Fussball
3:0! ÖFB-Team führt Kroatien bei Rangnick-Debüt vor
Traum-Debüt für Teamchef Ralf Rangnick! Österreich fertigt Kroatien zum Start der Nations League auswärts 3:0 ab, glänzt gegen den Vizeweltmeister.
3:0! Das ÖFB-Team feiert am Freitagabend einen sensationellen Auswärtstriumph in Osijek. Österreich fertigt Kroatien im eigenen Land vor rund 18.000 Fans (150 Schlachtenbummler aus der Heimat) zum Auftakt der Nations-League-Topgruppe mit einer ansprechenden Leistung ab und übernimmt damit die Tabellenführung vor Dänemark.
Marko Arnautovic (41.), Michael Gregoritsch (54.) und Marcel Sabitzer (57.) lassen Teamchef Ralf Rangnick gleich bei seinem ersten Auftritt über einen Kantersieg jubeln.
Dänemark schlägt Weltmeister Frankreich im Parallelspiel mit 2:1 und sorgt damit wie Österreich für eine weitere handfeste Überraschung.
Österreich überrollt Kroatien
Rangnick, der nach der Trennung von Vorgänger Franco Foda übernommen hat, ließ sich in Sachen Aufstellung bis zuletzt nicht in die Karten blicken. Seine Wahl fällt auf eine Dreierkette in der Abwehr (Danso, Trauner, Wöber), eine Doppelspitze bestehend aus Marko Arnautovic und Karim Onisiwo, drei zentrale Mittelfeldspieler (Schlager, Laimer, Sabitzer) und die Wingbacks. Dabei stellt Rangnick neben Stefan Lainer auf der linken Seite überraschend Bristol-Legionär Andreas Weimann auf.
Österreich beginnt wackelig. Die Handschrift Rangnicks, das hohe Angriffspressing, ist zu erkennen. Der hohe Druck greift aber zunächst kaum. Kroatien kann die Gäste teils bis tief vor den eigenen Strafraum reindrücken, kommt zu einigen Halbchancen. Goalie Heinz Lindner beweist Ruhe und gutes Stellungsspiel.
Mit Fortdauer der ersten Hälfte beruhigt das ÖFB-Team das Spiel zusehends. Dann schlägt der Kapitän zu! Arnautovic fasst sich aus der Distanz ein Herz, trifft in Minute 41 zum 1:0.
Rangnick nimmt seine Stürmer Onisiwo und Arnautovic vom Platz, spart vor den kommenden drei Partien Kräfte. Rein kommen Gregoritsch Nicolas Seiwald. Weimann rückt von der Außenbahn in den Angriff. Christopher Trimmel ersetzt Lainer rechtsaußen.
Von diesem Zeitpunkt an hat Österreich die Kontrolle über das Spiel. Der Vize-Weltmeister ist nach dem Seitenwechsel in der Offensive kaum mehr existent - im Gegenteil: Kroatien bekommt die schnellen Angriffe des Gegners nicht mehr in den Griff. Österreich kommt immer wieder zu guten Chancen.
Folgerichtig: Gregoritsch und Sabitzer gelingt binnen weniger Minuten ein Doppelschlag (52., 57.), der Kroatien sprichwörtlich das Genick brechen soll. Die Rangnick-Truppe spielt den Vorsprung eiskalt über die Zeit, hat sogar noch starke Möglichkeiten auf einen höheren Sieg. Xaver Schlager scheitert etwa allein vor Goalie Ivica Ivusic (83.).
Der etatmäßige Kapitän David Alaba fehlt. Er wird nach dem Champions-League-Triumph gegen Liverpool (1:0) geschont.
Länderspiel-Triple vor Brust
Der ÖFB hat vier Länderspiele in enger Taktung vor der Brust. Schon am Montag, drei Tage nach der Kroatien-Reise, trifft das ÖFB-Team daheim auf Dänemark. Am 10. Juni folgt das schwierige Heimspiel gegen Frankreich. Den Abschluss des Blocks bildet das Auswärtsspiel in Dänemark am 13. Juni.
Die Stimmen
Teamchef Ralf Rangnick: "Wir hatten Probleme, die ersten 20 bis 30 Minuten, haben praktisch keinen Zugriff bekommen ,den Ball viel zu schnell hergegeben. Das wurde im 4-2-2-2 besser. Schon in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte. In der zweiten haben wir das Spiel dann komplett kontrolliert. Ich war für das erste Spiel in dieser Zusammensetzung sehr zufrieden. Die Kroaten haben selber im 4-2-3-1 gespielt, da haben wir uns einfach schwer getan, auch im Mittelfeld nie so richtig Zugriff bekommen. Das wurde erst besser, als wir sie auch hoch attackieren konnten.
