Wirtschaft

Öl-Preis sinkt, Spritpreis explodiert – wie geht das?

Tanken ist trotz sinkenden Ölpreises nach wie vor teuer. "Heute" hat nachrecherchiert, wie es zu dieser Verschiebung im Preis kommmen konnte. 

Tobias Kurakin
Tanken ist nach wie vor sehr teuer. 
Tanken ist nach wie vor sehr teuer. 
Carsten Koall / dpa / picturedesk.com

Nach einem rasanten Anstieg Anfang März ist der Öl-Preis am internationalen Markt nun wieder stark am Sinken. Der Preis für Sprit an den Tankstellen bleibt trotzdem hoch. "Heute" hat nachgefragt, wieso es zu dieser Ungleichheit kommen konnte. 

Sprit nach wie vor teuer 

An den Tankstellen herrscht derzeit noch immer der absolute Kostenhammer. Mit Preisen von über zwei Euro pro Liter Sprit werden die Sorgenfalten in der Bevölkerung, die ohnehin stark von Teuerungen betroffen ist, immer größer. Trotz sinkenden Ölpreises zeichnet sich zudem keine Entspannung ab. 

Die Mineralöl-Industrie spricht nun Klartext und meint, dass sich die Preise für Sprit und Öl über die letzten Jahre immer weiter voneinander entkoppelt hätten. Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Mineralöl-Industrie in der Wirtschaftskammer, sagt gegenüber "Heute": "Die Preise an den Tankstellen hängen nicht nur vom Rohöl-, sondern in erster Linie von den Produktpreisen an den internationalen Märkten ab". 

Besonders die Ereignisse der vergangenen Monate hätten dazugeführt, dass der Spritpreis nicht mehr auf den Ölpreis alleine zurückzuführen ist. Der Krieg in der Ukraine, das daraus folgende Embargo der Europäischen Union gegen russisches Öl und das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage haben die Spritpreise hochgehalten, auch wenn der Ölpreis gesunken ist. 

Zusätzlich dazu hat der Zwischenfall bei der Raffinerie in Schwechat dazugeführt, dass "Mineralölunternehmen alternative Versorgungswege finden müssen, um die ausgefallenen Mengen zu ersetzen", so Doloszeski im Gespräch mit "Heute".  Ohnehin sei die Lage am Weltmarkt derzeit sehr heikel und hektisch. Hinzu kommt, dass obwohl Öl derzeit am Markt billig wäre, viele Händlerinnen und Händler noch einmal mächtig Kosten draufschlagen und so auch die Tankstellen unter Druck setzen. 

Die Diskrepanz zwischen Öl- und Spritpreis kam aber auch der Politik bereits komisch vor. Vizekanzler Werner Kogler hat demnach bereits im März die Bundeswettbewerbsbehörde eingeschalten. "Man stellt sich schon die Frage: Wenn der Ölpreis den dritten Tag in Folge sinkt, warum spüren die Menschen das nicht entsprechend an der Tankstelle? Es drängt sich der Verdacht auf, dass sich ein paar Öl-Konzerne auf Kosten der Leute eine goldene Nase verdienen" so Kogler damals. Nachsatz: "Da geht es nicht um Millionen, sondern um Milliarden. Da werden wir ein Auge drauf werfen". 

Industrie zeigt sich gesprächsbereit 

Vonseiten der Mineralölindustrie zeigt man sich für die Aufklärung offen. So betont Doloszeski: "Wir stehen der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) für Gespräche zur Verfügung und sind selbstverständlich kooperationsbereit. Eine etwaige Untersuchung wird zeigen, dass die aktuellen Kostensteigerungen an den Spotmärkten und die internationalen Rahmenbedingungen die Kraftstoffpreise treiben". 

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