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"Observer: System Redux" im Test: Horror trifft Sci-Fi
"Observer" erschien zwar bereits 2017, mit der aufpolierten Next-Gen-Version wird das Spiel aber auch 2020 zum ersten Anlaufpunkt für Horror-Fans.
Fans düsterer Zukunftsvisionen müssen sich angesichts der Verschiebung des nächsten großen Rollenspiels der "Witcher"-Macher von CD Projekt Red, "Cyberpunk 2077", in Geduld üben. Das Game erscheint erst im Dezember statt wie eigentlich geplant im Dezember. Doch die Horror-Spezialisten des Studios Bloober Team ("Layers of Fear", "Blair Witch") eilen zur Rettung und bringen eine Neuauflage ihres bemerkenswerten Sci-Fi-Thrillers "Observer". Die überarbeitete "System Redux"-Fassung weiß auf den neuen Konsolen Xbox Series X und PlayStation 5 zu begeistern.
Trostlose Aussichten
Das Jahr 2084 sieht in der Welt von "Observer" etwa so aus wie es "Blade Runner" vorgemacht hat: dreckig, düster, kein besonders schöner Ort. Zuerst war da der Nanophage. Eine digitale Seuche, die Abertausende von Menschen tötete. Dann kam der Krieg und ließ sowohl den Westen als auch den Osten dezimiert und zerschmettert zurück. Es war niemand mehr da, um die Macht zu übernehmen. Also übernahmen die ausbeuterischen Konzerne.
"Observer" beginnt im Inneren eines Autos in Krakau, draußen fallen Regentropfen. Man schlüpft in die Haut von Detective Daniel Lazarski, einem speziellen Polizisten, der halb Mann du halb Maschine ist. Er erhält einen verzweifelten Notruf von seinem entfremdeten Sohn Adam. Lazarski ortet den Ausgangspunkt und landet in einem heruntergekommenen Apartmentkomplex im ärmsten Viertel der Stadt.
Die etwa vier- bis fünfstündige Story spielt sich in den engen Korridoren des Komplexes ab – und eines muss klar sein: Bloober Team setzt zu 100 Prozent auf Horror, nur eben in einem Sci-Fi-Setting. Lazarski, kongenial gesprochen vom inzwischen verstorbenen Schauspieler Rutger Hauer, liefert sich ein Kammerspiel und jagt der Wahrheit hinterher. Dabei muss er nicht nur Tatorte mit speziellen Scanmodi absuchen, sondern sich auch zunehmender Halluzinationen erwehren. Nach einer Weile ist nicht mehr klar, welche verstörenden Bilder echt sind und welche sich nur vor seinem geistigen Auge abspielen.
Spielt alle Stückerln
"Observer" ist ein fantastisches Game und war das bereits, als es 2017 erstmals erschien. Was ist also neu in der "System Redux"-Fassung? Die Verbesserungen sind massiv: 4K-Auflösung, 60 Bilder pro Sekunde, Raytracing-Beleuchtung, HDR, neue Partikeleffekte wie Rauch, Regen und Nebel. Doch damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Alle Charaktermodelle wurden von Grund auf neu erstellt und sind massiv detaillierter als in der Originalfassung. Zudem sorgt ein neues Animationssystem für realistischere Bewegungen und auch die Umgebungen wurden umfassend erneuert, vor allem die Texturen und Materialien sind kein Vergleich zur Last-Gen-Fassung.
Hinzu kommen deutliche Verbesserungen beim Gameplay. Zwei Schleichpassagen waren im Original geradezu unfair schwer und wurden entschärft. Das Hacker-Minispiel zum Öffnen von Türen kann zudem mit der richtigen Einstellung im Spielmenü komplett übersprungen werden. "System Redux" enthält auch drei neue Nebenquests. Sie fügen sich nahtlos in die Handlung ein, statt einfach als Epilog ans Ende des Games geklatscht zu sein. Sie machen im Großen und Ganzen keinen wirklichen Unterschied, erfüllen die düstere Welt aber doch mit noch ein bisschen mehr Leben.
Fazit
"Observer: System Redux" ist ein recht kleines Game mit etwa fünf Stunden Spielzeit und einem Preispunkt von etwa 30 Euro. Dennoch bietet der Titel sehr viel für alle Fans von gut gemachtem Horror und düsteren Sci-Fi-Geschichten. Nicht zuletzt verdeutlicht die rundum verbesserte Version des Spiels, was die neuen Game-Konsolen (und starke PCs, auch hier ist das Spiel erhältlich) auf dem Kasten haben.