Modi trifft Putin
"Oberhaupt der größten Demokratie umarmt Kriegsführer"
Für Indien ist Russland ein wichtiger Partner, den es nicht ganz an China verlieren will. Deshalb kommt Premier Modi Kremlchef Putin so nahe.
Der russische Präsident Wladimir Putin und der indische Premierminister Narendra Modi haben bei ihren offiziellen Gesprächen in Moskau die engen und jahrzehntealten bilateralen Beziehungen gelobt. Indien und Russland verbinde eine "privilegierte strategische Partnerschaft", sagte Putin bei dem Treffen im Kreml.
Handel stieg 2023 um 60 Prozent
Der Handel zwischen beiden Nationen sei im vergangenen Jahr um 60 Prozent gestiegen. "Jeder Inder fühlt in seinem Herzen, dass Russland ein Freund Indiens in guten und schlechten Zeiten ist", betonte Modi bei einem Treffen mit Vertretern der indischen Community in Moskau. "Diese Beziehung basiert auf einem starken Fundament aus gegenseitigem Vertrauen und gegenseitigem Respekt." Der 73-Jährige lobte auch die Führungsqualitäten von Putin (71).
Indien hat historisch gewachsene gute Beziehungen zu Russland. Der Subkontinent unterhält aber auch gute Beziehungen zu westlichen Ländern, die angesichts eines immer aggressiver auftretenden Chinas vermehrt mit Indien zusammenarbeiten wollen. Russlands Nähe zu China ist Indien hingegen ein Dorn im Auge.
Pragmatische Haltung Indiens zum Ukraine-Krieg
Beim Ukraine-Krieg nimmt Indien eine pragmatische Haltung ein. Weil russisches Öl wegen westlicher Sanktionen billig ist, ist Indien zu einem der größten Abnehmer aufgestiegen. Zugleich ruft die Führung in Delhi immer wieder alle Seiten zum Dialog auf. Putin dankte Modi dafür, dass dieser einer Lösung des Ukraine-Konflikts seine Aufmerksamkeit widme.
Der Kremlchef ist wegen des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofes in seinen internationalen Kontakten eingeschränkt. Umso aufwendiger wurde seit Montag das Programm für Modi inszeniert. Putin empfing seinen Gast in seiner Residenz am Stadtrand von Moskau. Die beiden sprachen nach Kremlangaben nicht nur drei Stunden miteinander, sie fuhren auch gemeinsam in einem Elektro-Cart und sahen eine Pferdeshow an.
Kritik aus der Ukraine
Die innige Umarmung Modis für Putin fiel aber zusammen mit den Bildern eines durch Russland zerstörten Kinderkrankenhauses in Kiew und trug ihm Kritik ein. "Es ist eine große Enttäuschung und ein Tiefschlag für Friedensbemühungen, zu sehen, dass der Führer der größten Demokratie der Welt den blutigsten Kriminellen der Welt an einem solchen Tag in Moskau umarmt", schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski auf X.