen. Steuert man exakt das gleiche Produkt im Webshop vom dm Deutschland an, kostet es plötzlich nur mehr 2,45 Euro – und das völlig ohne Aktionen, Rabatte oder Sonstiges.

Dabei handelt es sich um keinen kuriosen Zufall. Vier Stück der Aufsteckbürsten Pulsonic Clean von Oral-B sind bei dm in Deutschland um 12,95 Euro zu haben, das ist der "dm-Dauerpreis". In Österreich kosten vier Stück der gleichen Aufsteckbürsten "immergünstig" 24,90 Euro. In beiden Ländern wurden die Preise dafür zuletzt 2020 angehoben, mit der Inflation hat das also nichts zu tun.

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    Diese beiden DM-Filialen liegen nur vier Kilometer voneinander entfernt.
    Diese beiden DM-Filialen liegen nur vier Kilometer voneinander entfernt.
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    Im Schnitt 30 Prozent

    Höchst kurios wird es beim Haferdrink Natur (1 l), der selbst vom dm-Konzern produziert und vermarktet wird. Während die Pflanzenmilch in Deutschland 0,95 Euro kostet, zahlen Österreicher dafür fast genau das Doppelte: 1,85 Euro. In Deutschland wurde der Preis dafür seit 2019 nicht erhöht, in Österreich gab es noch im Sommer 2022 eine Verteuerung.

    Schon vergangenes Jahr hat eine Untersuchung der Arbeiterkammer ergeben: Ein Warenkorb mit 116 gleichen Drogeriewaren kostet in Österreich um rund 30 Prozent mehr als in Deutschland.

    dm widerspricht

    Wie kommt also diese große Differenz bei einigen Produkten zustande? "Es ist richtig, dass unsere Preise nicht 1:1 ident sind mit jenen von dm Deutschland. Über das gesamte Sortiment hinweg gerechnet, liegt das österreichische Preisniveau allerdings nur wenige Prozentpunkte über dem deutschen", sagt Stefan Ornig, Pressesprecher von dm Österreich. Einzelne Artikel seien in Österreich billiger, andere in Deutschland.

    Drei Gründe

    Für die Unterschiede werden drei detaillierte Gründe genannt. Besonders ausschlaggebend sei die Handelsstruktur. "Der Drogeriefachhandel insgesamt arbeitet in Österreich mit wesentlich kleineren Verkaufseinheiten", so Ornig weiter, eine deutsche Filiale erwirtschafte fast doppelt so viel Umsatz wie eine österreichische. Durch die hierzulande kleineren Verkaufsflächen könne man Filialen näher am Kunden bieten sowie Verkehrsinfrastruktur und Umwelt entlasten. Dadurch entstehen aber in Relation zum Umsatz deutlich höhere Fixkosten bei Gehältern, Ausstattung, Energie und Logistik.

    Zudem seien fast alle Lieferanten heimische Niederlassungen der Unternehmen, überwiegend habe man es deswegen mit anderen Konditionen und Einkaufspreisen zu tun. "Preisabweichungen zwischen Österreich und Deutschland können weiters bei Aufwendungen im Mitarbeiterbereich sowie in der Summe der Steuer- und Abgabenbelastung ihre Ursache haben", erklärt Stefan Ornig von der dm-Pressestelle.

    "Hinzu kamen zuletzt Preiserhöhungen seitens der Hersteller. dm ist es allerdings ein Anliegen, Teuerungseffekte für unsere Kunden so weit als möglich zu vermeiden bzw. zu minimieren. Daher werden Preiserhöhungen nicht in vollem Maß an Kunden weitergegeben."

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