Rangnick: "Wir haben dann nichts mehr anbrennen lassen, sind auch im Mittelfeld gut gestanden, haben in der zweiten Halbzeit so gut wie keine Torchancen zugelassen. Es gibt noch keinen Grund für Euphorie. Aber so muss das sein im modernen Fußball: Alle Spieler müssen mitmachen im aktiven Verteidigen. Dass wir die eine oder andere Waffe im Spiel nach vorne haben, hat man gesehen."
Rangnick: "Es ist immer schöner, wenn man Spiele gewinnt. Wir haben eine richtig gute Truppe. Ich hätte gerne noch den einen oder anderen mehr eingewechselt. Es ist eine sehr ausgewogene Gruppe, in der kein Spieler abgefallen ist. Ich freue mich schon auf die nächsten Spiele, wenn ich auch andere einsetzen kann."
Rangnick: "Wir waren nicht nur gegen den Ball besser. Wir hatten auch Phasen, in denen sich die Kroaten schwer taten, uns den Ball wegzunehmen. Aufgrund der großen Zahl an guten Innenverteidiger und zentrale Mittelfeldspieler war es logisch, mit einem 3-5-2 zu starten. Aber die Umstellung auf 4-2-2-2, damit haben wir uns einfach leichter getan. Auch, weil Sabitzer und Laimer das System und die Rolle ja auch schon kennen."
Rangnick: "Die erste halbe Stunde hat uns überhaupt nicht gefallen. Danach sah das nach Fußball aus. Wir haben gezeigt, was in der Mannschaft steckt."
Marko Arnautovic: "Jeder Spieler will zeigen, dass wir nach oben müssen und eine gute Mannschaft sind. Wir wissen, dass Kroatien eine überragende Mannschaft hat. Als wir das 1:0 gemacht haben, das war der Bruch. Wir haben unsere Chancen verwertet. Wir sind glücklich."
Maximilian Wöber: "Das tut sehr gut. Es war ein richtig guter Auftritt. Genau so stellt sich jeder in Österreich das Nationalteam vor. Dass wir mit den Besten der Welt mithalten können. Das haben wir heute gezeigt. Wir haben viel mit Dreier- und Fünferkette trainiert, haben aber von Anfang an gesagt, dass wir flexibel bleiben."
Wöber über seinen Assist: "Es macht natürlich Spaß, in die Offensive mitzukommen. Ich bin auch nicht nur Verteidiger. Das habe ich heute gezeigt."
Wöbers Kampfansage nach dem Auftaktsieg: "Es war eine richtig gute Partie. Daran wollen wir natürlich anknüpfen. Wenn wir so eine Leistung zeigen, brauchen wir uns vor niemandem verstecken."
Michael Gregoritsch: "Das ist sowieso die Aufgabe eines Stürmers. Wichtig ist, dass wir gewonnen haben."
Marcel Sabitzer: "Die ersten 20-30 Minuten haben wir uns schwer getan. Da war der Wurm drin. Wir haben dann auf Viererkette umgestellt. Das hat gut geklappt. Wir dürfen jetzt aber auch nicht alles gleich hochjubeln."
Die Aufstellung
Ralf Rangnick überrascht in seiner ersten ÖFB-Startelf mit 3-5-2, also einer Doppelspitze: Neben Kapitän Marko Arnautovic (Bologna, Ersatz für den noch geschonten Real-Star David Alaba) stürmt Mainz-Legionär Karim Onisiwo. Die Nummer 1 im Tor bleibt zumindest vorerst Basel-Keeper Heinz Lindner.
Spannend: Auf der linken Außenbahn kommt England-Legionär Andreas Weimann zum Einsatz. Bei Bristol City (Championship) spielt er in zentralen Position, meist als hängende Spitze, mauserte sich in dieser Rolle heuer zum Torjäger. Im Nationalteam kommen auf ihn auch Defensiv-Aufgaben zu. Keine Überraschung im Mittelfeld-Zentrum: Konrad Laimer (RB Leipzig), Xaver Schlager (Wolfsburg), Marcel Sabitzer (Bayern). Rechtsaußen: Stefan Lainer (Gladbach).
Die Innenverteidigung ist in Abwesenheit von Real-Abwehrchef David Alaba und dem verletzten Martin Hinteregger (Frankfurt) wild durcheinandergewürfelt. Die neue Dreierkette: Maxi Wöber (Salzburg), Gernot Trauner (Feyenoord), Kevin Danso (Lens).