Wirtschaft
Österreich droht 2024 ein Rekord-Pleitejahr
Die Firmeninsolvenzen sind heuer um 35,8 Prozent gestiegen. Ein Großteil der Schulden entfiel auf die Pleitewelle der Firmen von Immojongleur Benko.
Wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage schlägt der Alpenländische Kreditorenverband "AKV Europa" nun Alarm. In den ersten sechs Monaten des Jahres gab es über 2.000 Firmeninsolvenzen. Das sind um 35,8 Prozent mehr als noch im Vorjahr und der höchste Wert seit 15 Jahren. Einen besonders großen Anteil haben die Insolvenzen im Signa-Imperium Immojongleur René Benko, heißt es vom AKV.
Die Passiva haben sich gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres sogar verneunfacht und betragen nun 11,5 Milliarden Euro. Schon damals waren vor allem Handel und Immobilienbranche von einer Pleitewelle geprägt, dieser Trend setzt sich nun fort.
Mehr Pleiten, aber gefährdete Arbeitsplätze konstant
Der Großteil der Passiva entfiel im ersten Halbjahr auf Insolvenzen rund um den Signa-Gründer René Benko, dessen Privatstiftung und andere Signa-Gesellschaften. Unter den Top fünf Großinsolvenzen Firmeninsolvenzen in Österreich sind allein vier Firmen des einstigen Vorzeigeunternehmers aus Innsbruck. Mit dem Heizungshersteller Windhager, Grieskirchner Bier, Diskonter Pepco oder E-Auto-Hersteller Fisker sind weitere prominente Firmen heuer pleitegegangen. Die Pleite der US-Tochter von Fisker mit Sitz in Graz steuerte rund 1,5 Mrd. Euro zu den Passiva bei. Allerdings stehen auch in dem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung die anerkannten Passiva noch nicht fest.
Obwohl die Zahl der Insolvenzen massiv gestiegen ist, blieb die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze mit 9.411 Beschäftigten konstant. Auch zu den Ursachen macht der AKV Angaben: Konsum- und Investitionszurückhaltung machten vielen Unternehmen zu schaffen. Hohe Zinsen und eine fehlende Kreditnachfrage belasteten den Neubau. Dementsprechend waren der Handel mit 529 Insolvenzen, gefolgt vom Bau (493) und der Gastronomie mit 356 Anmeldungen unter den Top 3-Branchen mit den häufigsten Pleiten.
Männer haben mehr Schulden als Frauen
Prognosen des Wirtschaftsforums (WIFO) und des Instituts für höhere Studien (IHS) rechnen für Österreich heuer nur ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent gerechnet. Auf dieser Grundlage rechnet der AKV fürs ganze Jahr mit 7.000 Insolvenzen. Etwas besser sieht es bei den Privatinsolvenzen aus: Es wurden mit 4.600 Verfahren um 1,25 Prozent mehr eröffnet als im Vorjahreszeitraum.
Nur im Burgenland, Oberösterreich Kärnten und Vorarlberg mussten heuer weniger Menschen Insolvenz anmelden als im Vorjahr – in den restlichen Ländern stiegen die Privatpleiten. Erfreulich ist, dass die durchschnittliche Verschuldung von 136.200 auf 117.300 Euro gesunken ist. Allerdings steigt die Durchschnittsverschuldung mit dem Alter und ist laut dem Kreditorenverband eindeutig geschlechtsspezifisch: So sind im Schnitt mit 85.200 Miese verschuldet, Männer jedoch mit 137.500 Euro.